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Salzmünde Salzmünde: Micky hilft über den Schmerz hinweg

Von Susann Salzmann 23.07.2016, 06:00
Ein glückliches Team:  Elly Tempel aus Salzmünde reitet auf ihrem Pferd Micky.
Ein glückliches Team:  Elly Tempel aus Salzmünde reitet auf ihrem Pferd Micky. Susann Salzmann

Salzmünde - Innige Berührungen, zärtliches Lächeln: Mit spürbarer Vertrautheit blicken die blauen Kinderaugen von Elly Tempel in die rehbraunen großen Augen von Micky. Es sind Zuneigungs-Bekundungen gegenüber „ihrer“ Micky. Zwischen der achteinhalbjährigen Schülerin aus Salzmünde und der 23 Jahre alten Welsh B-Stute Micky hat sich eine stetig wachsende Liebe entwickelt. Gut ein Jahr liegt es inzwischen zurück, als das palominofarbene Pferd der Familie das wohl wertvollste Geschenk macht: Das Tier zaubert Tochter Elly nach großer Trauer erstmals wieder ein Lächeln in ihr Gesicht. Bis heute.

Vor über einem Jahr geschieht für die junge Pferdenärrin das denkbar Schlimmste: Ihr allererstes eigenes Pferd Mary Poppins kommt bei dem schweren Unwetter vom 7. Juli vergangenen Jahres ums Leben. Das braun-weiß gescheckte Shetlandpony steht zu diesem Zeitpunkt auf der Westernranch „Sea-Horse-Ranch“ in Halle Lettin. Der Tornado, der in dem Stadtteil von Halle eine Schneise der Verwüstung hinterließ, hat das damals knapp 19 Jahre alte Pony das Leben gekostet.

Erlebnisreiche Jahre

Der gemeinsame Weg von Elly und ihrer Mary Poppins endet in dieser Nacht. Nach fünf erlebnisreichen Jahren. Damit endet zudem eine tiefe Mensch-Tier-Beziehung, denn seit ihrem zweiten Lebensjahr hatte die junge Reiterin auf Marys Rücken gesessen. In dieser Zeit gewann sie mehr als 20 Schleifen bei Reitturnieren. All das war auf einen Schlag dahin. „Wir hatten große Angst, dass sie der Tod zu sehr mitnimmt; sie nicht darüber hinwegkommt“, erinnert sich Ellys Vater Andreas Tempel an die Zeit vor einem Jahr zurück. Die Befürchtungen der Eltern kamen auf, nachdem Elly nachdem Unglück nicht über die Trauer sprach.

Zeitweise habe sie gar nicht gesprochen, sagt ihr Vater. Zudem sehr in sich gekehrt. „Unsere Tochter und Mary Poppins waren ein so eng zusammengeschweißtes Team, dass wir wussten, dass es lange dauern würde, bis solch eine Bindung wieder entsteht“, erzählt Mutter Susanne.

Glücklicher Zufall

Doch dann kam ein Anruf. Ein glücklicher Zufall - und mit ihm kam Micky. Steffen Schorcht aus dem thüringischen Linda meldet sich. Für die Familie ist der amtierende Europameister und Weltmeisterschaftsteilnehmer im Roping (Westernreiten) kein Unbekannter. Auch für Tochter Elly nicht.

Auf einer Westernreitveranstaltung kurz vor dem Unwetter habe er die Nachwuchsreiterin im Sattel gesehen - und war begeistert. Das Überraschende: „Er hat ihr Micky geschenkt, weil ihm ihr Schicksal nahe ging“, sagen die zu Tränen gerührten Eltern. Seither gehört der größte teil von Ellys Freizeit wieder ihrem Pferd.

Drei Wettbewerbe

An drei Wettbewerben hat sie in diesem Jahr bereits teilgenommen. Einen Pokal und eine Schleife konnte sie mit nach Hause nehmen. Weitere sollen folgen. Auch und insbesondere im „Western“, denn auch Rinderdisziplinen will Elly mit ihrer Micky reiten. Ihr Vorbild: Steffen Schorcht.

Bis dahin braucht es aber noch viel Training und Übung. „Für 100 Prozent braucht man 100 Tage“, gibt Vater Andreas einen Einblick in die „Trainingsarbeit“ seines Kindes. Für ihn und seine Frau ist das freudestrahlende Gesicht ihrer Tochter das allergrößte Geschenk. (mz)