Quereinsteiger als Lehrer Quereinsteiger als Lehrer in Sachsen-Anhalt: Minister verspricht Besserung

Halle (Saale) - Ganz allein vor eine Schulklasse treten, ohne jede pädagogische Ausbildung? Was Sachsen-Anhalt und andere Länder Seiteneinsteigern in den Lehrerberuf zumuten, ist ein Bruch mit allem, was bislang üblich war.
„Das war schon mit der heißen Nadel gestrickt“, räumt Bildungsminister Marco Tullner (CDU) ein. Von August an soll es etwas besser laufen: Wer aus einem anderen Beruf in den Schuldienst kommt, absolviert noch vor Dienstbeginn einen vierwöchigen Einsteigerkurs. Diese Schnellbesohlung soll eine Basisqualifikation ermöglichen, angepasst an die die Zielgruppe - also an die jeweilige Schule, in der jemand unterrichten wird.
Sachsen-Anhalt: Kurs für Quereinsteiger, die Lehrer werden wollen
Berufsbegleitend gibt es zudem einen 200-stündigen Kurs, der sich über einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckt. Die Unterrichtsverpflichtung wird für Teilnehmer wöchentlich um fünf Stunden verringert.
Allerdings: eine Ausbildung, wie ein regulärer Lehrer sie hat, ist das nicht. „Unser Ziel sind weiterhin vollwertige Lehrer“, sagt Tullner. Diese absolvieren nach dem Lehramtsstudium noch einen 16-monatigen Vorbereitungsdienst, das Referendariat. Mit dem neuen Schulgesetz gibt es ab August erstmals die Möglichkeit, ein Referendariat berufsbegleitend zu absolvieren.
Ein Übernahmeversprechen für jene, die sich qualifizieren, gibt es zwar nicht. „Das ist aber eine eher theoretische Frage. Natürlich werden wir da jeden gern nehmen“, sagt Tullner.
Nicht geboten wird die Möglichkeit, dass Seiteneinsteiger anfangs bei erfahrenen Kollegen hospitieren und sich Tricks abschauen können. „Ich würde mir das auch wünschen“, sagt Tullner. „Auf der anderen Seite brauchen wir die Seiteneinsteiger in der Klasse. Die Eltern verlangen von uns, dass der Unterricht nicht ausfällt.“ Eine kleine Entlastung gibt es ab August: Für die Begleitung jedes Seiteneinsteigers bekommen Schulen zwei Wochenstunden zusätzlich.
Quereinsteiger im Lehramt in Sachsen-Anhalt: Annerkennung von Berufserfahrung ist umstritten
Auf Kritik von Gewerkschaftern stoßen fragwürdige Entscheidungen des Landesschulamts bei der Anerkennung von Berufserfahrung. So sortierte die Behörde einen Seiteneinsteiger in Halle erst in Erfahrungsstufe 2, später aber nur noch in Stufe 1 ein - trotz eines gültigen Arbeitsvertrags. Um sich die Gehalts-Differenz zurückzuholen, pfändete das Amt sogar das Konto des Lehrers.
„So etwas ist abstrus“, sagt Tullner. „Das Amt ist in seinen Strukturen auf die heutigen Herausforderungen nicht immer eingestellt.“ (mz)