Kommentar zum Wolf: Ein guter Zaun ist unverzichtbar

Magdeburg/MZ - Vor gut einem Jahr haben Deutschlands Umweltminister ein Wort erfunden, das niemals halten wird, was es verspricht. Das Wort lautet „Schnellabschuss“. Es soll die politische Antwort darauf sein, dass einzelne Wölfe ein gewisses Geschick entwickeln, Zäune zu überwinden, um dahinter gehütete Nutztiere anzugreifen und in einem Blutrausch hinzumetzeln.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und die Landesminister waren sich im Dezember 2023 einig, dass in solchen Fällen unverzüglich und unbürokratisch die Genehmigung zum Abschuss erfolgen soll.

Bis heute ist von diesem Verfahren jedoch nichts zu sehen. Als erstes Land hat Niedersachsen eine entsprechende Regelung erlassen – wurde aber wegen Formfehlern von Verwaltungsgerichten gestoppt. Sachsen-Anhalt will aus diesen Fehlern lernen und einen gerichtsfesten Erlass in diesem Dezember vorlegen. Doch selbst wenn hiesige Gerichte daran keinen Mangel finden sollten: Es wird hier nur um sehr seltene Einzelfälle gehen. Dafür sorgen die vorgesehenen Hürden.

Die meisten Rissvorfälle kommen schon deshalb für das neue Verfahren nicht in Frage, weil es an einem wirksamen Wolfsschutz fehlte, etwa einem Zaun nach Stand der Technik oder einem Hütehund. Hinzu kommt das Erfordernis eines drohenden „erheblichen wirtschaftlichen Schadens“. Hobbyhalter, die einige wenige Ziegen oder Schafe halten, dürften dadurch ausgeschlossen sein.

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Es ist richtig, dass sich die Länder auf sehr clevere, sehr viel Schaden anrichtende Wölfe einstellen. Aber dass mit dem „Schnellabschuss“ nun allenthalben die Flinte knallt, ist nicht zu erwarten. Das wird es nur geben, wenn der Schutzstatus des Wolfes abgesenkt wird – ein Ausschuss des Europarats berät darüber an diesem Dienstag. Für Tierhalter gibt es daher nur einen Rat: Sie müssen ihr Vieh schützen – verschwinden wird der Wolf nicht mehr.