Bilder des DDR-Geheimdienstes Bilder des DDR-Geheimdienstes: Das Rätsel der Stasi-Fotos ist gelöst

Halle (Saale) - Das Rätsel der Stasi-Fotos - langsam kommt Licht ins Dunkel: Mehr als 100 Mails mit Hinweisen hat die Stasi-Unterlagenbehörde in Halle erhalten, nachdem die MZ vor einer Woche Bilder aus dem Archiv der Behörde gezeigt hatte, die sich bisher nicht klar zuordnen lassen. Hinzu kamen unzählige Anrufe. Die Mitarbeiter um Behördenleiterin Marit Krätzer wollen den Tipps nun nachgehen.
Im Archiv der Behörde lagern mehrere hundert Fotos, bei denen bisher wichtige Fragen unbeantwortet sind: Wer hat sie wann, wo und zu welchem Zweck aufgenommen? Wer und was ist darauf zu sehen? Nur anhand dieser Informationen können die Bilder archiviert und damit für Forschung und Recherchen zugänglich gemacht werden.
Große Resonanz auf Stasi-Foto eines Schlosses mit einer Frau und einem Kind im Vordergrund
Einige der Fotos hatte die MZ in der vergangenen Woche in ihrer Print- und Online-Ausgabe veröffentlicht; eine Galerie mit weiteren Bildern war über die App „MZ virtuell“ abrufbar und löste großes Interesse aus - bisher gab es mehr als 1.300 Zugriffe.
Die größte Resonanz fand die Abbildung eines Schlosses mit einer Frau und einem Kind im Vordergrund; beide drehen der Kamera den Rücken zu. „Allein zu diesem Motiv haben wir 49 Hinweise bekommen“, sagt Krätzer, „alle gleich.“ Demnach handelt es sich um das Schloss Reinhardsbrunn bei Gotha in Thüringen.
Doch wie gelangte die Aufnahme eines thüringischen Schlosses in die Bestände der Stasi-Bezirksverwaltung Halle, deren Hinterlassenschaften die Behörde heute aufarbeitet? Archivarin Ulrike Vogel hat eine These: „Zu DDR-Zeiten war in dem Schloss ein Hotel untergebracht, in dem Besucher aus Westdeutschland abstiegen. Zudem gab es einen Intershop.“
Zu vielen Stasi-Bildern gab es Hinweise, die sich widersprechen
Dies könnte das Interesse des DDR-Geheimdienstes geweckt haben, meint Vogel. Trotzdem bleiben Fragen offen: Worin besteht die Verbindung nach Halle? Wer sind die Frau und das Kind? Wurden sie observiert? Wenn ja, warum? Oder handelt es sich um ein Urlaubsbild, dass die Stasi-Spitzel aus noch unbekannten Gründen einkassiert hatten?
Nicht nur in diesem Fall sind also noch weitere Recherchen notwendig. Zu vielen Bildern gab es nur wenige Hinweise, die sich widersprechen. Etwa die Aufnahme eines Kellers mit großen Tanks. Ein Lager der chemischen Industrie? Ein Lebensmittelbetrieb? Ein Hinweisgeber tippt auf Weinbau. Ein anderer ist sich sicher: Es handelt sich um Tanks, die in Thale (Harz) gebaut wurden. Seine Vermutung: Die Behälter standen in einem Betrieb im sächsischen Rötha, in dem Fruchtsaft produziert wurde.
Für Archivarin Vogel und ihre Kollegen geht die Arbeit mit den Bildern jetzt erst richtig los: Manche, die sich nach der Veröffentlichung in der MZ meldeten, untermauerten ihre Tipps mit Links zu Wikipedia-Einträgen oder Fernseh-Dokumentationen. Krätzer freut sich über so viel Einsatz: „Wir bedanken uns für die Mitarbeit“, sagt die Behördenchefin. Sie verspricht: Jeder Mail-Verfasser bekomme eine Antwort, allen Hinweisen werde nachgegangen.
Noch mehr Licht ins Dunkel soll eine Ausstellung bringen, die am Sonnabend während der halleschen Museumsnacht in der Stasi-Unterlagenbehörde in Halle-Neustadt, Blücherstraße 2, zu sehen ist: Unter dem Titel „Spurensuche“ werden fast 800 Bilder aus dem Archiv gezeigt, die sich bisher nicht zuordnen lassen. Die Schau soll auch nach der Museumsnacht geöffnet bleiben.
Hinweise zu den Archivbildern auf dieser Seite bitte an die Stasi-Unterlagenbehörde:[email protected] (mz)
