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  7. MDR: Kürzungen beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk - Abends kein eigenes Programm mehr?

Plan des Intendanten Abends kein eigenes Programm mehr? Diese vier MDR-Wellen sind von Kürzungen bedroht

Statt aus Halle und Leipzig könnte das Programm künftig aus Baden-Baden und Hamburg kommen. Was die MDR-Spitze intern angekündigt hat.

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 01.02.2024, 20:35
Mit bundesweiten Einheitsprogrammen möchte die ARD Kosten sparen.
Mit bundesweiten Einheitsprogrammen möchte die ARD Kosten sparen. (Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Magdeburg/MZ. - Im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) könnte das abendliche Programm von vier Radiosendern durch ein bundesweit einheitliches Angebot der ARD ersetzt werden. Das geht aus einer der MZ vorliegenden Präsentation von MDR-Intendant Ralf Ludwig hervor.

Betroffen sind die Popwelle Jump, das Inforadio MDR aktuell, MDR Kultur und MDR Klassik. Nach MZ-Informationen stellte Ludwig die Pläne am Montag im Rundfunkrat und am Mittwoch in einer Videokonferenz mit den Beschäftigten als beschlossene Sache dar. Auf Anfrage relativierte am Donnerstag eine Sprecherin, derzeit würden „verschiedene Szenarien“ geprüft. „Kern der Überlegungen ist eine stärkere ARD-weite Zusammenarbeit und noch effizientere Nutzung von Ressourcen, im publizistischen wie wirtschaftlichen Sinne.“

Lesen Sie auch unseren Kommentar zu Kürzungen im Radio: Das ist erst der Anfang

MDR Jump ab 2025 ohne eigenes Abendprogramm?

Dem Plan zufolge soll auf den Sendern künftig ab 20 Uhr ein ARD-Programm zu hören sein, bei MDR Kultur ab 21 Uhr. Als Start für das Vorhaben wurde den Beschäftigten das erste beziehungsweise zweite Quartal dieses Jahres angekündigt. MDR Jump soll sein eigenes Abendprogramm noch bis zum Jahresende behalten.

MDR aktuell käme dann künftig zu einem großen Teil aus Hamburg. Schon jetzt liefert der Norddeutsche Rundfunk (NDR) das Nachtprogramm zwischen 23 und 6 Uhr, künftig ist er schon ab 20 Uhr verantwortlich. In der Leipziger MDR-Zentrale sollen nur noch die im Halbstundentakt verlesenen Nachrichten produziert werden, jedenfalls bis 22.30 Uhr.

Offensichtlich will sich der MDR auf Quotenbringer konzentrieren. Ich habe Zweifel, ob das die richtige Entscheidung ist.

Lars Radau, Deutscher Journalistenverband

Kritik kommt vom Deutschen Journalistenverband (DJV). „Alles, was vom Programm abgezwackt wird, ist ein Verlust an Vielfalt und journalistischer Kompetenz“, sagte der für Sachsen-Anhalt und Sachsen zuständige DJV-Geschäftsführer Lars Radau. „Offensichtlich will sich der MDR auf Quotenbringer konzentrieren. Ich habe Zweifel, ob das die richtige Entscheidung ist.“

Groß ist die Verunsicherung in der Belegschaft von MDR Jump. Vor kurzem hatte Wellenchef Ulrich Manitz seinen Rückzug angekündigt: Zum 1. April wechselt der 51-Jährige an die Spitze von Radio Sachsen-Anhalt nach Magdeburg. Insider vermuten, dass Jump und der Jugendsender Sputnik zusammengelegt werden könnten.

Der SWR bietet ein bundesweites Pop-Programm an

Mit den Kürzungen im Programm vollzieht der MDR einen in der ARD verabredeten Richtungswechsel. Im vergangenen Sommer hatten die Intendanten der Landesrundfunkanstalten beschlossen, mehr gemeinsame Programmstrecken und Formate auszustrahlen und dadurch Geld zu sparen. Diese Mittel würden „für die Entwicklung und den Ausbau von digital nutzbaren Angeboten für vor allem jüngere Zielgruppen“ benötigt, erklärten die Intendanten – gemeint sind Online-Angebote, Videos für die Mediathek und Podcasts.

Ein gemeinsames Abendangebot für die Popwellen hat der Südwestrundfunk (SWR) zugesagt; das Programm aus Baden-Baden dürfte dann ab 2025 auch bei Jump laufen.

Den MDR drückt ein Defizit von 57 Millionen Euro

Der MDR steckt in großer Finanznot: In diesem Jahr erwartet er bei Ausgaben von 781 Millionen Euro ein Defizit von 57 Millionen. Gestopft wird das Loch mit den letzten angesparten Rücklagen. Der MDR hofft daher, dass der Rundfunkbeitrag von derzeit 18,36 Euro im kommenden Jahr auf 18,94 Euro steigt. Doch selbst dann müsste der MDR laut Aussage seines Intendanten 40 Millionen Euro kürzen.

Am 23. Februar will die unabhängige Finanzkommission KEF ihre Empfehlung abgeben, wie hoch der Beitrag ab 2025 sein sollte. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und mehrere andere Regierungschefs haben bereits angekündigt, dass sie eine Erhöhung nicht mittragen wollen.