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Landtagswahl 2021 Landtagswahl 2021: SPD-Schaulaufen mit kleinen Spitzen

Von Hagen Eichler 09.06.2020, 19:14
Katja Pähle
Katja Pähle dpa

Apenburg-Winterfeld - Nein, ein Duell ist das hier nicht. Katja Pähle und Roger Stöcker liefern sich keinen harten Kampf um die Frage, wer die SPD im nächsten Jahr als Spitzenkandidat anführen darf. Höflich lassen die beiden einander ausreden, bei vielen Fragen ähneln sich die Antworten. Und doch gibt es verdeckte Spitzen - es geht um die Verantwortung für die katastrophale Lage der SPD, die 2016 auf 10,6 Prozent abgestützt ist und heute kaum besser dasteht.

Der Schatten von Bullerjahn

Beispiel Lehrermangel - wie konnte das passieren? „So zu tun, als wäre das eine Naturgewalt, finde ich komisch“, sagt Stöcker, der 35-jährige SPD-Kreisvorsitzende aus dem Salzlandkreis. „Wir haben mit der Zustimmung zur Politik von Jens Bullerjahn dazu beigetragen“, räumt Pähle ein. Als der sozialdemokratische Finanzminister den Landeshaushalt mit harten Schnitten sanierte, war sie bereits Abgeordnete.

Bei der Gesundheitspolitik spielt die 42-jährige Vorsitzende der Landtagsfraktion den Ball zurück. Ausführlich lobt sie die Übernahme des Burgenlandklinikums durch einen gemeinnützigen Träger, obwohl das in der SPD geradezu verhasste Klinikunternehmen Ameos eine sehr hohe Summe geboten habe. Das zielt auf Stöckers Kreisverband. Die dortigen Kreiskrankenhäuser waren 2012 an Ameos verkauft worden, mit den Stimmen der örtlichen SPD. Dazu habe es keine Alternative gegeben, sagt Stöcker. „Es ging nicht um das Ob, nur um das Wie.“

Angriffslustiger, provokanter will Stöcker die SPD machen. Wie genau, lässt er offen. Der Politikwissenschaftler spricht selbstbewusst, gestikuliert. Pähle verschränkt meist die Arme, spricht etwas leiser. Sie setzt auf Teamplay und verweist regelmäßig auf die Arbeit der beiden SPD-Minister Petra Grimm-Benne und Armin Willingmann.

Stöcker will den Kommunen Geld für Investitionen geben. Verteilt werden soll das nicht durch die gewählten Kommunalpolitiker, sondern von den Bürgern. Pähle warnt davor. „Warum soll sich dann noch jemand in den Stadtrat wählen lassen?“

Geht es um die Staatskanzlei?

Rund 40 Zuschauer sind gekommen, um in einem altmärkischen Landhotel das Schaulaufen der beiden Bewerber zu verfolgen. Vier Regionalkonferenzen sollen noch folgen. Ende Juni entscheiden dann die 3.500 Parteimitglieder per Briefwahl über den Spitzenkandidaten - ein Novum in der Landes-SPD.

Offen bleibt an diesem Abend, welches Ziel sich die Sozialdemokraten stecken sollen. Katrin Budde, die Spitzenkandidatin von 2016, hatte noch den Anspruch formuliert, Ministerpräsidentin zu werden. (mz)

Roger Stöcker
Roger Stöcker
Dpa