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Stark-Watzinger will Zivilschutz-Übungen Proben Schulen bald den Kriegsfall? Vorschlag von Bildungsministerin erntet Kritik in Sachsen-Anhalt

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) schlägt Zivilschutzübungen in Schulen vor: Es geht um die Vorbereitung auf Krisen - „von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg. In Sachsen-Anhalt gibt es Kritik an dem Vorstoß.

Von Jan Schumann Aktualisiert: 18.03.2024, 14:55
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (Foto: Oliver Berg/dpa)

Magdeburg/MZ - Der Vorschlag von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), Schüler mit Zivilschutzübungen auf den Krisenfall vorzubereiten, trifft in Sachsen-Anhalt auf Widerspruch. „Ich halte das für ziemlich daneben“, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben am Montag in Magdeburg. Wenn die Bildungsministerin den Begriff „Zivilschutz“ verwende, „dann reden wir über Krieg“, so Erben. „Ich halte es eindeutig für falsch, so was in Schulen durchzuführen.“

Auch der FDP-Fraktionschef Andreas Silbersack zeigte sich zurückhaltend. Zwar betonte er: „Dass man vorsorgt für bestimmte Situationen, finde ich richtig.“ Es sei aber wichtig, „Maß und Mitte“ zu halten. Es solle nicht der Eindruck entstehen, „dass wir kurz vorm Krieg stehen“.

FDP-Politikerin Stark-Watzinger fordert „unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“

Bildungsministerin Stark-Watzinger hatte am Wochenende erklärt, Schulen müssten junge Menschen für verschiedene Krisenszenarien wappnen. „Die Gesellschaft muss sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Lesen Sie auch: Lehrerverband unterstützt Vorstoß für Zivilschutzübungen: Bewusstsein für Bedrohung an Schulen schaffen

„Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen“, so die FDP-Politikerin. „Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken.“ Stark-Watzinger betonte, in Großbritannien gehörten Katastrophenübungen bereits zum Schulalltag. „Davon können wir lernen.“ Die Bundesbildungsministerin rief Schulen auch dazu auf, ein „unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“ zu entwickeln.

CDU-Fraktionschef Heuer befürwortet Bundeswehr-Werbung an Schulen

Ähnlich sieht es Sachsen-Anhalts CDU-Fraktionschef. „Da sind wir ganz schnell bei dem Thema: Werbung der Bundeswehr an Schulen“, sagte Guido Heuer. „Ich bin ganz klar dafür.“ Deutschland brauche angesichts der Bedrohungslage im Osten Europas ein wehrhaftes Militär. Auch mit Blick auf Stark-Watzingers Vorschlag für Zivilschutzübungen an Schulen zeigte sich Heuer offen.

Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) betonte auf MZ-Anfrage am Montag: „All dies passiert an Sachsen-Anhalts Schulen ohnehin“. So würden aktuell probeweise Erste-Hilfe-Kurse für Siebtklässler in Magdeburg und im Jerichower Land durchgeführt. Zudem werde gemeinsam mit dem Innenministerium ein „Katastrophenschutztag“ geplant. „Seit einigen Jahren schon stellen wir unseren Schulen den sogenannten Krisenordner zur Verfügung“, ergänzte Feußner.

Der Deutsche Lehrerverband griff indes Stark-Watzingers Vorstoß für Zivilschutz-Übungen auf. „Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss“, sagte Verbandspräsident Stefan Düll der „Bild am Sonntag“. Er erwarte jetzt, dass Stark-Watzinger zusammen mit den Landesbildungsministerien die Umsetzung vorantreibe.