Restaurierung der Patronatsloge Restaurierung der Patronatsloge: Putz im adligen Stübchen von Raßnitz

Raßnitz - Uwe Härtig kennt die St. Michaelis-Kirche in Raßnitz-Weßmar gut. Der Restaurator hat 2018 hier schon den Altar konserviert. Fünf Jahre vorher erstellte der Leipziger zunächst ein Schadensgutachten vom Orgelprospekt und erhielt dann den Auftrag, ihn zu konservieren. Nun folgt wieder ein wichtiger Schritt hin zur Erhaltung und Sanierung des Gotteshauses, und wieder erhielt Uwe Härtig den Zuschlag. Diesmal geht es um die altehrwürdige Patronatsloge.
Sie erzählt eine interessante Anekdote aus der weitläufigen Kirchengeschichte. Bis 1717 habe die Empore noch bis vor zum Altar gereicht, weiß Christian Forberg vom Kirchenförderverein. Doch dann habe die Rittergutsfamilie entschieden, dass der Adelsstuhl im Kirchenraum nicht mehr standesgemäß ist und eine Patronatsloge selbstverständlich mitsamt einem eigenen Eingang ins Gebäude her muss, um sich von der normalen Bevölkerung abzugrenzen.
Aus einem Baudokument von 1717 wisse man erstmals von ihrer Existenz
Gesagt, getan. Aus einem Baudokument von 1717 wisse man erstmals von ihrer Existenz, sagt Christian Forberg weiter. Dort sei sie als das „adlig Stübchen“ notiert. Leider sei es zuletzt in einem „jämmerlichen Zustand“ gewesen.
Immerhin. Bis heute gebe es an ihr Originalteile, sagt Fachmann Uwe Härtig. Er weiß auch, wann zum letzten Mal Hand angelegt wurde. Ihr aktuelles Aussehen habe die Patronatsloge bei Arbeiten Mitte des 20. Jahrhunderts bekommen. Seine Aufgabe sei es nun, diese Fassung zu erhalten. Daran arbeitet der Restaurator seit Mai und möchte zum Erntedankfest Anfang Oktober eigentlich fertig sein.
Bekämpfung von Holzwurm-Schäden
Zuerst sei eine grundlegende Reinigung erfolgt, beschreibt Uwe Härtig die einzelnen Arbeitsgänge. Auch die partielle Bekämpfung von Holzwurm-Schäden gehöre zu seiner Tätigkeit. Zudem sollen mittlerweile fehlende Details ergänzt werden. Letzteres habe er an einen Holzbildhauer delegiert.
Der Restaurator schätzt, dass er etwa die Hälfte seines Pensums inzwischen geschafft hat. Momentan trage er auf die vertikalen Ornamentbänder neue Goldbronze auf. „Dabei halte ich mich aber zurück. Es soll nicht zu viel glänzen“, erklärt der Sachse. Natürlich sei seine Arbeit in Raßnitz zuvor mit den Denkmalbehörden abgesprochen worden. Und er zeigt als Beispiel auf drei unterschiedliche von ihm angebrachte Farbproben für den neuen Anstrich der Loge, aus denen bei einer Vor-Ort-Begehung dann eine ausgewählt wurde.
Wie sieht die Patronatsloge aus, wenn sie fertig ist?
Wie sieht denn die Patronatsloge aus, wenn sie fertig ist? „Sie wird weniger vergilbt sein und keine abblätternden Farbschichten mehr haben“, beschreibt es Uwe Härtig. Aber er werde jetzt nicht jeden Riss wegkaschieren. Gestört wurde der Fachmann bei seiner bisherigen Arbeit seit Mai nicht.
Erst am vergangenen Wochenende richtete der Förderverein seine erste Veranstaltung in diesem Jahr aus, eine Orgelmusik im Zusammenhang mit einer Bilder-Ausstellung. Christian Forberg hoffe aber, interessierten Besuchern bald mal wieder eine Baustelle präsentieren zu können. Auch die Empore, sagt er, ist sanierungsbedürftig. (mz)
