Tabakgeld fürs Theater Tabakgeld fürs Theater: Reemtsma-Stiftung zählt zu den wichtigsten Geldgebern

Bad Lauchstädt - Der Name Reemtsma ist vor allem aus zwei Gründen bekannt. Zum einem wegen des Tabakkonzerns, mit dem es die norddeutsche Familie im 20. Jahrhundert zu gesteigertem Wohlstand brachte. Zum anderen war da im Jahre 1996 die Entführung von Jan Philipp Reemtsma, einem Spross der Dynastie, der in der Nähe von Hamburg einen Monat lang von Kriminellen gefangen gehalten und erst gegen eine hohe Summe Lösegeld wieder freigelassen wurde.
Die Verantwortlichen der Historischen Kuranlagen (HKA) in Lauchstädt haben jedoch noch eine Dritte Assoziation mit dem Namen Reemtsma: Geldgeber.
Reemtsma-Stiftung hat in drei Stufen insgesamt 1,8 Millionen Euro für Theater freigegeben
Die Hermann-Reemtsma-Stifung zählt neben der Sparkasse und dem Freundeskreis des Theaters zu den wichtigsten Unterstützern der seit Jahren andauernden Generalüberholung des Goethe-Theaters. Ohne ihre Mittel könnte die HKA nicht die notwendigen Fördermittel einwerben. Die Reemtsma-Stiftung hat in drei Stufen mittlerweile insgesamt 1,8 Millionen Euro für das Theater freigegeben.
Auch an der aktuell begonnen 2,45 Millionen Euro teuren Innenraumsanierung beteiligt sie sich. Anlässlich der Jahrespressekonferenz und der „Faust“-Aufführung zum Goethe-Geburtstag war Stiftungspräsident Bernhard Reemtsma vergangene Woche nach fünf Jahren wieder in Lauchstädt, um sich ein Bild vom Baufortschritt zu machen.
Familie Reemtsma tritt vor allem als Förderer in Erscheinung
Er ist der Sohn des Stiftungsgründers Hermann Hinrich und Enkel des Namensgebers Hermann Fürchtegott Reemtsma. Der verhalf mit seinen Brüdern dem Familienkonzern ab den 1910er Jahren zum Aufstieg – durch neue Technologien, aber auch durch Spenden an die Machthaber während der NS-Zeit. Nach dem Krieg war die Reemtsma Cigarettenfabrik Marktführer in der BRD. Heute gehört der Konzern zu 100 Prozent dem britischen Konzern Imperial Brands. Die Familie Reemtsma tritt vor allem als Förderer in Erscheinung.
Die Herrmann-Reemtsma-Stiftung unterstütze etwa 40 bis 50 Projekte im Jahr, erklärte deren Geschäftsführer Sebastian Giesen. Dabei gebe es drei Standbeine: soziale Projekte für Kinder oder Hospize, die Unterstützung von Museen und den Schwerpunkt Baudenkmalpflege. „Da ist natürlich nicht alles in der Größenordnung wie hier in Bad Lauchstädt. Das ist hier eines der größten Projekte der Stiftung“, merkte Bernhard Reemtsma an.
„Es sind zwei Aspekte, die die Förderung ausmachen“
Schwerpunkt der Aktivitäten sei eigentlich Norddeutschland: „Aber wir haben natürlich ein Interesse an besonderen Dingen. Wenn ein guter Antrag aus anderen Bundesländern kommt, setzen wir uns auch ins Auto“, sagte der Präsident. Den Weg in den Süden Sachsen-Anhalts dürfte er mittlerweile gut kennen. Die Stiftung unterstützt(e) etwa bei der Sanierung des Pavillons am Schloss Vitzenburg, der Deckenbilder von Karl Völker in der Kirche Schmirma, des Naumburger Doms. Auch in Merseburg sei man schon aktiv gewesen, ergänzte Reemtsma. In Lauchstädt habe ihn die Einzigartigkeit und die Bedeutung des Gebäudes überzeugt.
„Es sind zwei Aspekte, die die Förderung ausmachen“, erläuterte Geschäftsführer Giesen. „Ein herausragendes Bauobjekt: Das ist hier unzweifelhaft. Wo hat man etwa noch so eine Bühnentechnik. Der zweite Punkt ist die Mannschaft vor Ort. Herr Schmidt brennt für das Theater“, lobte er den Geschäftsführer der HKA und auch das Land, das zum Goethe-Theater stehe. Das soll in zwei Jahren endgültig generalüberholt sein. Dann kann Bernhard Reemtsma sich noch mal bei Hamburg ins Auto setzen, um sich das Ergebnis seiner Förderung anzuschauen. (mz)