Kommentar zur MDR-Doku über Eisleben Journalismus mit dem Holzhammer
Unter dem Titel „Arm, billig, ostdeutsch“ sendet der MDR eine Doku über Mansfeld-Südharz - und bedient auf das Billigste Klischees über den Osten.
![Für diejenigen, die das beitragsfinanzierte Rundfunksystem abschaffen wollen, ist der MDR-Beitrag eine Steilvorlage, meint unser Kommentator.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/01/29/fd3613f8-e3a3-4ef9-99c6-25f49a4b0747.jpeg?rect=0%2C0%2C1920%2C1280&w=1024&auto=format)
Halle/MZ - Wer nach 35 Jahren noch nicht mitbekommen hat, wie es in Ostdeutschland wirklich zugeht, muss sich nur die Doku des MDR über Eisleben anschauen: verfallene Häuser, leere Geschäfte, Junkies, Langzeitarbeitslose, ein syrischer Friseur, ein indischer Pizzabäcker. Fehlt noch etwas? Ach, ja: Nazis! Warum kommen in dem Beitrag eigentlich keine Rechtsextremisten vor? Der Osten ist doch braun, oder nicht?
Damit genug des Sarkasmus. Der MDR schafft es in 30 Minuten, Klischees über den Osten auf das Billigste zu bedienen. Das ist Journalismus mit dem Holzhammer. Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, Probleme schönzureden. Es hat Gründe, dass Mansfeld-Südharz in vielen Bereichen Schlusslicht ist. Was dem Beitrag fehlt, ist eine tiefergehende Einordnung und ein Blick auf die andere Seite: auf Vereine, Ehrenamt, Politik. So entsteht ein Zerrbild, das der Wirklichkeit nicht gerecht wird.
Vom MDR als einem Sender, der vor Ort sitzt und nicht irgendwo in Nordrhein-Westfalen oder Bayern, darf man mehr erwarten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht aus unterschiedlichen Gründen unter Druck, zum Teil gerechtfertigt, zum Teil nicht. Solche Beiträge aber werden die gerade in Ostdeutschland vorherrschende Skepsis gegenüber dem beitragsfinanzierten System nur vergrößern. Für diejenigen, die es am liebsten abschaffen wollen, ist das eine Steilvorlage.