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Vogelsuche im Geiseltal Vogelsuche im Geiseltal: Eine Wanderung zu den Bienenfressern

Von Diana Dünschel 19.07.2016, 09:49
Ein Prachtexemplar von einem Bienenfresser konnten Teilnehmer einer Exkursion am Großkaynaer See ganz aus der Nähe bewundern.
Ein Prachtexemplar von einem Bienenfresser konnten Teilnehmer einer Exkursion am Großkaynaer See ganz aus der Nähe bewundern. Vincent Grätsch

Großkayna - So nah kommt man den Bienenfressern sonst nie. Wenige Zentimeter trennen auf dem Höhepunkt einer Exkursion am Großkaynaer See die Vögel von ihren zweibeinigen Fans, die begeistert immer wieder ihre Kamera-Auslöser betätigen. Einige von ihnen sind dann schließlich die Glücklichen, die die Tiere in die Hand nehmen und selbst wieder fliegen lassen können.

Keine Frage, das Aufstehen in aller Herrgottsfrühe hat sich für die etwa 50 Interessenten gelohnt, die Samstag einer Einladung der Fachgruppe „Ornithologie und Vogelschutz Merseburg“ folgen. Sie kommen bis aus Holland, Flensburg, Dresden und Pirna, nur um die berühmten Bienenfresser zu erleben.

See-Rundweg im Naturschutzgebiet

Fachgruppen-Vorsitzender Udo Schwarz und Christine Lattke führen sie entlang des See-Rundwegs ins Naturschutzgebiet bis zu den Steilhängen auf der Ostseite, wo sich die Tiere ihre Bruthöhlen gegraben haben. Unterwegs wird die Gruppe mit allerlei Informationen versorgt.

Die Zeit für diese Exkursion ist gut gewählt. Die Bienenfresser, so ist zu erfahren, kommen normalerweise um den 10. Mai im Geiseltal als der größten Brutfläche Deutschlands an und bleiben bis August/September. Hier graben sie ein bis zwei Meter lange Brutröhren und müssen dabei bis zu 13 Kilogramm Erde beseitigen. Dabei kann ihr langer Schnabel schon mal einen halben Zentimeter kürzer werden. Wer als erster aus dem Winterquartier zurück ist, hat es freilich besser. 50 bis 60 Prozent der vorhandenen Brutröhren werden später wieder benutzt. Dafür ist dann lediglich ein Frühjahrsputz wie bei uns Menschen nötig.

Hochzeit gefeiert

Doch bevor das Weibchen acht bis neun Eier legt, muss erstmal Hochzeit gefeiert werden. „Die Braut will umworben werden“, sagt Christine Lattke. Nimmt sie die hübschesten Insekten, die ihr Verehrer nur finden konnte, als Brautfütterung an, ist alles klar. Die Bienenfresser, die mit ihrem bunten Gefieder keinem anderen Vogel in Deutschland gleichen, erweisen sich dann laut der Fachfrau als sozial und gesellig.

Das etwa dreiwöchige Brüten übernehmen die Eltern ebenso abwechselnd wie das Füttern in der anschließenden Nestlingszeit von durchschnittlich 33 Tagen. Auch außerhalb der Brutröhre sind die Jungen dann noch darauf angewiesen, dass sie Nahrung bekommen. Daran beteiligen sich selbst fremde Vögel. Dass die Bienenfresser eine tolle Gemeinschaft sind, erkennt man zudem daran, dass sie gerne truppweise losziehen. Bis zu 30, 40 Tiere können da zusammen sein.

Exotische Vögel

Seit 1990 werden die exotischen Vögel in Sachsen-Anhalt beim Brüten beobachtet. Vieles hat man über sie in Erfahrung gebracht. Daran haben Beringer der Merseburger Fachgruppe wie Peter Tamm großen Anteil. In seinem Beringerbuch erfasst er Alter, Geschlecht, Gewicht, Flügellänge und den Ort, wo er den jeweiligen Bienenfresser mit welcher Nummer beringte. So könne man mittlerweile richtige Stammbäume anlegen, sagt er. Zumal auch die Brutröhren durchnummeriert sind, in denen er sie fängt.

60 Tiere wurde 2015 zudem mit Geolokatoren ausgestattet. Diese wissenschaftlichen Geräte geben Auskunft über die Flugrouten. Nun versucht Peter Tamm, alle 60 Vögel für die Auswertung wieder einzufangen. Bei Nummer neun ist er gerade angelangt. Doch auch so kann der Beringer eines sagen: „Hier am Großkaynaer See werden es immer mehr Bienenfresser. 63 Brutpaare sind es dieses Jahr.“ (mz)