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Bilanz des Corona-Jahrs 2021 Heimaufsicht greift in Hunderten Fällen ein: Zahlreiche Verstöße in Pflegeeinrichtungen

Pflegeheime galten lange als Hotspots der Corona-Pandemie in Sachsen-Anhalt: Bei Kontrollen der Heimaufsicht fanden Prüfer Hunderte Regelverstöße - in der Betreuung, aber auch bei der Hygiene und beim Personalschlüssel.

Von Jan Schumann Aktualisiert: 29.06.2022, 12:46
Sachsen-Anhalts Heimaufsicht stellte im Corona-Jahr 2021 zahlreiche Verstöße fest. In Hunderten Fällen musste sie eingreifen.
Sachsen-Anhalts Heimaufsicht stellte im Corona-Jahr 2021 zahlreiche Verstöße fest. In Hunderten Fällen musste sie eingreifen. Foto: Tom Weller/dpa

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts Heimaufsicht hat im Corona-Jahr 2021 zahlreiche Verstöße in Pflegeeinrichtungen festgestellt. In 784 Fällen registrierten die Prüfer Regelverstöße, am häufigsten ging es um zu wenig Fachpersonal vor Ort, mangelhafte Hygienebedingungen und Wohnqualität.

Verstärkte Kontrollen hatte die Heimaufsicht Anfang 2021 angestrengt, als eine heftige Corona-Welle durch Sachsen-Anhalt und dessen Heime gerollt war. „Das spiegelt sich auch in den Mängelfeststellungen wider“, sagte Thomas Pleye, Präsident des Landesverwaltungsamts, am Mittwoch. Ihm ist die Heimaufsicht in Sachsen-Anhalt unterstellt.

Deutlich mehr Verstöße als in Vorjahren

Das Bundesland stellte weit mehr Verstöße in Heimen fest als in den Jahren zuvor. 2020 hatte die Aufsicht noch 206 Mängel in Heimen notiert, 2019 waren es 484. Viele Prüfungen hätten 2021 bewusst auf Corona-Regeln abgezielt, so Pleye – etwa auf die verschärften Besuchsregeln, Masken- und Testpflichten.

2021 sei zudem die Zahl der Beschwerden über Heimeinrichtungen auf 606 gestiegen. Im Jahr zuvor waren es noch 509 gewesen. „Ein verändertes Bewusstsein und Sensibilität für Dinge, die im Pflegealltag nicht hingenommen werden müssen, führt unter anderem dazu, dass von Angehörigen öfter und mit Nachdruck Missstände gemeldet werden“, sagte Pleye.

Heimaufsicht muss eingreifen

Tatsächlich griff die Aufsicht aufgrund erkannte Mängel auch häufiger als sonst ein: 461 mal musste sie zu Ordnungsmaßnahmen greifen, suchte das Gespräch, um Fehler abzustellen.

Weitergehende Sanktionen, etwa Aufnahmestopps, Betriebsuntersagungen oder Anordnungen, seien 2021 aber nicht nötig gewesen. „Das ist ein abgestuftes Verfahren, das funktioniert“, sagte Jens Wiederhold, Chef der Heimaufsicht im Landesverwaltungsamt.

Mängelhinweise sogar vom Personal

Neu: Immer häufiger kämen Mängelhinweise mittlerweile sogar von Mitarbeitern. Die Heimaufsicht deutet dies als Symptom des verschärften Fachkräftemangels in der Pflege.

„Es gibt einen gewissen Qualitätsverlust, der auch mit dem Fachkraftproblem zusammenhängt“, analysierte Wiederhold am Mittwoch. „Wir stellen fortlaufend höhere Anforderungen an die Qualität der Pflege, gleichzeitig ist es aber die große Herausforderung, gutes Personal zu finden, das die Qualität auch umsetzen kann.“

Fachkräftemangel verschärft sich

Allerdings müsse man auch bedenken, dass die Corona-Pandemie „eine besonders dynamische Situation“ gewesen sei, in der es permanent neue Regeln für Pflegeeinrichtungen gegeben habe, sagte Wiederhold.