"Traue keinem dünnen Konditor!" "Traue keinem dünnen Konditor!" : Anja Meinhardt erfüllt bunte Torten-Träume

Halle (Saale) - Fondant, Marzipan und Buttercreme sind die Zutaten, aus denen Kuchenträume gebacken sind. Anja Meinhardt zaubert in ihrem Back-Atelier süße Kunstwerke. Wernigerode, Bonn, Australien - das sind nur einige Stationen auf Anja Meinhardts langem Weg in ihre Tortenwelt.
Back-Leidenschaft geerbt
Die Leidenschaft fürs Backen hat die 35-jährige Hallenserin von ihren Eltern und von der Oma geerbt. Die waren zwar weder Bäcker noch Konditoren, aber es gab jeden Sonntag Selbstgebackenes. „Ich habe als Kind immer zugesehen und auch oft mitgeholfen“, erklärt Anja Meinhardt. Umso überraschender ist dann ihre Berufswahl: Sie entscheidet sich zunächst gegen eine Konditorlehre und wird Reiseverkehrskauffrau. „Ich stellte mir das so toll vor, um die Welt zu reisen und mir viele Länder und Städte ansehen“, sagt Meinhardt.
Doch schnell holt sie die Realität ein. Es stellt sich nämlich heraus, dass sie weniger reist und mehr am Schreibtisch sitzt und ihren Computer bedient. Als sie fünf Jahre lang für einen Reiseveranstalter in Bonn arbeitet, wird ihr klar, dass das für sie nicht die Erfüllung ist. Sie will weg, will raus - und das für länger.
Traum von der eigenen Konditorei wächst
Es zieht sie nach Australien. „Meine Familie war geschockt, als ich von meinem Vorhaben erzählte“, sagt Anja Meinhardt, „aber alle merkten auch, wie unglücklich ich war und ließen mich ziehen.“ Während ihres einjährigen Aufenthalts in „Down Under“ arbeitet die Hallenserin in einer Bäckerei. Hier formt sich langsam der Traum von einer eigenen Konditorei.
In Deutschland will sie ihr Geld mit individuell gestalteten Motivtorten verdienen. Mit 31 beginnt sie eine Konditorausbildung und hängt den Meister gleich noch hinten dran. Im Juli 2014 kann sie mit ihrer Idee durchstarten: „Anni’s Tortenwelt“ ist gegründet.
Miete in Form von Torten
Anja Meinhardt hat das Glück, dass sie ihr Backatelier im elterlichen Haus einrichten darf. „Meine Eltern verzichten auf eine eigene Sauna, die hier eigentlich geplant war“, sagt sie. Miete wird, wie sollte es anders sein, in Form von Torte bezahlt. Im Frühling und in den Sommermonaten hat die Konditormeisterin viel zu tun: Die Hochzeitssaison hat unlängst begonnen. Bis zu sechs Torten fertigt sie an einem Wochenende.
Grüne Torten im Trend
Der Trend in diesem Jahr liegt nebenbei bemerkt bei Torten in Grüntönen. Die Paare, so sagt sie, werden „auch mutiger“. Und so finden immer mehr Motivtorten, wie etwa die Charaktere aus „Star Wars“, den Weg auf das Hochzeitsbuffet. Die kunstvoll gestalteten und bunten Motiv-torten sind besonders bei Kindern beliebt. „Und ich lerne auch immer noch dazu“, sagt Anja Meinhardt. So bekommt sie den Auftrag für etwas, das sie zunächst für eine „Monster-Hai-Torte“ hält. Bei ihrer Recherche stellt sich allerdings heraus, dass es sich nicht um einen riesigen Fisch, sondern um gruselige Puppen aus einer Monster-Schule handelt. „Auch ,Feuerwehrmann Sam’ sowie Anna und Elsa aus ,Die Eiskönigin’ musste ich erst kennenlernen“, erklärt sie.
Wenn es die Auftragslage erlaubt und die Konditormeisterin nicht in ihrem Atelier steht, mag sie es extrem. „Ich mache gern Dinge, die nicht jeder macht“, sagt sie: „Fallschirmspringen oder Gletscherklettern in Neuseeland.“ Dieses Jahr will sie nach Portugal - aber nicht zum Sporttreiben, sondern um hinter die Kulissen dortiger Bäckereien schauen und sich Inspirationen zu holen. Anni Meinhardt will Rezepte regionaler Spezialitäten mitnehmen und für den deutschen Gaumen abwandeln.
Privat lieber Bockwurst als Torte
Privat tendiert die Konditorin eher zu herzhaften Gerichten. „Wenn man mich fragt: Torte oder Bockwurst? - greife ich garantiert zur Bockwurst“, sagt sie. Nicht dass sie ihrer süßen Leckereien überdrüssig wäre, aber das Tortenhandwerk verlangt auch nach Kostproben, nach vielen Kostproben: Jeder Boden, jede Füllung, jede Creme muss probiert werden. Schließlich sollen die Torten nicht nur gut aussehen, sondern auch gut schmecken. „Deshalb, traue ich keinem dünnen Konditor“, sagt Anja Meinhardt - und lächelt verschmitzt.
Siehe auch im Internet: www.annis-tortenwelt.de