Attentat mit sechs Toten CDU-Fraktionschef ist offen für Untersuchungsausschuss zum Anschlag von Magdeburg
Nach dem Anschlag von Magdeburg steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Untersuchungsausschuss im Landtag, der Behördenfehler aufarbeiten könnte. CDU-Fraktionschef Guido Heuer zeigte sich am Mittwoch auf MZ-Anfrage offen.
Magdeburg/MZ - Nach dem Anschlag von Magdeburg wird die Aufarbeitung möglicher Behördenfehler in einem Untersuchungsschuss im Landtag wahrscheinlicher. CDU-Fraktionschef Guido Heuer zeigte sich am Mittwoch offen für das Einsetzen eines solchen Gremiums. „Wir werden das bei unserer Klausurtagung ausführlich diskutieren“, sagte Heuer der MZ. Der Chef der größten Landtagsfraktion ergänzte: „Es gibt Argumente für einen Untersuchungsausschuss.“
Gremien dieser Art sollen Fehler von Behörden aufarbeiten. Dabei haben sie weitreichende Möglichkeiten. Sie können sich Akten vorlegen lassen und auch Zeugen vorladen.
Entscheidung der CDU-Fraktion könnte kommende Woche fallen
Laut Heuer könnte die CDU Anfang kommender Woche eine Entscheidung fällen, ob und wie ein U-Ausschuss eingesetzt werden soll. Andere Fraktionen fordern dies seit Tagen. Die Koalitionspartner der Christdemokraten, SPD und FDP, zeigen ebenfalls Bereitschaft.
Lesen Sie auch: Experte kritisiert Sicherheitskonzept zum Weihnachtsmarkt - Fehler bereits im Vorfeld
Am lautesten sind die Rufe nach Aufarbeitung in der Opposition. Die rechtsextreme AfD erneuerte am Mittwoch ihre Forderung nach einem U-Ausschuss, der unter anderem Fehler der Sicherheitsbehörden aufarbeiten solle. Er sehe ein „systematisches Behördenversagen“, sagte Fraktionschef Ulrich Siegmund. Das betreffe das Innen-, das Justiz- und das Sozialministerium.
Chancen für einen Minderheiten-Ausschuss sind nur gering
Die AfD will etwa aufklären, wieso Attentäter Taleb A. als Arzt im Maßregelvollzug des Landes in Bernburg (Salzlandkreis) arbeiten durfte, obwohl die Polizei mehrfach Gefährderansprachen an ihn richtete.
Lesen Sie auch: Attentäter von Magdeburg nutzte zu breite Zufahrt für Feuerwehr-Autos für Anschlag aus
AfD-Innenpolitiker Matthias Büttner bescheinigte darüber hinaus den Sicherheitsbehörden systematisches Versagen. Polizei, Landeskriminalamt und Verfassungsschutz hätten Fehler in der Gefahreneinschätzung über Taleb A. gemacht, kritisierte Büttner. Die AfD forderte zudem den Rücktritt von Innenministerin Tamara Zieschang (CDU). Co-Fraktionschef Oliver Kirchner stellte den Anschlag in eine Reihe mit anderen Gewalttaten in der Republik, die durch Migranten begangen wurden. Er beklagte „Ausländerkriminalität auf unseren Straßen“.
Linken-Politikerin von Angern: "Die AfD will Hass und Hetze verbreiten"
Allerdings: Die AfD verfügt nicht über genug Stimmen im Landtag, um allein einen U-Ausschuss einzusetzen. Die anderen zwei Oppositionskräfte, Linke und Grüne, haben eine Kooperation mit der rechtsextremen AfD bereits ausgeschlossen. „Unser Ziel ist eine seriöse Aufarbeitung, die AfD will Hass und Hetze verbreiten“, sagte Linken-Fraktionschefin Eva von Angern. Damit kann ein Untersuchungsausschuss realistischerweise nur durch die Koalition eingesetzt werden.