Hilfs-Sheriff? Nein, danke! Hilfs-Sheriff? Nein, danke!: Sachsen-Anhalt hat nur 19 von geplanten 100 Wachpolizisten

Magdeburg - Die vor drei Jahren eingeführte Hilfspolizei für Sachsen-Anhalt kommt nicht auf die Beine und liegt personell bisher weit hinter den Erwartungen. Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) hatte die sogenannte Wachpolizei eingeführt, um die Vollzugsbeamten bei ihrer Arbeit zu entlasten. Im April 2016 kündigte Stahlknecht an, die unbewaffnete Truppe solle noch 2017 auf 100 Mitglieder anwachsen. Diese Zahl wurde aber nie erreicht. Aktuell sind nur 19 Wachpolizisten im Dienst.
Auch die letzte Ausschreibungsrunde brachte nur geringen Erfolg. 40 Stellen wollte das Innenministerium zum 1. März besetzen. Bewerbungen gab es lediglich 19, nur fünf Interessenten konnte das Land schließlich unter Vertrag nehmen. Die gescheiterten Bewerber waren zu alt, nicht fit genug oder hatten keinen Führerschein.
Jetzt hat das Land 75 Stellen ausgeschrieben, die neuen Wachpolizisten sollen zum 1. September eingestellt werden. Laut Anzeige müssen die Bewerber mindestens 18 und maximal 31 Jahre alt sein, die deutsche oder eine EU-Staatsbürgerschaft sowie einen Realschulabschluss haben und auf mindestens 1,60 Meter Körpergröße kommen. Vorstrafen sind ein Ausschlusskriterium. Die Stellen sind auf zwei Jahre befristet, das Monatsgehalt liegt bei 2600 Euro.
Gewerkschaft: Job als Wachpolizist ist nicht attraktiv
Dass die einst groß angekündigte Wachpolizei auf eine Personalstärke unter 20 abgerutscht ist, überrascht selbst die Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Uns wurde gesagt, es seien 38“, sagt Landesvorsitzender Uwe Bachmann. Das mangelnde Interesse an den Stellen wundert ihn nicht. „Der Job ist einfach nicht attraktiv. Wer sich für unseren Beruf interessiert, geht zur richtigen Polizei und nimmt keine befristete Stelle an. Die Kollegen haben ja dort keine Perspektive.“
Die Wachpolizisten ermitteln keine Straftaten und dürfen nicht Streife laufen. Sie bekommen eine dreimonatige Kurzausbildung und werden dann zur Verkehrsüberwachung eingesetzt. Sie dürfen blitzen und begleiten Schwertransporte. Dadurch sollen sie die reguläre Polizei entlasten. Der GdP-Landeschef will das nicht schlechtreden. „Wir schätzen die Arbeit der Kollegen.“ Dennoch: Die Wachpolizei ist aus seiner Sicht ein Auslaufmodell.
Innenministerium wertet Wachpolizei als Erfolg
Das Innenministerium sieht das anders. Der Einsatz der Wachpolizei sei „zielführend und erfolgreich“, heißt es aus dem Haus von Minister Stahlknecht. Das zeigten Rückmeldungen aus allen Polizei-Inspektionen. Auch wenn die Zahl der Wachpolizisten gesunken sei, trage die Arbeit „maßgeblich zur Unterstützung beziehungsweise Entlastung der Behörden bei und ist zudem ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrssicherheit im Land“, heißt es auf Anfrage.
Zudem sei es gelungen, 31 frühere Wachpolizisten für die reguläre Polizei zu gewinnen. Diese steckten derzeit in der zweieinhalbjährigen Ausbildung für die Laufbahngruppe eins beziehungsweise im dreijährigen Studium für die Laufbahngruppe zwei.
Polizei hat 200.000 Überstunden
Die Wachpolizei wurde geschaffen, weil die Personalstärke der Landespolizei in dieser Legislaturperiode auf einen Tiefststand gefallen ist. Derzeit sind etwa 5600 Beamte im Einsatz, 7000 hat sich die Koalition aus CDU, SPD und Grünen selbst als Ziel gesetzt. Das fehlende Personal habe Folgen, sagt die GdP. „Dass wir zu wenig Kollegen auf der Straße haben, merkt jeder Bürger“, sagte Landesvorsitzender Bachmann.
Ende dieses Jahres soll die Zahl der Polizisten erstmals wieder steigen. Dann stoßen die ersten Absolventen aus den deutlich größeren Einstellungs-Jahrgängen ab 2017 hinzu. Im vergangenen Jahr kam die Polizei auf 200.000 Überstunden. (mz)