Kommentar zur Reaktivierung alter Bahntrassen Die Bahn muss wieder aufs Land fahren
Um stillgelegte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen, braucht es ein Umdenken in der Verkehrspolitik.
Halle/MZ - Mit ihrer Studie zur Wiederinbetriebnahme alter Bahntrassen legen Verkehrsverbände alle paar Jahre wieder verlässlich den Finger in die Wunde. Sie zeigen, woran es in vielen ländlichen Regionen abseits von Ballungsräumen und großen Magistralen fehlt: an leistungsfähigen Zugverbindungen. Und wie sich das ändern ließe. Leider drohen die ambitionierten Pläne ebenso verlässlich an der Wirklichkeit zu zerschellen.
Zwar erhält die Bahn vom Bund so viel Geld wie nie zuvor. Das aber braucht sie dringend, um das bestehende Netz zu sanieren. An die Wiederbelebung stillgelegter Strecken ist da nicht zu denken; dafür müssen Länder und Kommunen Fördermittel aus verschiedenen Töpfen zusammenkratzen und eigenes Geld mitbringen. Im reichen Baden-Württemberg, das Reaktivierungen ehrgeizig angeht, mag das gelingen. Im armen Sachsen-Anhalt ist es kaum möglich.
Es gäbe eine Lösung: Es braucht endlich einen bundesweiten Infrastrukturfonds, aus dem Investitionen in Straßen-, vor allem aber in Schienenwege auf Jahre hinaus verlässlich finanziert werden können, einschließlich der Wiederinbetriebnahme alter Trassen. Die Länder fordern dies seit langem. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat einen solchen Fonds angekündigt, nun muss er auch liefern. Die Bahn ohne Plan mit Geld zuzuschütten, das ist noch keine Verkehrspolitik.