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Mitgliederentscheid zur Landtagswahl Mitgliederentscheid zur Landtagswahl: Katja Pähle zur SPD-Spitzenkandidatin gekürt

Von Jan Schumann 10.07.2020, 19:15
Katja Pähle (SPD), Spitzenkandidatin für die kommende Landtagswahl in Sachsen-Anhalt. 
Katja Pähle (SPD), Spitzenkandidatin für die kommende Landtagswahl in Sachsen-Anhalt.  dpa-Zentralbild

Magdeburg - Am Ende ist es knapper als gedacht: Sachsen-
Anhalts SPD-Mitglieder haben Fraktionschefin Katja Pähle zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 gekürt. Das ist das Ergebnis eines Mitgliederentscheids, an dem 1.600 Genossen teilgenommen haben. Am Freitag steht das Resultat in der Parteizentrale in Magdeburg fest: Pähle holt 54,8 Prozent der Stimmen. Konkurrent und Außenseiterkandidat Roger Stöcker, SPD-Kreischef im Salzland, kommt auf 42,9 Prozent. Zwar ist Pähles Erfolg am Ende ungefährdet. Die Unterstützung für Stöcker war aber stärker, als im Vorfeld der Entscheidung erwartet.

Erstmals Mitgliederentscheid

Es ist das erste Mal, dass die Sozialdemokraten in Sachsen-Anhalt einen Spitzenkandidaten per Mitgliedervotum bestimmen. Vorausgegangen waren fünf Regionalkonferenzen und eine Briefwahl, an der sich etwa die Hälfte der 3.500 Wahlberechtigten SPD-Mitglieder beteiligte. Die 43-jährige Pähle sagt: „Wir werden in den Wahlkampf mit klarer Kante ziehen müssen.“

Die Hallenserin hat bereits angekündigt, mit einem Dreierteam antreten zu wollen - und zwar zusammen mit den aktuellen SPD-Ministern Armin Willingmann (Wirtschaft) und Petra Grimm-Benne (Soziales). Angesichts des schwachen Wahlergebnisses des Jahres 2016 von 10,6 Prozent sagt Pähle: „Wir bleiben auf dem Teppich, aber wir sind ehrgeizig.“ Eine Zielmarke nennt sie vorerst nicht.

Pähle macht aber klar, dass sie ein Ende der schwarz-rot-grünen Koalition will: Sie kämpfe für „veränderte Mehrheiten und für die Chance auf neue Bündnisse für fortschrittliche Politik“. Das ist ein kaum verhohlener Code für Rot-Rot-Grün. Solch ein linkes Bündnis hat in Sachsen-Anhalt aktuell aber keine Mehrheit, es lag zuletzt bei 37 Prozent.

Pähles 35-jähriger Konkurrent Roger Stöcker nimmt die Niederlage am Freitag sportlich. „Ich habe immer gesagt, das ist wie bei einem Pokalspiel: Ich war der Regionalliga-Club, du warst der etablierte Bundesligist.“ Er beglückwünscht Pähle: „Du hast dir das verdient.“ Und fügt hinzu: „Ich werde nur noch mithelfen, wenn ich gefragt werde.“ Ob es ihn nun in den Landtag ziehe? „Alles kann, nichts muss“, sagt Stöcker.

Für Pähle ist es ein weiterer Schritt in ihrem rasanten Aufstieg in Sachsen-Anhalts SPD. Nach der desaströsen Landtagswahl 2016 hatte Fraktionschefin Katrin Budde hingeworfen, Pähle kam aus der dritten Reihe und übernahm – für viele überraschend. „Mir war schlecht“, hat Pähle einmal über den Moment nach der Landtagswahl gesagt, als ihr plötzlich „die Schlüssel für das Raumschiff Magdeburg in den Schoß geworfen“ wurden. Pähle saß erst seit 2011 im Landtag, war Hochschulexpertin.

Seit 2016 führt sie nun die elfköpfige Fraktion, ohne dass interne Querelen nach außen dringen. Das kann schon als Leistung gelten in der Partei, die 2016 so zerstritten war. Auf ihrem machtvollen Posten nimmt Pähle auch an Kabinettssitzungen teil, begleitet so die wichtigen Entscheidungen der schwarz-rot-grünen Landesregierung. Die Diabetikerin sagte einmal über ihren arbeitsintensiven, fordernden Job: Hätte sie ihren Arzt gefragt, hätte er ganz sicher abgeraten.

Einst im Sozialministerium

Pähle ist ein Landeskind, stammt aus Wippra (Mansfeld-Südharz). Sie studierte Soziologie, schrieb an der Uni Halle ihre Doktorarbeit und arbeitete vor ihrer Abgeordneten-Zeit als persönliche Referentin im SPD-geführten Sozialministerium. Mit Pähles Aufstieg 2016 nahm auch der hallesche Einfluss in der SPD wieder zu. Neben ihr als Fraktionschefin ist mittlerweile auch der Hallenser Andreas Schmidt zu einem der beiden Vorsitzenden der Landespartei aufgestiegen. Schmidt sagt am Freitag zur Premiere des Mitgliederentscheids: „Der Aufwand hat sich gelohnt.“ Bis zur Landtagswahl 2021 sind es noch 330 Tage. (mz)