Fehlzeiten-Report Fehlzeiten-Report der AOK: Krankenstand in Sachsen Anhalt am höchsten

Halle (Saale) - Berufstätige in Sachsen-Anhalt sind derzeit so krank wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das zeigen aktuelle Erhebungen der AOK. Demnach waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 5,8 Prozent der erwerbstätigen AOK-Versicherten im Bundesland krank geschrieben – pro Arbeitnehmer kamen so statistisch gesehen 21 Fehltage zusammen.
2007 lag der Krankenstand noch bei 4,6 Prozent. Seitdem steigt die Zahl kontinuierlich und liegt jedes Jahr über dem deutschen Durchschnitt von zuletzt 5,3 Prozent.
Zahlen des Versicherers DAK-Gesundheit bestätigen den Trend: Demnach sind Deutschlands Berufstätige auch insgesamt aktuell so oft krank wie seit 20 Jahren nicht mehr. Ostdeutschlands Arbeitnehmer sind dabei deutlich häufiger und auch länger krank geschrieben als Beschäftigte in den alten Bundesländern.
Höchster Krankenstand in Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt hatte laut dem von Arbeitsmarktforschern im Auftrag der AOK erstellten „Fehlzeitenreport“ im vergangenen Jahr den höchsten Krankenstand der neuen Länder zusammen mit Thüringen und Brandenburg. Einzig Beschäftigte im Saarland, in Rheinland-Pfalz und im Norden Nordrhein-Westfalens waren 2015 noch häufiger krank.
Immer öfter sind psychische Leiden der Grund für Fehltage – beispielsweise Erschöpfung. Die Anzahl solcher Krankheitsfälle wächst im langjährigen Trend am stärksten, so hat die AOK ermittelt.
Rückenbeschwerden bleiben neben der Erkältung aber die häufigste Krankheitsursache überhaupt. Das berichten Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung gleichermaßen.
So sind es denn auch Beschäftigte in körperlich anstrengenden Berufen in der Metallbranche, im Baugewerbe, in der Pflege sowie häufig sitzende Mitarbeiter in Callcentern oder Bus- und Bahnfahrer, die laut AOK am häufigsten krankheitsbedingt ausfallen.
Im Schnitt sind Beschäftigte dieser Branchen bis zu 30 Tage im Jahr arbeitsunfähig. In Sachsen-Anhalt ist das „Heim- und Sozialwesen“ noch vor Leiharbeit und Logistik der derzeit am stärksten wachsende Jobmarkt. Das belegen Zahlen der Arbeitsagenturen.
Nach Ansicht der Kassen ist die seit Jahren schrumpfende Arbeitslosenquote, die sinkende Angst vor Arbeitsplatzverlust und die höhere Arbeitsbelastung mit verantwortlich für steigende Krankenstände.
Fast 80.000 Fachkräfte fehlen in Sachsen-Anhalt
Im kommenden Jahr rechnen die Arbeitsagenturen des Landes mit 8.400 zusätzlichen Jobs. Bis 2020 fehlen im Bundesland bis zu 78.000 Fachkräfte, so schätzen Forscher des Zentrums für Sozialforschung in Halle. Das belastet die Belegschaften vielbeschäftigter Unternehmen.
Hinzu kommt: Jeder fünfte Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt ist bereits über 55 Jahre alt. Auch das wirke sich auf die Anzahl der Krankheitstage aus, berichtet Kay Senius.
Der Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt sieht außerdem Zeitdruck, Arbeitsverdichtung und schlechtes Betriebsklima als mögliche Ursachen für eine wachsende Krankheitsbelastung.
Das haben auch die Forscher der AOK in einer Befragung unter rund 2.000 Beschäftigten nachgewiesen: Demnach klagen unzufriedene Befragte häufiger über gesundheitliche und psychische Beschwerden.
Solche Arbeitnehmer sind außerdem nicht nur häufiger krank. Sie ignorieren auch häufiger den ärztlichen Rat und gehen trotz Krankheit zur Arbeit. Und das ist Unternehmensstudien zufolge noch deutlich schädlicher als Fehltage.
(mz)