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Kommentar zur Debatte um das Deutschlandticket Auch CDU-Wähler fahren Bus und Bahn

Warum die Blockadehaltung der Union zum Deutschlandticket ein Wahlkampfmanöver ist.

Von Alexander Schierholz 14.11.2024, 18:00
Mit dem Deutschlandticket hat die Politik bewiesen, dass sie die Kraft aufbringt für Veränderungen zugunsten der Bürgerinnen und Bürger, meint unser Kommentator.
Mit dem Deutschlandticket hat die Politik bewiesen, dass sie die Kraft aufbringt für Veränderungen zugunsten der Bürgerinnen und Bürger, meint unser Kommentator. (Foto: MZ / Stedtler)

Halle/MZ - Zum Einstieg eine kleine Quizfrage: Was ist das beste Projekt, das die gerade zerbrochene Ampel-Regierung auf den Weg gebracht hat? Wetten, dass vielen dabei sofort das Deutschlandticket einfällt? (Wetten auch, dass vielen danach nicht mehr viel einfällt – aber das ist ein anderes Thema.) Das Deutschlandticket also. Bundesweit mehr als 15 Millionen Mal verkauft, in der Region Halle/Leipzig mehr als 260.000 Mal. Rund zehn Prozent der Kunden lassen dafür regelmäßig ihr Auto stehen. Einfach einsteigen ohne sich um Tarifzonen und dafür passende Fahrscheine kümmern zu müssen – und das auch noch viel günstiger als mit herkömmlichen Tickets.

Und dieses Ticket, das die Nutzung von Bus und Bahn geradezu revolutioniert hat, soll nun einen vorzeitigen Tod sterben, weil die Unionsfraktion im Bundestag einer weiteren Finanzierung nicht zustimmen will? Im Ernst? Sterben würde damit ein Angebot, mit dem die Politik bewiesen hat, dass sie kann, wenn sie will. Dass sie die Kraft aufbringt für Veränderungen zugunsten der Bürgerinnen und Bürger – etwas, das ihr viele nicht mehr zugetraut haben.

Das Deutschlandticket wird mit Steuergeldern finanziert. Das ist aber kein Argument gegen das Angebot. Auch viele andere Bereiche des öffentlichen Lebens funktionieren nur so

Kritiker wenden ein, das Deutschlandticket sei ein mit öffentlichen Mitteln finanziertes Angebot, es zahlten also alle mit ihren Steuern für etwas, das nicht alle nutzten. Das sei nicht gerecht. Das stimmt, taugt aber als Argument gegen das Ticket nur bedingt. Auch viele andere Bereiche des öffentlichen Lebens funktionieren nur, weil die Steuerzahler mit zur Kasse gebeten werden: Opern- und Konzerthäuser. Sporthallen und Schwimmbäder.

Abgesehen von gelegentlichen kommunalen Spardebatten, käme niemand auf die Idee, solche Angebote komplett zu streichen. So entlarvt sich die Blockadehaltung der Union zum Deutschlandticket als ein billiges Wahlkampfmanöver. Allerdings eines, das CDU/CSU noch auf die Füße fallen könnte. Auch Unionswähler fahren Bus und Bahn.