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Gymnasium oder Sekundarschule? Kommentar zu neuen Leistungstests für Viertklässler: unverbindlich und unnötig

In Sachsen-Anhalt gibt es neue Tests für Viertklässler, die trotz anderslautender Lehrerempfehlung ans Gymnasium wechseln wollen. MZ-Redakteur Jan Schumann hält die neuen, unverbindlichen Tests für unnötig.

Von Jan Schumann 07.01.2025, 17:07
MZ-Redakteur Jan Schumann hält die neuen, unverbindlichen Tests für unnötig.
MZ-Redakteur Jan Schumann hält die neuen, unverbindlichen Tests für unnötig. (Foto: MZ/Stedtler)

Magdeburg/MZ - Seit dem aktuellen Schuljahr gibt es in Sachsen-Anhalt einen neuen Schultest, der Eltern bei einer wichtigen Frage weiterbringen soll: Ist mein Kind geeignet für das Gymnasium und das Abitur? Auf den ersten Blick ist nichts dagegen einzuwenden, dass erfahrene Lehrer mit einem einheitlichen Testverfahren Empfehlungen für Kinder abgeben. Es ist allerdings fraglich, ob dieses neue Modell wirklich seinen Sinn erfüllt.

Es fängt schon damit an, dass nichts an diesem Test bindend ist. Niemand ist gezwungen, sein Kind Ende November in die Prüfungen in Deutsch und Mathe zu schicken. Und niemand ist gezwungen, das Ergebnis der Tests als bindend anzusehen. Stattdessen bleibt die Entscheidungshoheit – wie auch schon zuvor – bei den Eltern. Sie allein können am Ende entscheiden, ob ihr Kind in der fünften Klasse ans Gymnasium wechselt.

Es ist richtig, Eltern die finale Entscheidung zu überlassen

Es ist richtig, den Eltern diese Entscheidung zu überlassen. Es sollte nicht an einzelnen Lehrereinschätzungen hängen, ob ein Schüler den Weg in Gymnasium gehen darf oder nicht. Lehrer können sich irren – das ist nur einer von mehreren Gründen. Ein anderer lautet, dass Kinder im Schulalter enorme Leistungssprünge machen können.

Das bedeutet auch, dass die Leistungseinschätzung aus dem vergangenen Jahr bald schon hinfällig sein kann. Deshalb sollten letztendlich die Familien über die Schulkarriere entscheiden. Ausgesiebt wird dort dann immer noch: mit Noten.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Wenn die neuen Tests also richtigerweise nicht bindend sind – sind sie überhaupt nötig? Eher nicht. Zur Orientierung, wie gut oder weniger gut ein Kind fürs Gymnasium geeignet ist, dürfte in den meisten Fällen die Erfahrung aus vier Jahren Unterricht reichen. Und wer unsicher ist, kann sich dann immer noch im Gespräch mit dem Lehrer beraten lassen. Nicht nötig scheinen vor diesem Hintergrund dagegen neue, unverbindliche Tests. Diese Kraft sollte sich Sachsen-Anhalts gebeuteltes Schulsystem lieber sparen.