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„Wir setzen auf Vertrauen“ Warum nur ein kleiner Teil von Urlaubern im Saalekreis in Quarantäne muss

Das Gesundheitsamt bearbeitet täglich bis zu 200 Datensätze von Reisenden aus Hochrisikogebieten.

Von Robert Briest Aktualisiert: 16.08.2021, 12:16
Das Gesundheitsamt bearbeitet täglich bis zu 200 Datensätze von Reisenden aus Hochrisikogebieten.
Das Gesundheitsamt bearbeitet täglich bis zu 200 Datensätze von Reisenden aus Hochrisikogebieten. (Foto: imago images/Political-Moments)

Merseburg/MZ - Côte d'Azur, Spanien, Portugal, Zypern – die Liste, die das Robert-Koch-Institut zusammengestellt hat, geizt nicht mit reizvollen Urlaubsdestinationen. Das Problem für Reisende: Bei der Liste handelt es sich um die der Hochrisikogebiete, also Regionen, in denen das RKI ob der aktuellen Infektionslage ein hohes Ansteckungsrisiko mit Corona sieht.

Reisende müssen sich bei einem Einreiseportal registrieren

Seit zwei Wochen besteht nun für alle nach Deutschland Einreisenden, die nicht die ersten zwei Gs erfüllen, also die nicht geimpft oder nachweislich von einer Infektion genesen sind, eine Testpflicht. Kommen Reisende jedoch ungeimpft oder -genesen aus Hochrisikogebieten zurück müssen sie sich gar in Quarantäne begeben.

Das trifft auch zahlreiche Urlauber a. D. im Saalekreis, wie der zuständige Sachgebietsleiter Hygiene im Gesundheitsamt, Steffen Walther, berichtet. Einreisende aus entsprechenden Gebieten müssen sich demnach vorab auf dem Portal einreiseanmeldung.de registrieren. Dort können sie, so vorhanden, auch Nachweise für Impfung, Test oder Genesung hinterlegen. „Das Portal gibt es schon seit ein paar Monaten“, sagt Walther. „Bis Juni mussten sich dort etwa Pendler und Lkw-Fahrer anmelden. Das ist jetzt weggefallen.“

Rückkehrer aus den Hochrisikogebieten bestimmen das Tagesgeschäft im Gesundheitsamt

Stattdessen kümmern sich im Gesundheitsamt nun sechs bis sieben Mitarbeiter um die Daten der Reiserückkehrer. Sie prüfen, ob sie alle Informationen und Nachweise eingetragen und hochgeladen haben. „Wir können nur die Daten der Einreisenden sehen, die im Saalekreis ihren Wohnsitz haben“, sagt Walther. Das seien aktuell teils bis zu 150, 200 pro Tag, die sich anmelden würden. „Die meisten kommen aus Spanien.“ Einreisende aus den Virusvariantengebieten, für die dann eine 14-tägige Quarantäne gelten würde, habe man zuletzt nicht gehabt. Aber in diese Kategorie fallen beim RKI derzeit auch nur Brasilien und Uruguay.

Das Tagesgeschäft im Gesundheitsamt bestimmen daher die Rückkehrer aus den Hochrisikogebieten, die ohne Nachweise zehn Tage in Quarantäne müssen. Allerdings, so berichtet Walther, sei die große Mehrheit geimpft oder genesen. Nur circa 10 bis 20 Prozent müssten tatsächlich in Quarantäne und die meisten davon würden diese mit dem möglichen Test noch fünf Tagen abkürzen. Für Kinder unter zwölf Jahren endet sie nach fünf Tagen automatisch – auch ohne Test. Allerdings haben sie, da es ja noch keine Impfangebote für diese Altersklasse gibt, kaum Chancen der anfänglichen Pflichtquarantäne zu entgehen.

Urlaubsrückkehrer spielen für das Infektionsgeschehen im Saalekreis aktuell noch keine größere Rolle

Deren Einhaltung, erklärt der Sachgebietsleiter, werde allerdings kaum überprüft. Zumindest nicht vor Ort. Dazu würde auch das Personal fehlen. „Wir setzen da auf Vertrauen.“ Letztlich ist auch die Anmeldung der Reiserückkehrer auf dem Portal des Bundes eher vertrauensbasiert. Zumindest auf dem Landweg finden Kontrollen nur stichprobenartig statt.

Das Gesundheitsamt kriege aber immer mal wieder schriftliche Anmeldebögen von Reisenden, die dabei aufgefallen sind, weil sie sich vorher nicht registriert haben. Da aber gerade aus Spanien die meisten per Flugzeug kämen und hier schon Fluggesellschaften Nachweise sehen wollen, geht Walther davon aus, dass sich das Gros der Urlaubsrückkehrer tatsächlich online anmeldet.

Für das Infektionsgeschehen im Saalekreis spielen sie aktuell noch keine größere Rolle. Zwar war der erste größere Ausbruch der Delta-Variante vor den Ferien in Landsberg auf eine Ansteckung zurückzuführen, die wohl im Flugzeug erfolgte, aber in der jüngeren Vergangenheit registrierte der Saalekreis lediglich zwei Coronafälle bei Reisenden. „Ansonsten erfolgen die Ansteckungen derzeit über Familienkontakte“, berichtet Walther.