Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Bauernverband fordert Abschaffung der Milchquote
Magdeburg/dpa. - Vor dem Hintergrund einer drastisch steigenden Nachfrage nach Milchprodukten hat der Landesbauernverband Sachsen-Anhalts die Abschaffung der EU-Milchquote gefordert. «Es gibt keine Überproduktion mehr, die eine solche Quote erforderlich macht»,sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Fritz Schumann, amMontag in Magdeburg. Seit 1984 weist die EU den einzelnen Ländern bestimmte Produktionsmengen für Milch zu, diese werden Milchquoten genannt. Werzu viel produziert, muss eine Abgabe entrichten. Wegen der großenNachfrage rechnen Experten mit einem Anstieg der Milchpreise.
Nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle fürErzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft werden diePreise für Milchprodukte in dieser Woche bis zu 50 Prozent steigen.Grund dafür ist die gestiegene Nachfrage aus China und Osteuropa.«Die Lagerbestände an Magermilch und Butter gehen seit geraumer Zeitzurück und sind nahezu aufgebraucht», sagte Schumann. Deshalb kommeeine erhöhte Nachfrage verbunden mit einem Preisanstieg nichtüberraschend.
Das frischli Milchwerk Weißenfels, nach eigenen Angaben im OstenMarktführer bei der Herstellung von Fruchtquark, rechnet damit, dassdie Bauern von der Preiserhöhung profitieren. Der Milchabnahmepreispro Liter werde bis zum Jahresende auf 33 bis 35 Cent steigen, sagteGeschäftsführer Dieter Gorzki, der von einem deutlichen Preissprungbei Milchprodukten ausgeht. Einzelheiten nannte er mit Hinweis auflaufende Verhandlungen nicht.
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Halle gibt es inSachsen-Anhalt derzeit rund 900 milcherzeugende Betriebe mit 131 400Milchkühen. «Einige der Betriebe sind wirtschaftlich durchaus in derLage, mehr Milch zu produzieren», sagte Schumann. Doch damit würdensie die festgesetzte Quote überschreiten und Strafzahlungen leistenmüssen, die teilweise doppelt so hoch sind wie der Milchpreis.
«Wir hoffen, dass auch die Bauern von der gestiegenen Nachfrageund den höheren Preisen profitieren», sagte Schumann. Derzeit würdendie Landwirte im Durchschnitt 29 bis 30 Cent pro Liter Milchbekommen. Für eine Kosten deckende Produktion müsse der garantierteGrundpreis mindestens 35 Cent pro Liter betragen.
Die Milchquote sollte den Bauern ursprünglich stabile Preisegarantieren und gleichzeitig eine Überproduktion verhindern. «VonÜberproduktion sind wir weit entfernt, die Lage auf dem Milchmarkthat sich grundlegend verändert», sagte Schumann. Nach derzeitigenPlanungen soll die Milchquote im Jahre 2015 auslaufen.