1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt: Der Winter erschwert den Wahlkampf

Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Der Winter erschwert den Wahlkampf

Von Stefan Kruse 10.03.2006, 06:51

Magdeburg/dpa. - Der Winter ist für Sachsen-AnhaltsWahlkämpfer zwei Wochen vor der Landtagswahl am 26. März eine echteHerausforderung. Bei Eis und Schnee, Regen oder Sturm ist es für diePolitiker doppelt schwer, die Wähler von ihren Zielen und Programmenzu überzeugen. Zumal, wie jüngst eine Umfrage belegte, knapp 60Prozent der Sachsen-Anhalter wenig oder gar kein Interesse an derLandtagswahl haben.

«Natürlich sind Außenveranstaltungen derzeit relativ schwierigumzusetzen», sagt CDU-Landesgeschäftsführer Bernd Reisener. «Stattauf großen Open-Air-Kundgebungen wie zuletzt vor der Bundestagswahlspielt sich jetzt viel in Sälen und Gaststätten ab». Dorthin Leute zulocken, ist indes nicht einfach: «Es gibt da eine Hemmschwelle fürMenschen, die nicht der Partei angehören», sagt SPD-GeschäftsführerinSusi Möbbeck. «Es wäre daher schon klasse, wenn wir bald besseresWetter für Freiluftveranstaltungen hätten.»

Auch aus anderen Parteien ist zu hören, dass die Sachsen-Anhaltermomentan eher ins warme Einkaufszentrum gehen als in der Kälte amWahlstand nebenan mit Landtagskandidaten über Politik zu sprechen.Dennoch tun die Parteien alles, um Passanten zu begeistern. Die FDPschwört auf ihre Inhalte: «Unsere dicken Wahlprogramme nehmen dieLeute gerne mit», berichtet Sprecher Christian Metzeler.

«Wir halten die Leute mit heißem Tee bei Laune», sagt Grünen-Sprecherin Claudia Klupsch. Bei der SPD gibt es schon mal einenGlühwein und bei der Linkspartei sogar Hochprozentiges: «Unser HarzerPDS-Schnaps ist nicht zu verachten», schwärmt Linkspartei-SprecherGeorg Spaeth.

Beliebt sind in dem Zusammenhang auch «give aways», wie diekleinen Geschenke an die Wähler auf neudeutsch heißen. Mützen,Schals, Lippenpflegestifte, Papiertaschentücher oder Eiskratzer habenim Winter sogar einen gewissen Nutzwert für die Empfänger.

Ganz unvorbereitet trifft die Parteien das rauhe Wetter indesnicht. So manche ihrer Wahlhelfer durchliefen im Vorfeld so genannteWinterwahlkampf-Seminare. Dort erfuhren sie, dass bei klirrenderKälte oder Dauerregen ein Schichtsystem am Infostand sinnvoll istoder dass sich Politiker - auch die Prominenz aus Berlin - aufKundgebungen im Freien winterlich kurz fassen sollen.

«Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es zum Wetterfaktor inWahlkämpfen keine zusätzlichen Erkenntnisse», erläutert derPolitikwissenschaftler Everhard Holtmann von der Universität Halle-Wittenberg. «Die einen sagen, der Sommer ist schlecht, weil dann alleirgendwie im Urlaub sind, die anderen sagen, der Winter ist wegen derKälte schlecht.» Mitleid mit frierenden Wahlkämpfern hat Holtmannnicht: «Hier herrschen schließlich keine arktischen Verhältnisse.»