Filz-Vorwürfe von AfD Filz-Vorwürfe von AfD: Gefälligkeiten für Lebensgefährten von Lotto-Chefin?
Magdeburg - Die AfD im Landtag von Sachsen-Anhalt nimmt die landeseigene Lotto-Gesellschaft und deren Chefin Maren Sieb ins Visier. Es geht um den Verdacht finanzieller Gefälligkeiten für Siebs Lebenspartner.
Insbesondere interessiert sich die AfD für Wohltätigkeitsverbände, die Lotto-Fördergeld erhalten und gleichzeitig Aufträge an die Werbeagentur von Siebs Lebensgefährten geben. Die Fraktion will Strafanzeige stellen.
Für erklärungsbedürftig hält die AfD etwa das Verhalten des Sozialverbands „Der Paritätische“ Sachsen-Anhalt. Dessen Tochterunternehmen Paritätische Sozialwerke GmbH (PSW) betreibt unter anderem Pflegeheime und Behinderteneinrichtungen.
Die Agentur von Siebs Partner
Gefördert wird die PSW von Lotto Sachsen-Anhalt, seit 2012 unter Leitung der gelernten Radio-Journalistin Maren Sieb. PSW gibt Aufträge an die Magdeburger Werbeagentur Isa i motion - die Siebs Partner gehört.
„Diese Konstellation hat mindestens ein Geschmäckle“, rügt der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Robert Farle. „Für uns wirkt das wie ein Dreiecksgeschäft.“ Mit der Anzeige will er erreichen, dass die Staatsanwaltschaft mögliche unzulässige Verquickungen aufklärt.
Der Werbeauftrag von PSW ist auf der Webseite der Agentur dokumentiert. Eine Lotto-Sprecherin bestätigt auch die Förderung für PSW. Von einer Interessenvermengung will Lotto-Chefin Sieb jedoch nichts wissen. Jeder Antrag auf Fördergeld werde vom zuständigen Ministerium geprüft, argumentiert sie.
Sieb weißt Vorwürfe zurück
Bei Summen ab 15.000 Euro entscheide zudem ein 14-köpfiger Beirat. Die Vorstellung, dass sich Lotto-Begünstigte möglicherweise mit einem Auftrag an Siebs Partner erkenntlich zeigen wollen, nennt Sieb „schlichten Unsinn“.
Allerdings ist PSW nicht der einzige Fall dieser Art. So hat Isa i motion auch die Webseite der Stendaler Tafel erstellt. Das wohltätige Projekt zur Ausgabe von Lebensmitteln an Bedürftige hat wiederum Fördergeld von Lotto erhalten, konkret zur Ausstattung eines Kühlfahrzeugs.
Die gleiche Konstellation bei der Volkssolidarität Habilis gGmbH: Das gemeinnützige Unternehmen hat laut Eigenaussage 54.000 Euro von Lotto erhalten, um in Obhausen (Saalekreis) einen Bewegungsparcours für behinderte Menschen zu errichten.
Vor Übernahme von Lotto war Sieb Agentur-Chefin
Einladungskarten und Fotos hat Habilis bei Isa i motion in Auftrag gegeben. Von Lotto unterstützt wird auch das DRK Sachsen-Anhalt, seit 1995 flossen insgesamt 1,8 Millionen Euro. Der DRK-Kreisverband Börde wiederum lässt Fotos, Flyer und ein Magazin beim Lebenspartner der Lotto-Chefin fertigen.
Vor der Übernahme des Chefpostens bei Lotto war Sieb sogar selbst Inhaberin der Agentur. In dieser Funktion arbeitete sie unter anderem im Landtagswahlkampf für den damaligen SPD-Spitzenkandidaten Jens Bullerjahn. 2012 wurde sie zur Lotto-Geschäftsführerin ernannt.
Die Werbekunden blieben
Dass ihre einstige Agentur für viele Sozialverbände arbeite, sei leicht zu erklären, sagt Sieb. „Das Kerngeschäft bestand von Beginn an in der Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit von sozialen Strukturen wie Verbänden oder Einrichtungen.“
Dabei sei es bis heute geblieben. „Mein Wechsel zu Lotto Sachsen-Anhalt im Oktober 2012 war kein Anlass, die Geschäftsphilosophie zu verändern oder Kundenbeziehungen einzufrieren.“ Sie selbst, betont Sieb, habe alle Aktivitäten für die Werbeagentur eingestellt.
Sozialverbände glauben nicht an Zusammenhang
Sozialverbände halten einen Zusammenhang zwischen Fördergeld und Aufträgen für abwegig. „Da ist überhaupt nichts Anrüchiges“, sagt etwa Eva Buder von der Volkssolidarität Habilis. „Wir geben Aufträge an viele Agenturen und fühlen uns überhaupt nicht einer bestimmten verpflichtet.“ Von der persönlichen Verbindung der Lotto-Chefin zur Agentur Isa i motion habe sie auch gar nichts gewusst, sagt Buder.
Sachsen-Anhalts Lotto-Gesellschaft hat im vergangenen Jahr mit Glücksspielen 191 Millionen Euro eingenommen. Neben den Ausschüttungen an die Lotto-Spieler geht ein Teil der Gewinne an das Finanzministerium, 2018 kassierte das Land 65 Millionen Euro. Ein kleinerer Teil wird für gemeinnützige Projekte ausgeschüttet. 2018 erhielten 374 Vorhaben 6,4 Millionen Euro. (mz)