Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Kein Anschluss mehr aus dieser Zelle

Magdeburg/Berlin/dpa/MZ. - Nach der Serie von gesprengten Telefonzellen in Sachsen-Anhalt prüft die Telekom einen Abbau von Zellen. "In jedem Einzelfall werden wir überlegen, ob wir das Telefonhäuschen wieder aufbauen", sagte am Montag der für Sachsen-Anhalt zuständige Telekom-Sprecher Jürgen Will. Die Polizei ermittelt derweil wegen des Herbeiführens von Sprengstoffexplosionen.
Die Entscheidung über einen Wiederaufbau von Telefonzellen werde gemäß dem Infrastrukturauftrag der Telekom immer gemeinsam mit den Gemeinden getroffen, sagte Sprecher Will. Eine Telefonzelle mit Sockel und Gerät koste rund 7 500 Euro. Mitunter lägen die Umsätze in Telefonzellen angesichts der hohen Verbreitung von Handys aber bei weniger als zehn Euro im Monat - wirtschaftlich lohnten diese Häuschen dann nicht. Bei der Prüfung könne aber auch eine Verlegung der Zelle an einen belebteren Ort herauskommen, so Will. Dies würde es Tätern erschweren, Sprengsätze ungestört in die Zellen zu legen.
Vandalismus ist für die Telekom schon lange ein Problem - recht neu sind die heftigen Sprengsätze. Genaue Zahlen hat die Telekom für Sachsen-Anhalt nicht. Aber: "Es hat meiner Meinung nach zugenommen", sagte Will. Als besonders anfällig gelten klassische Telefonhäuschen. Als Alternativen sehen die Täter offen zugängliche Geräte an Edelstahlpfosten an.
In den vergangenen Tagen waren in Sachsen-Anhalt eine ganze Reihe von Telefonhäuschen beschädigt oder zerstört worden. Nach Einschätzung des Landeskriminalamtes (LKA) waren die Sprengsätze entweder selbst gebastelt oder illegal eingeführt. Zugelassene Böller würden nicht zu solchen Zerstörungen führen, sagte LKA-Sprecher Stefan Brodtrück.
Die Experten des Landeskriminalamtes wurden im Dezember landesweit zu 53 Einsätzen wegen Pyrotechnik oder selbst gebastelten Spreng- und Brandsätzen gerufen. Achtmal wurden Telefonzellen mit Hilfe von Silvesterknallern gesprengt, eine weitere Telefonzelle fiel einem selbst gebauten Sprengsatz zum Opfer, sagte LKA-Sprecherin Eva Schiener. Weitere Einsätze der Experten betrafen zerstörte Briefkästen, Zigarettenautomaten oder in einem Fall eine gesprengte mobile Toilette. Sechs Durchsuchungen wurden angeordnet und rund 700 pyrotechnische Gegenstände beschlagnahmt.
Die Täter verursachten oft große Schäden: In Wittenberg wurde zum Beispiel am Silvestertag eine Telefonzelle mit einem Sprengkörper zerstört, wobei auch zwei geparkte Fahrzeuge am Lack beschädigt wurden. Bereits am Freitag flog in Magdeburg eine Telefonzelle in die Luft - die Splitter verteilten sich rund 20 Meter weit. Eine weitere Zelle wurde in Magdeburg am Neujahrsmorgen gesprengt. Teile der Zelle flogen bis zu 30 Meter weit und beschädigten ebenfalls ein Auto. Auch aus Egeln, Aschersleben oder Halle wurden Zerstörungen gemeldet.
Erst Mitte Oktober hatte die Polizei eine Sprenger-Bande gefasst. Die drei jungen Männer im Alter von 22 und 23 Jahren hatten es allerdings nicht auf Telefonzellen abgesehen, sondern auf Geldautomaten. Zwischen Februar und September vorigen Jahres hatten sie vier Automaten im Harzkreis und in Aschersleben in die Luft gejagt und so mehr als 200 000 Euro erbeutet.