AfD kontra Kitakoffer Sexualkunde-Unterricht in Sachsen-Anhalt: AfD über Frühsexualisierung

Magdeburg - Die AfD hat eine länderübergreifende Offensive gegen die Aktionspläne zum Schutz Homosexueller und anderer Minderheiten gestartet. Sachsen-Anhalts Fraktionschef André Poggenburg sprach von einem „Kampf gegen die Frühsexualisierung“. „Kinder sind keine jungen Erwachsenen“, heißt es in der „Magdeburger Erklärung“ der AfD. Sie sieht in Teilen des Aufklärungsunterrichts, der in Kitas und Schulen stattfindet, eine Gefahr für Kinder. Hans-Thomas Tillschneider, Abgeordneter und AfD-Rechtsaußen, sagte, die Aktionspläne würden die Geschlechterrollen stören - und somit die Entwicklung der Kinder. Als substanzlos wiesen Grüne, Linke und Interessenvertretungen die Kritik der AfD zurück.
Landesregierung arbeitet an einem Aktionsplan für mehr Toleranz
Die Landesregierung in Sachsen-Anhalt arbeitet aktuell an einem Aktionsplan, dessen Ziel mehr Toleranz für sexuelle Minderheiten ist. Teil des Plans ist ein Kitakoffer, der vor allem Aufklärungsliteratur enthält – dabei geht es auch um die Rollen der Geschlechter. Zudem gehören Präventionsmaßnahmen gegen homophobe Gewalt zum Konzept - etwa geschulte Polizeimitarbeiter als Ansprechpartner.
AfD glaubt, dass Kindern Homosexualität aufgedrängt wird
Dass Sexualität - auch Homosexualität - im Kitaalter thematisiert werden, ist der AfD ein Dorn im Auge. Sie sieht die Gefahr, dass Kindern die Homosexualität gewissermaßen aufgedrängt werde. „Wir wenden uns gegen alle Versuche des Staates, in die Erziehungshoheit der Eltern einzugreifen“, heißt es in dem Papier. Und weiter: Kinder sollten nicht in dem Glauben erzogen werden, „die Ehe sei nur eine beliebige Form des Zusammenlebens, die gleichwertig neben allen anderen Formen steht“.
Nicht gleichwertig - Tillschneider begründete dies damit, dass nur aus klassischen Partnerschaften Kinder entstehen würden. Gleichzeitig schreibt die AfD, dass sie sich gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten wende.
In Sachsen-Anhalt sind die Kita-Koffer noch nicht im Einsatz
Die Kampagne der AfD läuft länderübergreifend. Die Magdeburger Erklärung ist von Fraktionsmitgliedern aus Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Baden-Württemberg unterzeichnet.
Dabei bleibt die AfD-Kritik an den Aktionsplänen eher grundsätzlich und unkonkret. Sie sei „präventiv“, so Poggenburg. Tillschneider nannte auf Nachfrage lediglichen einen Buchtitel, der im Umlauf und aus seiner Sicht problematisch sei. In Sachsen-Anhalt sind die Kita-Koffer noch nicht im Einsatz - in Rheinland-Pfalz gibt es ihn bereits.
Kritik an der AfD: Partei schürt laut Kritikern Ängste
Eva von Angern, Abgeordnete der Linken und Sprecherin für Gleichstellungspolitik, sagte, die AfD schüre Ängste. Die Kritik der AfD zeuge zudem „von einem schweren Misstrauen gegen die Erzieherinnen dieses Landes“. Die Grünen sehen die AfD als Panikmacher. „Erneut bläst sie zum Kampf, wo es gar keinen Gegner gibt“, sagte der parlamentarische Geschäftsführer Sebastian Striegel. Der Vorwurf der AfD gehe völlig am Anliegen des Plans vorbei.
Das Thema Sexualkunde-Unterricht erregt immer wieder die Gemüter. Zuletzt waren Ende Oktober in Hessen Gegner und Befürworter eines neuen Lehrplans auf die Straße gegangen. Dieser sieht als Ziel die Akzeptanz sexueller Vielfalt vor. (mz)