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Projekt aus Sachsen-Anhalt Navi für den Datendschungel: Umweltministerin Steffi Lemke gibt Startschuss für Faktenportal

Bisher waren Fakten zur Umwelt in Deutschland oft verstreut und schlecht auffindbar. Ein neues, für jeden offenes Digitalportal führt sie nun zusammen. Entwickelt wurde es in Sachsen-Anhalt. Was das mit Demokratie zu tun hat - und wie Steffi Lemke Kritik an Donald Trump übt.

Von Matthias Müller 27.01.2025, 17:36
Gewässer, wie hier die Elbe bei Dessau-Roßlau, aber auch Wald, Luft  und Boden  gehören auf dem neuen Datenportal umwelt.info zu den Themen.
Gewässer, wie hier die Elbe bei Dessau-Roßlau, aber auch Wald, Luft und Boden gehören auf dem neuen Datenportal umwelt.info zu den Themen. (Foto: dpa)

Merseburg/Dessau/MZ. - Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) brachte auf den Punkt, was das neue, unter umwelt.info erreichbare Internetangebot sein soll: „Sie haben ein Navi für den Umweltdatendschungel geschaffen“, rief sie am Montag in Merseburg den Entwicklern des ab sofort zugänglichen Portals zu.

Lemke kritisiert Trump und Lindner

Zum Startschuss des digitialen Portals hat Lemke generell die Wichtigkeit von verlässlichen und für alle zugänglichen Daten betont. Klima- und Naturschutz sowie staatliche Institutionen auf der ganzen Welt stünden unter Druck, durch Fake News und Manipulation in Sozialen Netzwerken und durch politische Akteure. „In den USA ist ein Präsident im Amt, der keinen Wert darauf legt, dass seine Äußerungen richtig sind“, so die Politikerin aus Dessau mit Blick auf Donald Trump.

Dem müsse man sich stellen, auch im Umweltbereich: „ Es ist wichtig, ein staatliches Portal zu haben, das fundierte Informationen verlässlich und gut aufbereitet und allen zur Verfügung stellt“, sagte sie über das neue Projekt, das vom in Merseburg angesiedelten Nationalen Zentrum für Umwelt- und Naturschutzinformationen umgesetzt wird, einer Außenstelle des Umweltbundesamt. Auch dessen Existenz verteidigte Lemke: „Mich irritiert es, dass von Politikern die Abschaffung des UBA gefordert wird“, sagte sie und spielte damit auf Äußerungen von FDP-Politiker Christian Lindner an.

Was man auf dem neuen Portal umwelt.info an Informationen finden kann, das fasst MZ-Wissenschaftsredakteur Matthias Müller zusammen:

Was ist das Besondere am neuen Portal umwelt.info?Es ist ein zentraler Ort, an dem umfangreiche Informationen über Umwelt und Natur in Deutschland gebündelt werden. Das war bislang hierzulande nicht der Fall, es herrschte eher Stückwerk. Dabei seien der Zugang zu und die Verfügbarkeit von solchen Daten immens wichtig, betonte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts (UBA) in Dessau, gegenüber der MZ. „Wir haben bislang sehr viele Informationen an unterschiedlichen Orten – und das Portal bringt sie alle zusammen.“

Steffi Lemke (Bündnis 90/ Die Grünen), hier bei  der  Vorstellung des Projektes zur Entwicklung der Mittleren Elbe zur naturnahen Auenlandschaft an Bundeswasserstraßen.
Steffi Lemke (Bündnis 90/ Die Grünen), hier bei der Vorstellung des Projektes zur Entwicklung der Mittleren Elbe zur naturnahen Auenlandschaft an Bundeswasserstraßen.
(Foto: dpa)

Ein Tool auch gegen Lügen, Fake News und Manipulation.

Steffi Lemke (Grüne), Bundesumweltministerin

Zum nun erfolgten Start speist sich das Portal aus Daten aus rund 150 Quellen: von Bundes- oder Landesbehörden über wissenschaftlichen Einrichtungen bis hin zu Vereinen und Verbänden. Diese deutsche Datenlandschaft wurde und wird vom Nationalen Zentrum für Umwelt- und Naturschutzinformationen, einer UBA-Außenstelle in Merseburg, erschlossen und für das Portal aufbereitet – so sollen alle Infos gut auffindbar und transparent sein.

An wen richtet sich das Portal überhaupt?An jeden, der sich dafür interessiert. Das Portal ist öffentlich, über eine Suchmaschinenfunktion und verschiedene Themen-Kacheln kann man dort Daten abrufen. Das Angebot richte sich beispielsweise an Bürger, die sich informieren wollen, erläuterte UBA-Präsident Messner. Aber auch an die Wirtschaft, die für Investitionen auf leicht verfügbare Umweltdaten angewiesen sei. Oder an Behörden, die sich besser vernetzen könnten. Und auch die Wissenschaft benötigt immer wieder Informationen.

Die „qualitativ hochwertigen Daten“ im Portal sollen auch die politische Arbeit unterstützen, ergänzte Umweltministerin Lemke. In Verwaltungen, genauso wie in Parlamenten. Auch Umwelt- und Naturschutz seien auf verlässliche Daten für Maßnahmen angewiesen. „Letzten Endes werden wir dabei auch beispielgebend in der Europäischen Union sein.“ Die EU hatte zuvor bemängelt, dass in Deutschland Umweltinfos nur zersplittert verfügbar waren.

Was für Informationen findet man dort? Das Portal bündelt Daten aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Am Starttag für umweltinfo.de gehörten Begriffe wie Klimawandel und Gesundheit, Hochwasserrisikogebiet sowie Boden und Natur zu den beliebtesten Schlagwörtern. Es gebe aber auch Nutzer, die sich für Messergebnisse zur Radioaktivität im Trinkwasser interessierten. Solche Suchanfragen, natürlich anonymisiert, werden auf der Internetseite als Beispiele angezeigt.

Das Angebot ist bewusst niedrigschwellig angelegt und kostenlos. Jeder könne sich etwa über Ozonwerte, die Qualität von Badegewässern oder Ähnliches informieren, so Steffi Lemke. „Wir haben damit nun einen ganz praktischen Nutzen für die Menschen in unserem Land und für den Umwelt- und Naturschutz.“

Was hat das Portal mit unserer Demokratie zu tun? Mit seinen Daten und Infos sei umwelt.info „auch ein wirkmächtiges Tool gegen Fake News, Lügen und Manipulation“, sagte Steffi Lemke. Es sei heute oft schwierig, Fakten und Wahrheit zu identifizieren. Hier helfe das neue Portal im Umwelt- und Naturschutzbereich als Anlaufpunkt den Menschen, sich über wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren. „Damit ist es ein wesentlicher Beitrag für Freiheit und Demokratie.“

Wie geht es nach dem Start nun weiter? Die Daten werden weiter aktualisiert und erweitert. Bis Jahresende soll sich die Anzahl der integrierten Quellen auf 300 verdoppelt haben. Finanziert wird das Projekt bis 2038 aus Strukturfondsmitteln für den Wandel des Mitteldeutschen Braunkohlereviers. Es gehe bei dem Umweltportal auch um sogenannte grüne digitale Transformation, erklärte Lemke. Das Vorhaben, in Sachsen-Anhalt umgesetzt, gehört zu den 17 Leuchtturmturmprojekten in der Digitalstrategie des Bundes.

Datenportal umwelt.info: Feedback erwünscht

18 Mitarbeiter zählt das weiter im Aufbau befindliche Nationale Zentrum für Umwelt- und Naturschutzinformationen, das seit 2023 als Außenstelle des Umweltbundesamts in Merseburg sitzt. Das Team aus Datenwissenschaftlern, IT-Experten und Medienredakteuren um Leiterin Anja Reineke hat das neue Datenportal entwickelt und betreibt es. Für die Weiterentwicklung sind Hinweise und Vorschläge von Nutzern ausdrücklich erwünscht. Mehr dazu im Internet unter umwelt.info unter „Feedback geben“.