1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Vor 90 Jahre eröffnet: Vor 90 Jahre eröffnet: Kulturhaus Leuna trotzt den Umbrüchen

Vor 90 Jahre eröffnet Vor 90 Jahre eröffnet: Kulturhaus Leuna trotzt den Umbrüchen

Von Melain van Alst 12.11.2018, 16:00
Martin Halliger und Werner Popp setzen sich wohl auch in Zukunft für Erhaltung und Nutzung des Kulturhauses ein.
Martin Halliger und Werner Popp setzen sich wohl auch in Zukunft für Erhaltung und Nutzung des Kulturhauses ein. Peter Wölkx

Leuna - Beim Wirtschaftsball in Leuna bietet das Kulturhaus einen ehrwürdigen Rahmen dafür. Dass Veranstaltungen dort überhaupt stattfinden, ist eine Besonderheit. Viele Gesellschaftshäuser fristen ein trauriges Dasein. Manche stehen leer wie der Kulturpalast in Bitterfeld oder sind zerfallen wie das Buna-Klubhaus in Schkopau. Seit 90 Jahren steht das Kulturhaus in Leuna an der Spergauer Straße. Nach Höhen und Tiefen, nach Beschädigungen und Umwälzungen ist  die Zukunft positiv.

Werner Popp hatte Anfang der 90er Jahre nur zwei Wünsche für das Haus. „Ich habe mir gewünscht, dass es erhalten bleibt und dort wieder Leben einzieht.“ Beides wurde erfüllt und daran hat er maßgeblich mitgewirkt. 1997 hat er den Förderverein des Kulturhauses mitgegründet und ist seit 2000 Vorsitzender. Anlässlich des Jubiläums hat der ehemalige Prokurist der Infra Leuna sich  mit der Geschichte des Hauses beschäftigt, die lange vor der Zeit des Vereins beginnt.

Kulturhaus Leuna: „Es ist eines der letzten Bauwerke der Gartenstadt und auch das i-Pünktchen“

In zwei Bauabschnitten ist das Haus 1927 und 1928 nach Plänen des Architekten Karl Barth entstanden. „Es ist eines der letzten Bauwerke der Gartenstadt und auch das i-Pünktchen“, erzählt Popp. Auftraggeber war damals die BASF, der das Konzept eines Gesellschaftshauses aus Ludwigshafen bereits bekannt war. Ziel war nun, dies auch in Leuna umsetzen. Schließlich waren damals 20.000 Menschen in Leuna beschäftigt.

Der Aufbau war im Großen und Ganzen dem heutigen Kulturhaus sehr ähnlich, und so wurde das Haus rege für verschiedene Veranstaltungen und Treffen genutzt. „Natürlich war es zu jeder Zeit auch ein Ort politischer Veranstaltungen, das liegt in der Natur der Sache“, erinnert Popp.

Kulturhaus Leuna: „Feierabendhaus“ in den Jahren 1944 und 1945 schwer beschädigt

Doch der Zweite Weltkrieg hinterließ Spuren und das Haus, als „Feierabendhaus“ bekannt, wurde in den Jahren 1944 und 1945 schwer beschädigt. „Doch schon Ende 1945 gab es wieder eine Veranstaltung. Man hat versucht das Haus provisorisch zu reparieren.“ Das zeige wie bedeutsam es gewesen sei. Die offizielle Wiedereröffnung des  großen Saals fand erst am 28. November 1948 mit einer Feier statt. Zu DDR-Zeiten wurde das Kulturhaus dann zum „Klubhaus der Werktätigen“ und ging 1954 zu den Leuna-Werken gehörend in Volkseigentum über.

„Damals ging es aber nicht nur um passive, sondern viel auch um aktive Kultur“, sagt Popp. Demnach habe es bis zu 70 Zirkel mit bis zu 1.500 Mitgliedern gegeben. Die Zirkel und Arbeitsgemeinschaften reichten von Tanz, Artistik, über Theater, Chöre bis hin zu Malzirkeln und der schreibenden Kunst.

Kulturhaus Leuna wird Mitte der 90er äußerlich massiv saniert

Doch der nächste Umbruch und das mögliche Aus des Hauses drohte schon mit der Wende. „Die große Sorge lag vor allem auf dem Werk. Das Kulturhaus stand da natürlich nicht im Mittelpunkt“, sagt  Popp rückblickend. Die Entwicklung verläuft widersprüchlich. Während das Haus als nicht betriebsnotwendige Einrichtung eingestuft und zu Geld gemacht werden soll, finden dort immer wieder Veranstaltungen statt. Innerhalb des Werkes, so Popp, habe es Leute gegeben, die sich für das Fortbestehen eingesetzt haben. Und genau das könnte auch die Entscheidung für und nicht gegen das Gebäude ausgemacht haben.

Die Bemühungen zahlen sich aus: Das Haus wird Mitte der 90er äußerlich massiv saniert, um die Substanz zu sichern. Auf der Suche nach einer Lösung für den Erhalt gründet sich bereits im April 1997 der heute aus 60 Mitgliedern bestehende Förderverein und zeitgleich bahnt sich die zukünftige Lösung für den Erhalt ab: Das Kulturhaus Leuna wird zur Tochtergesellschaft der Betreibergesellschaft Infra Leuna und nimmt ihre Tätigkeit zum Jahresbeginn 1998 auf.

Kulturhaus Leuna arbeitet nicht kostendeckend

Damit beginnen wieder die Arbeiten im Inneren des Gebäudes und das Jahr ist die Geburtsstunde der Galerie, die am 25. November 1998 erstmalig ihre Türen öffnet. Heute ist Martin Halliger Geschäftsführer der Gesellschaft Kulturhaus Leuna. „Wir sind stolz, dass das Haus regelmäßig mit Leben gefüllt ist, wenngleich das Kulturhaus nicht kostendeckend arbeitet“, sagt er und verweist auf die Sponsoren, die häufig nur ein paar Meter weiter im Chemiepark ihren Sitz haben. Aber auch die Stadt Leuna gehört  immer zu den Befürwortern und Unterstützern des Hauses.

Möglich sei der Erhalt nur dank vieler Hände und auch der finanziellen sowie ideellen Unterstützung des Fördervereins. Erst  mit der Eintragung des gemeinnützigen Zwecks der Kulturhausgesellschaft bekommt es 2011 auch  den heutigen Zusatz cCe - „culture, congress, events“. Und so ist das Kulturhaus Heimat der Galerie, es bietet der Tanzgruppe Merseburg-Meuschau Platz und in seinen Sälen finden Stadtratssitzungen, die Standortmesse und Veranstaltungen statt, ob politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Natur. (mz)