Sturm "Herwart" Unwetter Herwert Sachsen-Anhalt: Bahn stellt Betrieb ein - Feuerwehren im Dauereinsatz
Halle (Saale) - Sturmtief „Herwart“ hat in Sachsen-Anhalt zahlreiche Bäume umstürzen lassen und den Zugverkehr zum Stillstand gebracht. Viele Straßen mussten gesperrt werden. Schwerwiegende Schäden und schwer verletzte Menschen aufgrund des Sturmes waren der Polizei nicht bekannt.
Die Beamten berichteten von umgewehten Bauzäunen und heruntergefallenen Dachziegeln. Die Deutsche Bahn hatte ihren Zugverkehr am Sonntagmorgen sicherheitshalber in weiten Teilen Deutschlands eingestellt, auch in Sachsen-Anhalt. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig wurden landesweit Windgeschwindigkeiten von 80 bis 100 Stundenkilometer erreicht.
Inzwischen fahren die ersten Bahnen wieder, eine Prognose, wann alle Züge wieder gemäß den Fahrplänen verkehren könnten, konnte eine Bahnsprecherin am Sonntagnachmittag in Berlin aber nicht abgeben. Fahrgäste sollten sich vor Reiseantritt aktuell im Internet informieren.
Der Regionalexpress von Magdeburg nach Berlin und weiter nach Frankfurt/Oder fahre wieder, hieß es am Sonntagnachmittag. Auch die Strecke von Schönebeck über Magdeburg nach Stendal sei wieder frei. Der Abschnitt zwischen Stendal und Wittenberge etwa war aber noch gesperrt. Als Ersatz für eine Reihe von Verbindungen wurden Busse eingesetzt. Teils gab es aber auch keinen Ersatzverkehr.
In Wittenberg seien mit 125 Stundenkilometern sogar Orkanböen registriert worden, sagte DWD-Meteorologe Clemens Weidemann. Auf dem Brocken, wo Stürme immer heftiger ausfallen als im Flachland, sei am Sonntagmorgen die Spitzen-Windgeschwindigkeit von 173 erreicht worden.
Sturmtief „Herwart“ in Sachsen-Anhalt und Mitteldeutschland: Meldungen aus der Region
Flughafen Leipzig/Halle: „Herwart“ legt nicht nur den Bahnverkehr lahm, sondern wirft auch die Abflugzeiten am Flughafen Halle/Leipzig durcheinander. Zum Text ...
Harz: Umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer, Probleme beim Bahnverkehr: Sturmtief „Herwart“ fegt am Sonntag auch über den Harzkreis. Von 4.45 Uhr bis 10.20 Uhr gab es laut Einsatzleitstelle des Landkreises rund 150 Feuerwehreinsätze. Schwerpunkte seien im Oberharz unter anderem in Benneckenstein, Schierke, Rübeland, aber auch Thale gewesen. Zum Text ...
Anhalt-Bitterfeld: Das Sturmtief Herwart hat im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in der Nacht zu Sonntage eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Die Polizei berichtet von zahlreichen Gefahreneinsätzen. Personen wurden dabei nicht verletzt. Zum Text ...
Dessau: Sturmtief „Herwart“ ist in der Nacht zum Sonntag über Dessau-Roßlau hinweggezogen - und hat zahlreiche Bäume umgeworfen und Schäden hinterlassen. In der Stadt wurden Spitzengeschwindigkeiten von 122 km/h gemessen - das ist Orkanstärke. Zum Text ...
Saalekreis: Seit den frühen Morgenstunden am Sonntag sind die Wehren im Saalekreis im Dauereinsatz: Reihenweise stürzen Bäume um, Äste und Dachziegel fliegen umher und in einem Fall hat der starke Winde sogar eine Grundstücksmauer umgedrückt. Zum Text ...
Mansfeld-Südharz: Sturm „Herwart“ wütete im Landkreis Mansfeld-Südharz: An der B86 zwischen Siebigerode und Annarode wurden große Dachteile eines Einfamilienhaus herabgerissen. Zum Text ...
Salzlandkreis: Umgestürzte Mülltonnen und Verkehrsschilder, entwurzelte Bäume, abgerissene Stromleitungen, herunterstürzende Dachziegel - Orkantief „Herwart“ ist am Sonntagmorgen mit heftigen Böen von mehr als 100 Stundenkilometern über den Salzlandkreis gefegt. Zum Text ...
Landkreis Wittenberg: Seit 5.40 Uhr stehen die Telefone nicht mehr still bei Polizei und Rettungsleitstelle. Schuld ist Sturmtief Herwart, dass den Nordosten Deutschlands in der Nacht zum Sonntag erreicht hat – und damit auch den Landkreis Wittenberg. Zum Text ...
Halle: Auch in Halle hat der Sturm bereits Schäden angerichtet. Im Süden der Stadt haben die orkanartigen Böen eine Solaranlage vom Dach eines Hauses gerissen. Zum Text ...
Im Harz musste laut der Polizei in Magdeburg fast jede Bundesstraße wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden. Die Nationalparkverwaltung warnte vor dem Betreten der Wälder im Harz. „Aufgrund der aktuellen Sturmwirkungen sind zahlreiche Wanderwege zugeworfen und nicht zu betreten. Weitere Bäume sind beschädigt und es besteht Nachbruchgefahr“, hieß es. Auch der Weg zur Rangerstation und zur Raststätte Scharfenstein sei unbegehbar und der Scharfenstein daher geschlossen. Die Aufräumarbeiten könnten erst nach dem Abflauen des Sturmes beginnen und sich aufgrund des Feiertages am Dienstag verzögern.
Im Altmarkkreis Salzwedel beispielsweise rückten Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehren zu zahlreichen Einsätzen aus. Bei einem Unfall wurde eine Autofahrerin leicht verletzt. Die 34-Jährige war am Sonntagmorgen zwischen Heiligenfelde und Kleinau unterwegs, als ein Baum auf die Straße stürzte. Die Frau prallte mit ihrem Wagen dagegen, wie die Polizei in Salzwedel mitteilte. Die Einsatzkräfte konnten die Gefahrenstelle nicht sofort räumen, weil weitere Bäume umzustürzen drohten und deshalb Lebensgefahr bestand.
In den kommenden Tagen wird es weiter herbstlich-wechselhaft, wie DWD-Meteorologe Weidemann weiter sagte. Am Montag gebe es weiter frischen Wind, Nordwestwind bringe aus Skandinavien aber trockene Luft nach Sachsen-Anhalt. Der Brückentag werde damit recht freundlich. Für den Reformationstag am Dienstag werde ein stark bewölkter Himmel erwartet, es könne hin und wieder regnen bei maximal zehn Grad.
Sturmschäden am Auto schnell der Versicherung melden
Wenn heftige Stürme durchs Land jagen und Bäume umwerfen, stehen oft leider Autos darunter. Die Schäden übernimmt meist die Versicherung. Halter sollten sie schnell informieren.
Baum auf Auto, Ziegel durchs Autodach, gegen die Motorhaube gewehtes Fahrrad: Sturmschäden am Fahrzeug gibt es in allerlei Form. Und egal ob es nun Totalschäden sind oder nur ein paar Dellen: Halter sollten sie der Versicherung schnell melden. Aber welche Versicherung springt ein? Und wie geht man am besten vor?
Bei Sturmschäden am Auto zahlt die Teilkaskoversicherung, erklärt der Bund der Versicherten (BdV). Abgedeckt sind zum Beispiel Schlagschäden durch herabfallende Äste oder Ziegel, aber auch Wasserschäden durch eine Überschwemmung nach Starkregen.
Die Meldung an die Versicherung geht am besten so schnell wie möglich raus. Laut BdV kann das telefonisch geschehen, besser sei aber das Einschreiben mit Rückschein. So können Halter die Meldung im Zweifel dokumentieren. Viele Versicherer bieten auch den Kontakt per E-Mail an. Mit der Versicherung wird dann das weitere Vorgehen abgesprochen.
Den Schaden sollten Halter so gut wie möglich dokumentieren. Am besten macht man einige Fotos, die sowohl das Auto als auch die Umgebung zeigen. Auf einigen Aufnahmen sollten die Schäden im Detail zu sehen sein. Gibt es Zeugen, sollte man sie in der Meldung mit angeben. Bei der Polizei muss man Sturmschäden laut BdV nicht melden.
Ganz wichtig: Ohne vorherige Rücksprache sollte man keine Schäden am Wagen beseitigen lassen. Die Versicherung muss laut BdV immer die Möglichkeit haben, den Schaden durch eigene Gutachter einschätzen zu lassen.
Nach dem Sturm ist vor dem Sturm: Haus auf Schäden prüfen
Umgestürzte Bäume, zerstörte Carports, vollgelaufene Keller - die schweren Gewitter hinterlassen vielerorts Schäden. Nicht alles aber wird direkt entdeckt und kann erst in der Folge oder gar im nächsten Unwetter für wirklich gravierende Schäden sorgen.
Viele Schäden eines Unwetters sind offensichtlich. Böen, Starkregen und Hagel zerstören Dächer, bringen Bäume zum Umstürzen oder fluten Keller. Aber einiges erkennt man nicht auf den ersten Blick: Auch wenn auf dem Dach keine Pfannen fehlen, kann Wasser eingedrungen sein. Schimmel kann sich im Dachstuhl bilden, eine teure Sanierung droht. Nach einem Sturm sollten Hausbesitzer daher immer ihr Gebäude von oben bis unten kontrollieren.
Aber nicht nur die Langzeitfolgen der aktuellen Schäden sind ein Problem. Bereits lose Teile fliegen vielleicht beim nächsten Unwetter weg, angegriffene Konstruktionen können dann zusammenbrechen. Das Haus muss also mit Blick auf das mögliche nächste Unwetter kritisch geprüft werden - der Verband Privater Bauherren erklärt, an welchen Stellen:
DACH: Am Dach und an der Fassadenverkleidung kann starker Wind Teile gelöst haben. Hausbesitzer prüfen daher, ob Dachziegel beschädigt und Schindeln, Bretter aus dem Giebelfeld oder von Gauben lose sind. Gleiches gilt für die Solaranlage. Denn herabstürzende Teile können Passanten verletzen, und dafür haftet in der Regel der Hausbesitzer.
DACHSCHRÄGEN: Sind dort Flecken zu sehen? Falls ja, hat wahrscheinlich böiger Wind den Regen nach oben unter die Dachziegel gedrückt und den Dämmstoff durchnässt. Das muss behoben werden, weil nasser Dämmstoff nicht mehr isoliert und zum Wärmeleiter wird - im Winter steigen dann die Heizkosten. An nassem Holz wachsen zudem Pilze und es fault. Außerdem kann sich Schimmel im Dachstuhl bilden, der über die innere Wandverkleidung in die Raumluft gelangt.
FASSADE: Ist Wasser an der Außenwand des Gebäudes heruntergelaufen? Falls ja, muss man prüfen, ob es auch ins Haus gelangt ist. Denn dann kann es ebenfalls zu Feuchteschäden mit Schimmelbefall kommen. Problemstellen sind insbesondere unter den Fensterbrüstungen oder an Fenstern und Türen.
BALKON UND FENSTER: Sind Balkontüren, Fenster und Rollläden sowie deren Führungsschienen in Ordnung? Starker Wind kann sie vor allem am hohen Dach- und Giebelbereich aus den Verankerungen gerissen haben.
REGENRINNEN: Hat der Wind Laub und Äste in die Regenabflüsse gedrückt? Diese sollten davon befreit werden, sonst kann der nächste Regen nicht ablaufen. Außerdem müssen Hausbesitzer prüfen, ob schwankende Bäume Regenrinnen und Fallrohre berührt und diese beschädigt haben.
(dpa/mz)