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Vermummte in der Fotofalle Vermummte in der Fotofalle: Ärger um veröffentlichtes Video eines Einbrechers

Von Anke Losack 25.09.2019, 05:00
Ein Standbild des veröffentlichten Videos vom Einbruch in die Arztpraxis in Schraplau
Ein Standbild des veröffentlichten Videos vom Einbruch in die Arztpraxis in Schraplau Screenshot/Losack

Schraplau - Mit Taschenlampen durchsuchen zwei Vermummte abwechselnd ein Behandlungszimmer. Der eine nimmt die Taschenlampe in den Mund, streckt sich, um an ein Regal zu kommen und wühlt dort. Zwei Minuten später ist der zweite Vermummte im selben Raum, leuchtet auf den Tisch, durchsucht dann nebenan eine Ablage.

Was diese beiden Einbrecher in der Nacht zu Mittwoch in dem Behandlungszimmer der Arztpraxis in Schraplau übersahen: die Wildkamera. Sie liefert ein Video für die Fahndung. Die Polizei hat die Aufnahmen. Sie sind außerdem im Internet zu sehen.

Zwei Nächte nacheinander

In die Hausarztpraxis von Steffen Feuerberg in Schraplau ist in der vergangenen Woche gleich zweimal eingebrochen worden. Von der ersten Tat, die sich in der Nacht von Montag zu Dienstag ereignete, gibt es keine Videoaufnahmen. Die Wildkamera war noch nicht installiert.

Doch machte sich Feuerberg über diesen ersten Einbruch, bei dem die Täter unter anderem Medikamente und Blutdruckmessgeräte mitgehen ließen und Räume durchwühlten, Gedanken. „Es fehlte so wenig und war nicht so dramatisch“, sagt er, „ich habe mir aber gedacht: Das war wahrscheinlich nur der Sondierungsklau.“ Er stellte am Dienstag in einem Behandlungszimmer eine Infrarot-Wildkamera auf, mit der er sonst Katzen und Marder aufnimmt. Diesmal tappten Einbrechen in die Fotofalle.

„Es wurde richtig ausgeräumt“

In der Nacht zu Mittwoch waren mindestens zwei Männer wieder in seine Praxis eingestiegen. „Es wurde richtig ausgeräumt“, so der in Schraplau praktizierende Arzt. Computer, der Hauptrechner, Langzeit-EKG und Speichermedien seien gestohlen, die gesamte Infrastruktur verwüstet worden. Laut Polizei wird der Schaden auf rund 8.000 Euro geschätzt. Doch damit nicht genug: Feuerberg musste die Praxis schließen - am Dienstag nach dem ersten Einbruch für ein paar Stunden, am Mittwoch nach dem zweiten komplett.

„Die Patienten mussten zum Kollegen. Er musste mich vertreten und auch darunter leiden“, so Feuerberg. In den vielen Jahren, in denen er die Praxis in Schraplau betreibt, sei zum ersten Mal eingebrochen worden. Der Arzt ist mächtig verärgert - nicht zuletzt, weil drei Nachtschichten eingelegt werden mussten, um die Praxis wieder zum Laufen zu bringen.

Persönlichkeitsrecht verletzt?

Die Polizei war nach beiden Einbrüchen vor Ort und sicherte Spuren. Feuerberg hat auch das Video übergeben, das die Einbrecher „bei der Arbeit“ zeigt. „Die Ermittlungen laufen“, so Polizeisprecher Dominique Schneegaß. Überdies hat der Arzt einige Minuten der Filmaufnahmen bei YouTube hochgeladen - mit der Bitte um Hinweise auf die Täter an die Polizei.

Er verspricht sich durch die virale Wirkung Hinweise. Offenbar hatte das schon Erfolg. Wie Polizeisprecher Schneegaß sagt, haben sich aufgrund der Veröffentlichung mehrere Personen bei der Polizei und dem Geschädigten gemeldet, bei denen Hinweise zu möglichen Tatverdächtigen gegeben wurden.

Freude über die Unterstützung hält sich bei der Polizei in Grenzen

Die Freude über die Unterstützung der Ermittlungen hält sich bei der Polizei allerdings in Grenzen. Fahndungen dieser Art seien den Strafverfolgungsbehörden vorbehalten, so Schneegaß. Die Polizei rät dringend davon ab, als Privatperson solche Aufnahmen ins Internet zu stellen. „Es geht um Datenschutz und Persönlichkeitsrechte. Die stehen jedem zu, auch einem Täter“, so Schneegaß. Auch Kriminelle haben ein Recht am eigenen Bild.

Weil die Männer auf dem Video vermummt sind, sieht Feuerberg Persönlichkeitsrechte nicht verletzt. Er würde es aber jederzeit aus dem Netz nehmen, wenn er dazu aufgefordert werden würde, sagt er. Am Montagabend war das Video bei YouTube noch online. Unter der Überschrift „Einbruchserie Schraplau und Seegebiet Mansfelder Land“ hat der Arzt es eingestellt. Er vermutet, dass die Vermummten, die in seiner Praxis zu Gange waren, für weitere Einbrüche verantwortlich sind. Das wird ebenfalls von der Polizei geprüft, so Schneegaß. (mz)