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Synthos übernimmt von Trinseo Ursparte der Buna-Werke Schkopau nun in polnischer Hand

Die Kautschukproduktion in Schkopau hat den Besitzer gewechselt. Auf Trinseo folgt Synthos. Ein Meilenstein für den Konzern, sagt der neue Chef.

Von Robert Briest 20.12.2021, 17:10
Sandra Straube kümmert sich um das Genemigungsmanagement, Stefan Grabowski leitet die Geschäfte
Sandra Straube kümmert sich um das Genemigungsmanagement, Stefan Grabowski leitet die Geschäfte Briest

Schkopau/MZ - Die neuen Besitzer waren gründlich. Nur drei Wochen nach der Übernahme sind am Verwaltungsgebäude der Schkopauer Kautschukproduktion keine Hinweise mehr auf den alten Eigentümer Trinseo zu entdecken. Stattdessen begrüßt Synthos seine knapp 460 neuen Mitarbeiter mit zahlreichen Plakaten. Der polnische Konzern mit Stammsitz in Oświęcim (Auschwitz) hat zum 1. Dezember für knapp 400 Millionen Euro die gesamte Kautschuksparte von den US-Amerikanern übernommen. „Inklusive Forschung, Produktion, Distribution“, erklärt der neue Geschäftsführer Stefan Grabowski. „Dazu gehören auch die unterstützenden Bereich wie Finanz- und Personalabteilung sowie die Umweltschutz- und Sicherheitsabteilung.“ Auch der für Vertrieb und Kundenbetreuung zuständige Standort in Eschborn bei Frankfurt sei mitgewechselt.

Für die Kautschuksparte, die Keimzelle des Chemiestandorts Schkopau, ist es die dritte Übernahme seit der Wende. In den 1990ern hatte Dow Chemicals die Buna-Werke übernommen und den Bereich dann später an den US-Konzern Trinseo verkauft, der nun nur noch mit der Styrolproduktion am Standort verbleibt. Für den deutlich größeren Kautschukbereich stand 2021 dagegen im Zeichen des Wechsels. „Die zehn Monate Vorbereitung kamen einem lang vor, aber für eine Übernahme ging das schnell“, berichtet Sandra Straube, zuständig für Genehmigungsmanagement. „Zumal Synthos bis vor kurzem Wettbewerber war.“

Voneinander lernen

Oberstes Ziel, so betont Grabowski, habe in der Zeit des Übergangs der sichere Anlagenbetrieb gehabt. „Um zu gewährleisten, dass wir die Kunden versorgen können.“ Das sei dank guter Vorbereitung gelungen. Nun gehe es darum Abläufe und Systeme an die des neuen Eigentümers anzupassen und: „Voneinander lernen ist ein großes Thema. Synthos hat immer betont, dass ihnen die Expertise der neugewonnen Mitarbeiter wichtig ist.“

Synthos hat neben den  Mitarbeitern auch die Produktionsanlagen übernommen.
Synthos hat neben den Mitarbeitern auch die Produktionsanlagen übernommen.
Briest

Der neue Geschäftsführer sagt selbstbewusst: Aus Sicht des Synthos-Konzerns, der bisher zwei größere Standorte in Polen und Tschechien hatte, sei die Übernahme in Schkopau ein „Meilenstein“. Das Standbein Kautschuk werde gestärkt. „Die Produktionspaletten ergänzen sich.“ Als Stärke von Schkopau sieht Grabowski die Forschung. Wachstum soll durch neue Produkte erfolgen, die gemeinsam mit den Kunden entwickelt werden. Die kommen vor allem aus der Reifenindustrie. 80 bis 90 Prozent der Schkopauer Produktion gehen dorthin, der Rest in die Herstellung technischer Bauteile wie Dichtungen oder Förderbänder. Daher nennt der Standortchef als Forschungsziel vor allem den Rollwiderstand von Reifen zu optimieren ohne Grip zu verlieren. Das sei auch für E-Autos wichtig. Stichwort: Reichweite. Zudem geht es darum, dass beim Fahren weniger Abrief auf der Straße bleibt.

Grüne Produktion möglich

Das Thema Nachhaltigkeit ist eben auch in der Kautschukbranche zentral. Synthos habe gerade die Strategie „Evergreen“ veröffentlicht, sagt Grabowski. Ziel ist die Einführung von nichtfossilen Rohstoffen in der Produktion. Das könne durch Recycling erfolgen oder durch Vorprodukte aus nachwachsenden Rohstoffe. Die gebe es etwa schon für Butadien. Technisch hält der Geschäftsführer die Produktion nur mit solchen grünen Ausgangsstoffen für möglich, wann es soweit sein soll, ist aber noch offen. Erklärtes Ziel von Synthos ist allerdings, bis 2050 klimaneutral zu produzieren.

Als Schritt dahin sieht Grabowski, für eine energieeffizientere Produktion zu sorgen. „Da haben wir eine Reihe von Projekten in der Pipeline.“ Straube nennt einen Ansatz: „Wir setzen in der Aufbereitung des Kautschuks sehr viel Dampf ein. Da suchen wir nach Möglichkeiten, das zu reduzieren. Weniger Dampf bedeutet weniger fossile Brennstoffe.“ Denn den Dampf liefert bisher das benachbarte Kohlekraftwerk.