Soziale Probleme im Saalekreis Soziale Probleme im Saalekreis: Hunderte Kinder in Gefahr

Merseburg/Querfurt - Blaue Flecken, schmutzige Klamotten oder psychische Auffälligkeiten - die Anhaltspunkte dafür, dass es einem Kind in seinem Elternhaus nicht gut geht, sind vielfältig. Manchmal aber auch schwer zu deuten. Für Ärzte, Erzieher oder Lehrer ist es stets eine Gratwanderung, Hinweise richtig einzuordnen und in der Folge das Jugendamt zu informieren. Und doch befinden sich die bei der Behörde eingehenden Meldungen weiterhin auf hohem Niveau, wie es heißt.
„Ein Anstieg in den letzten Jahren ist grundsätzlich erkennbar, jedoch stand dem Höchststand von 419 Meldungen im Jahr 2014 zuletzt eine geringere Zahl gegenüber“, sagt Monika Schröpfer, Sachgebietsleiterin Sozialer Dienst beim Jugendamt des Kreises.
Bundeskinderschutzgesetz
Demnach wurden im vergangenen Jahr 342 Meldungen an das Jugendamt gemacht. Seit Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes wurden 1.650 Verfahren zur Abwehr einer Kindswohlgefährdung eingeleitet. Wie oft diese berechtigt waren oder nach einem Elterngespräch eingestellt wurden, ist nicht bekannt.
Je nach Inhalt der Meldung reagiert das Jugendamt unterschiedlich. Die Maßnahmen reichen von der Einladung der Eltern bis hin zu einem angemeldeten Hausbesuch. „In dringenden Ausnahmefällen finden auch unangemeldete Hausbesuche statt“, stellt Monika Schröpfer klar.
Hinweisgeber seien in allen Bereichen zu finden. Kindertagesstätten, Schulen, Polizei, Kinderärzte, aber auch den Eigenbetrieb für Arbeit und Nachbarn zählt die Sachgebietsleiterin auf. Häufig gehe die Behörde auch anonymen Meldungen nach.
Keine akuten Gefährdungen
In den meisten Fällen sind keine akuten Gefährdungen zu sehen. Allerdings verzeichnete das Jugendamt des Kreises seit 2011 immerhin auch 370 Kinder und Jugendliche, die in Obhut genommen wurden. „Hier ließ sich ein stetiger Zuwachs feststellen, auch im Jahr 2015“, meinte Schröpfer.
Da es bei der Einschätzung, ob eine Gefährdung vorliegt oder nicht, auf Fingerspitzengefühl ankommt, hat der Kreis im vergangenen Jahr reagiert. Zusammen mit den klassischen Berufsgruppen, die mit Kindern arbeiten, wurde Infomaterial erstellt. Speziell für Kitas, Grund- und Sekundarschulen entstanden Arbeitsmappen, mit deren Hilfe eine mögliche Kindswohlgefährdung erkannt werden soll.
Frühzeitiges Eingreifen
In einer Art Leitfaden erfahren die Mitarbeiter, was sie zu tun haben. Ein Meldebogen soll ein möglichst frühzeitiges Eingreifen des Jugendamtes ermöglichen. „Das hat sich in der Praxis bereits bewährt, denn es gelingt zunehmend besser, eine Kindswohlgefährdung rechtzeitig zu erkennen und frühzeitig zu handeln“, erklärt Monika Schröpfer vom Sozialen Dienst.
Darüber hinaus erfolgen zunehmend entsprechende Gespräche mit Ärzten, Hebammen und Beratungsstellen. (mz)