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Hochschulen  AfD Sachsen-Anhalt will mit Hochschulgruppen Studenten werben

Von Hagen Eichler 12.01.2017, 01:00

Magdeburg - Die rechtspopulistische AfD will Einfluss auf Sachsen-Anhalts Hochschulen gewinnen. An der Universität Magdeburg hat sie eine Studentengruppe namens Campus-Alternative gegründet.

Eine weitere an der Uni Halle soll folgen, kündigt Jan Wenzel Schmidt an, Landeschef der Partei-Jugend Junge Alternative (JA). Man wolle ein politisches Angebot machen, das es an den links dominierten Hochschulen bislang nicht gebe.

Bereits die erste öffentliche Veranstaltung der Gruppe stößt jedoch auf Widerstand. Am Donnerstagabend will AfD-Landeschef André Poggenburg in einem Hörsaal der Uni Magdeburg reden. Thema: die Geschlechterforschung.

Die ist an vielen Hochschulen etabliert, der AfD jedoch ein Ziel von Hass oder Spott. „Gender Mainstreaming - der gesellige Zeitvertreib für Leute ohne Probleme“ heißt es bereits in der Veranstaltungsankündigung.

Erste Veranstaltung der AfD-Hochschulgruppe Campus Alternative an der Uni Magdeburg zur Geschlechterforschung

Als Gast hat die AfD den emeritierten Magdeburger Biologie-Professor Gerald Wolf gewonnen. Der redet auch schon mal auf Einladung der Linken. Beim Thema Gender liegt er voll auf Linie der AfD. „Dass Männer und Frauen gleich sind, ist ein Unsinn, gegen den man ankämpfen muss“, sagte Wolf auf MZ-Nachfrage. Spitzenleistungen kämen häufiger von Männern, das sei genetisch bedingt.

Der Studierendenrat (Stura), die gewählte Studentenvertretung der Uni, setzt dem AfD-Abend und Wolf eine eigene Aktion entgegen.

Bereits am Nachmittag soll eine „bunte Veranstaltung“ Position beziehen. Alle Teilnehmer sind aufgerufen, sich farbenfroh zu kleiden. Uni-Gleichstellungsbeauftragte Sandra Tiefel will darstellen, was Hochschulen für die Gleichstellung leisten.

Die Uni-Spitze stellt sich darauf ein, dass die Kritik an der AfD nicht ausschließlich akademisch-gepflegt vorgetragen wird. „Es sind alle Vorkehrungen getroffen, die Polizei ist informiert“, sagte Uni-Sprecherin Katharina Vorwerk. Sollten demokratische Regeln verletzt werden, werde man als Hausherr einschreiten.

Die AfD versucht bundesweit, einen Fuß in die Hochschulen zu bekommen. An der Universität München hatte es im Sommer heftigen Streit darum gegeben, ob die dortige Campus-Alternative Räume der Uni nutzen darf. Die Studentenvertretung wollte das verhindern.

Die Otto-von-Guericke-Universität will die Truppe aus dem rechten Spektrum nicht anders behandeln als andere Hochschulgruppen. Rektor Jens Strackeljan macht aber zugleich klar, dass AfD-Positionen an der Uni Außenseiter-Status haben.

Bei der Campus-Alternative handle es sich um eine Gruppierung, „deren Überzeugungen konträr zu denen der Mehrheit der Universitätsmitglieder stehen“, sagte Strackeljan der MZ. Die universitäre Gemeinschaft habe stets eindeutig gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rassismus Stellung bezogen.

Chef der AfD-Jugendorganisation Sachsen-Anhalt sieht großes Anhängerpotenzial unter Studenten

JA-Chef Schmidt hingegen sieht in den Unis ein großes Anhängerpotenzial. Bei den nächsten Wahlen zum Stura werde man mit „mit einer schlagkräftigen Truppe antreten“, kündigt Schmidt an, der selbst einmal in Magdeburg für BWL immatrikuliert war, derzeit aber ein Fernstudium betreibt.

Bislang ist der Stura eine Domäne vor allem linker Gruppen. Am stärksten ist die Grüne Hochschulgruppe, auch Jusos und Linke sind vertreten, dazu zwei Gruppen, die nicht parteipolitisch orientiert sind. Der CDU-nahe Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) kam zuletzt auf lediglich einen der 15 zu wählenden Sitze. Im Mai steht die nächste Wahl an.

Er hoffe, dass die Studenten „sich ihres eigenen Verstandes bedienen und Parolen an der Uni keinen Raum finden“, sagte Stura-Sprecher Alexander Hönsch. Er glaubt nicht, dass der AfD-Ableger einen Sitz ergattern wird. Sollte das dennoch passieren, werde man das Ergebnis selbstverständlich anerkennen.

Der Stura vertritt die Interessen der Studenten und vergibt Zuschüsse an studentische Initiativen. Er agiert auch außerhalb der Uni. Zuletzt unterstützte er eine Demonstration gegen eine AfD-Kundgebung am 9. November. (mz)