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Rechtsaußen im Zickzack André Poggenburg: Ex-AfD-Landeschef verlässt den Aufbruch Deutscher Patrioten

Von Alexander Schierholz 12.08.2019, 19:30
André Poggenburg ist nicht mehr Vorsitzender der AdPM
André Poggenburg ist nicht mehr Vorsitzender der AdPM ZB

Halle (Saale) - André Poggenburg sammelt die Vorsilbe „Ex“ wie andere Briefmarken oder Bierdeckel: Ex-Landesvorsitzender der AfD in Sachsen-Anhalt, Ex-AfD-Landtagsfraktionschef, Ex-AfD-Kreisrat im Burgenlandkreis. Und nun auch noch Ex-ADPM-Bundesvorsitzender und Ex-ADPM-Mitglied. AD-was?

Das Kürzel „ADPM“ steht für „Aufbruch Deutscher Patrioten Mitteldeutschland“, eine rechte Kleinpartei, die Poggenburg erst im Januar unmittelbar nach seinem Auftritt aus der AfD gegründet hatte. Nun wirft er schon wieder hin: Am Montag kündigt Poggenburg seinen Rückzug aus seiner neuen Partei an, nachdem er bereits am Sonntag den Parteivorsitz niedergelegt hatte.

Zwölf Kandidaten treten an

Dem Rechtsaußen-Politiker Poggenburg muss klar geworden sein, dass mit seinem Parteiprojekt nichts zu holen ist. Zwar bekam die Minipartei mit rund 65 Mitgliedern genügend Unterschriften zusammen, um in Sachsen am 1. September zur Landtagswahl antreten zu können - mit zwölf Kandidaten. Doch in Umfragen rangiert Poggenburgs AfD-Abspaltung unter „Sonstige“.

Wie realistisch er die Lage einschätzt, zeigt eine Stellungnahme, die er am Montag verbreitet. Es müssten sich, so Poggenburg mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen, „alle Stimmen auf die Parteien, rechts neben dem linksentrückten Altparteienblock, konzentrieren, die momentan eine tatsächliche Chance auf das Erreichen der Fünfprozenthürde und den Einzug in die Landtage haben“. Gemeint ist nicht: seine Partei. Gemeint ist: die AfD.

Auflösung der Partei ADPM beantragt

Auf einem außerordentlichen ADPM-Parteitag in Leipzig startete Poggenburg daher am Sonntag eine Art politischen Selbstentleibungsversuch: Mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern beantragte er die Auflösung der Partei; zudem solle zur Wahl der AfD aufgerufen werden. Allein, der Antrag schaffte es nicht mal auf die Tagesordnung. Poggenburg und sein Vize Egbert Ermer aus Sachsen traten daraufhin von ihren Vorstandsämtern zurück. Am Montag legt Poggenburg nach: Er kündigt an, mit weiteren Vertrauten die Partei zu verlassen, „nach ordnungsgemäßen Übergaben“ der Ämter.

Es ist eine weitere Wendung in der an Wendungen nicht armen politischen Karriere des André Poggenburg. Am 13. März 2016 ist er der starke Mann der AfD: Bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt holt die Partei 24,3 Prozent. Poggenburg schmiedet die größte AfD-Fraktion in den Ländern, die stärkste Opposition in Magdeburg. Doch bald überwirft er sich mit seiner Partei, statt parlamentarischer Initiativen bestimmen innerparteiliche Intrigen die Schlagzeilen. Poggenburg macht mit Nazi-Vokabular von sich reden, nach einer Rede zum politischen Aschermittwoch der AfD im Februar vorigen Jahres in Sachsen ist das Maß voll: Poggenburg hetzt gegen in Deutschland lebende Türken, die er pauschal als „Kümmelhändler“ und „Kameltreiber“ verunglimpft. Danach muss er gehen. 

Rückzug beim Flügel

Im Sommer 2018 sucht er noch einmal die große Bühne - als Gastgeber des alljährlichen Treffens der rechtsnationalen Parteiströmung „Flügel“ in Burgscheidungen (Burgenlandkreis). Doch nur Wochen später lässt sein „Flügel“-Gefährte, der Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke, ihn fallen. Poggenburg zieht sich aus der „Flügel“-Führung zurück.
Im Januar verlässt er die AfD und gründet seine neue Partei. Doch es läuft nicht rund. Beispiel Leipzig: Vier Mal hat Poggenburg versucht, im linksalternativen Stadtteil Connewitz gegen seine Lieblingsfeinde, die Linken, zu demonstrieren. Vier Mal ist er gescheitert. Ein weiterer Versuch war nächste Woche geplant, dürfte nun aber hinfällig sein. 

Denn Poggenburg plant nach dem Rückzug wieder etwas ganz Großes: Seine politische Arbeit, so kündigt er am Montag an, werde er „in einer überparteilichen, bundesweiten Bewegung fortsetzen“. Es gehe darum, lässt er wissen, „patriotische Kräfte zu vereinen“. Bloß in die AfD, hatte er im Juli erklärt, wolle er „derzeit“ nicht wieder eintreten. (mz)