1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Kommentar zur Lokführergewerkschaft GDL: Darum steht der GDL-Chef vor einer Bewährungsprobe

Kommentar zur Lokführergewerkschaft GDL Darum steht der GDL-Chef vor einer Bewährungsprobe

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG hat sich mit der Bahn ohne Streiks auf einen Tarifvertrag geeinigt. Das bringt die Konkurrenzgewerkschaft GDL in Zugzwang.

Von Alexander Schierholz 25.02.2025, 16:00
Die Einigung zwischen der EVG und der Bahn bringt die GDL in Zugzwang, meint unser Kommentator.
Die Einigung zwischen der EVG und der Bahn bringt die GDL in Zugzwang, meint unser Kommentator. (Foto: MZ / Stedtler)

Halle/MZ - Nach nur drei Wochen Verhandlungen und ganz ohne Streiks haben sich die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und die Deutsche Bahn unlängst auf einen Tarifvertrag verständigt – es ist eine geräuschlose Einigung, die die konkurrierende Lokführergewerkschaft GDL nun in Zugzwang bringt.

Zum Jahresende läuft der Tarifvertrag zwischen der GDL und der Bahn aus. Niemand weiß, wie dann die wirtschaftliche Lage aussehen, wie sich die Inflation entwickeln wird. Unklar ist, was der Konzern dann anbieten, was die Gewerkschaft für ihre Mitglieder fordern wird. Es ist deshalb richtig, dass der neue GDL-Vorsitzende Mario Reiß nun, quasi vorsorglich, Streiks als letztes Mittel ankündigt; würde er das nicht tun, wäre er als Gewerkschaftsboss eine Fehlbesetzung.

Dennoch hat die EVG mit dem Abschluss ein Signal ausgesendet: Eine Einigung gelingt auch ohne Arbeitskampf. Das kann für die GDL, deren Verhältnis zur EVG ohnehin angespannt ist, kein Maßstab sein, doch leichter wird es für Reiß damit nicht. Sollten sich die GDL und die Bahn Anfang kommenden Jahres verhaken, sollten die Lokführer dann – wieder einmal – streiken, werden sich nicht wenige Bahnreisende daran erinnern, dass es auch anders geht. Für Reiß wird die kommende Tarifrunde mit der Bahn, die erste mit ihm als GDL-Chef, damit mehr denn je zur Bewährungsprobe.