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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Nur vier Gemeinschaftsschulen sind am Start

Von Alexander Schierholz 07.07.2013, 18:12
Die Sekundarschule Hagenberg in Gernrode (Landkreis Harz), hier ein Bild von einem Projekttag, ist mit Beginn des neuen Schuljahres eine von vier Gemeinschaftsschulen in Sachsen-Anhalt.
Die Sekundarschule Hagenberg in Gernrode (Landkreis Harz), hier ein Bild von einem Projekttag, ist mit Beginn des neuen Schuljahres eine von vier Gemeinschaftsschulen in Sachsen-Anhalt. Archiv/Detlef Anders Lizenz

Magdeburg/MZ - In Sachsen-Anhalt gehen mit Beginn des neuen Schuljahres Ende August nur vier von 169 Sekundarschulen als Gemeinschaftsschulen an den Start, in denen Schüler über die vierte Klasse hinaus gemeinsam lernen. Die Einführung der Gemeinschaftsschule, die als Prestigeprojekt der SPD in der Koalition gilt, war erst im November 2012 beschlossen worden. Allerdings hatte es zuvor langwierige Diskussionen gegeben. Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) sprach trotz der geringen Zahl von einem „Erfolg“ angesichts des kurzen Zeitraumes.

Bei den Schulen handelt es sich um Sekundarschulen in Halle, Gernrode (Harz), Seehausen und Tangerhütte (jeweils Altmark). Nach Angaben des Kultusministeriums haben zehn weitere Sekundarschulen die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule beantragt. In der Gemeinschaftsschule sollen Schüler länger gemeinsam unterrichtet werden, am Ende können sie den Realschulabschluss oder das Abitur ablegen. Damit werde eine zu frühe Festlegung auf den späteren Bildungsweg vermieden, sagte Dorgerloh: „Das gibt allen mehr Bildungschancen.“

Scharfe Kritik an dem neuen Modell kommt vom Philologenverband: „Längeres gemeinsames Lernen gereicht Kindern zum Nachteil“, sagte der Vorsitzende der Gymnasial-Lehrer-Gewerkschaft, Jürgen Mannke. Würden Schüler dagegen in kleineren, auf sie zugeschnittenen Gruppen unterrichtet, hätten sie eher Erfolgserlebnisse und „ein Ziel vor Augen, das sie erreichen können“. Mannke bemängelte zudem, dass Kinder in der Gemeinschaftsschule bis zum Ende der 8. Klasse auf Sekundarschul-Niveau unterrichtet werden sollten. Erst danach solle es je nach Abschluss differenzierte Angebote geben. Den Schülern, die das Abitur anstrebten, fehle dann aber die gymnasiale Vorbildung der Klassenstufen fünf bis acht. Mannke erwartet deshalb, dass Eltern, die ihre Kinder Abitur machen lassen wollen, diese weiterhin auf ein herkömmliches Gymnasium schicken werden. Die Folge werde sein, dass die Gemeinschaftsschulen gar nicht genügend Schüler für eine gymnasiale Oberstufe - mindestens 50 - zusammenbekommen würden.

Laut Ministerium können die betreffenden Schulen in dem Punkt allerdings auch mit anderen Schulen kooperieren. Das sei Bestandteil des jeweiligen Konzeptes, das vom Ministerium geprüft werde.
Zurückhaltend äußerte sich die Bildungsgewerkschaft GEW. „Die Gemeinschaftsschule ist eine Chance für eine Schule, ein interessantes Profil zu entwickeln“, sagte Landesvorsitzender Thomas Lippmann. Allerdings seien die Unterschiede der Gemeinschaftsschule zur integrierten Gesamtschule, an der es den Sekundarschul- und den Abitur-Bildungsgang unter einem Dach gibt, bisher nicht recht deutlich geworden. Für Jürgen Mannke vom Philologenverband ist die integrierte Gesamtschule sogar der Beleg dafür, dass es das neue Modell nicht braucht: „Es gibt seit 20 Jahren nur drei integrierte Gesamtschulen im Land. Die Eltern haben da offenbar keinen Bedarf.“ Kommentar Seite 4