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Umgang mit Corona-Hotspots Corona-Hotspots und Reisebeschränkungen: Haseloff pocht auf gemeinsame Corona-Linie von Bund und Ländern

28.06.2020, 14:30
Die Bund-Länder-Einigung zum Umgang mit Reisenden aus Corona-Hotspots hatte nicht lange Bestand. Ministerpräsident Haseloff appelliert an seine Kollegen, im Tross zu bleiben.
Die Bund-Länder-Einigung zum Umgang mit Reisenden aus Corona-Hotspots hatte nicht lange Bestand. Ministerpräsident Haseloff appelliert an seine Kollegen, im Tross zu bleiben. dpa

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat am Wochenende an seine Amtskollegen in den anderen Bundesländern appelliert, die vereinbarte Linie bei der Corona-Politik einzuhalten.

„Ich bin froh, dass sich alle 16 Länder auf eine gemeinsame Regelung verständigen konnten“, sagte Haseloff über die Vereinbarungen zum Umgang mit Reisenden aus Gegenden mit hohem Infektionsgeschehen.

Thüringen verzichtet auf Urlaubsverbote wegen Corona

Thüringen kündigte am Samstag jedoch an, keine derartigen Regelungen einzuführen. „Wir werden kein Einreise- und kein Beherbergungsverbot erlassen“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Samstag in Erfurt. Thüringen habe dazu bei der Bund-Länder-Vereinbarung zum Reiseverkehr eine entsprechende Protokollerklärung abgegeben.

Haseloff rief seinen Thüringer Amtskollegen daraufhin dennoch auf, der vereinbarten Linie zu folgen. „Ich appelliere an alle Beteiligten, an diesem Kompromiss festzuhalten“, sagte Haseloff mit Blick auf die Ankündigung Thüringens. „Nur so kann ein Flickenteppich in Deutschland gerade in den reiseintensiven Sommermonaten verhindert werden“, sagte Haseloff.

Bayern will mehr auf Corona testen

Während Thüringen ankündigte, von Reisenden aus Corona-Hotspots keine Testergebnisse zu fordern, kündigte Bayern an, seine Test-Strategie massiv auszuweiten: Der Freistaat will künftig jedem, der sich auf das neuartige Coronavirus testen lassen möchte, einen kostenlosen Test ermöglichen.

Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) kündigte an, dass sich zeitnah alle Bürger auch ohne Symptome testen lassen können. Die Kosten will die Landesregierung übernehmen, soweit sie nicht etwa von der Krankenkasse getragen werden.

Bund und Länder waren einig im Umgang mit Corona-Hotspots

Am Freitag hatten sich Bund und Länder auf eine gemeinsame Linie beim Umgang mit Reisenden aus Gegenden mit hohem Infektionsgeschehen geeinigt. Demnach dürfen diese nur dann in Hotels und Ferienwohnungen untergebracht werden oder ohne Quarantänemaßnahme in ein Land einreisen, wenn sie mit einem ärztlichen Attest nachweisen, dass sie keine Infektion haben.

Das Attest „muss sich auf eine molekularbiologische Testung stützen, die höchstens 48 Stunden vor der Anreise vorgenommen worden ist“, hieß es. Als hohes Infektionsgeschehen gelten mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern innerhalb der letzten sieben Tage. Sachsen-Anhalt setzte die Einigung bereits am Freitag in Form einer Allgemeinverfügung durch das Landesverwaltungsamt um.

Willingman warnt vor Stigmatisierung wegen Corona

Auch Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sagte, dass ein Reiseverbot die Ausbreitung des neuartigen Virus eindämmen könne, warnte aber vor einer Stigmatisierung der Gäste aus betroffenen Regionen. „Gerade als Reiseland Sachsen-Anhalt sollten wir uns vor jeglicher Diskriminierung von Gästen aus Risikogebieten hüten“, sagte Willingmann der Deutschen Presse-Agentur. „Und bedenken, die Pandemie ist nicht vorüber: Corona kann jeden treffen.“

Ähnliche Warnungen kamen aus der Hotelbranche. „Menschen dürfen nicht diskriminiert werden, nur weil sie aus einer bestimmten Gegend kommen“, sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Sachsen-Anhalt, Michael Schmidt, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Corona-Hotspots: Hoteliers wollen einheitliche Regeln

„Es ist wichtig, dass es jetzt einheitliche Regeln gibt und nicht jedes Bundesland seine eigenen erlässt“, sagte der Hotelier. „So gibt es für alle klare Vorgaben und wir müssen uns nicht rechtfertigen.“ Dennoch rechnet Schmidt damit, dass nicht alle Gäste die Vorgaben einsehen. „Es wird trotzdem Diskussionen geben, da bin ich mir sicher.“

Die getroffenen Regelungen seien aber vernünftig. „Um die Pandemie einzudämmen und jetzt nicht wieder durch Reisen auszubreiten ist die Maßnahme nachvollziehbar“, sagte Schmidt. Der Verbandspräsident forderte, die Wirksamkeit der Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen.

Hoteliers: Corona-Krise noch nicht durchstanden

Die Situation seiner Verbandsmitglieder gut einen Monat nach dem Ende der Beschränkungen für Hotels und Restaurants sei unterschiedlich, sagte Schmidt. „Die Übernachtungszahlen liegen noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Krise, aber sie sind gut.“

Auffällig sei, dass die Gäste seit der Krise längere Aufenthalte in Sachsen-Anhalt buchten als davor. Nicht so positiv fällt der Befund für die Restaurants aus. Vor allem die Abstandsregeln machten den Wirten zu schaffen, außerdem hätten Menschen Angst vor einer Ansteckung und seien generell zurückhaltender. „Wenn Gäste kommen, dann meistens allein oder zu zweit. Aber die großen Gruppen bleiben aus und die bringen sonst einen Großteil des Umsatzes.“