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Millionen für Umbau Möbel Höffner in Günthersdorf: Günthersdorf nun wichtigster Standort für den Einrichtungsriesen

Von Melain van Alst 30.08.2017, 08:37
Firmeninhaber Kurt Krieger vor dem neuen, 19 Meter hohen Portal von Höffner in Günthersdorf
Firmeninhaber Kurt Krieger vor dem neuen, 19 Meter hohen Portal von Höffner in Günthersdorf Peter Wölk

Günthersdorf - Im Laufschritt geht es durch das Einrichtungshaus von Höffner in Günthersdorf, hinter die Kulissen zum Kundendienst und weiter zum Hochregallager. An der Spitze gibt Kurt Krieger das Tempo vor. Der Inhaber des Familienunternehmens hat es sich nicht nehmen lassen, sein „Höffi“ - wie er seine Häuser liebevoll nennt - selbst vorzustellen.

Mit Anzug und Turnschuhen führt der 69-Jährige vorbei an Kissen, Küchen und den mittlerweile 1.000 Mitarbeitern, davon 93 Auszubildenden, am Standort direkt an der Autobahn 9 zwischen Halle und Leipzig.

Möbel-Höffner in Günthersdorf umgebaut:  9.000 Quadratmeter mehr Platz

Fünf Monate war das 1991 entstandene Einrichtungshaus geschlossen und ist in dieser Zeit fast komplett umgebaut worden. 9.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind dazugekommen, sie verteilen sich auf einer zusätzlichen Etage. „Etwas futuristisch ist es geworden“, sagt Krieger, als er an den Rolltreppen zur Decke aufblickt.

Dort befinden sich nun Fenster, die mehr Licht in das Gebäude bringen sollen. Kaum zu übersehen ist der „neue Glanz“ vor allem von außen: Das 19 Meter hohe, leuchtend rote Portal weist Besuchern ab Donnerstag den Weg und liegt jetzt an der Ecke zu den Parkplätzen.

Möbel-Höffner reagiert auf Konkurrenz durch Online-Handel

Fit für die Zukunft mache sich das Unternehmen mit seinen 18 Standorten in ganz Deutschland derzeit. Das bedeutet in allen Häusern Umbauten, manche seien bereits fertig, andere folgen noch. Ziel ist, auf die Konkurrenz durch das Internet zu reagieren. Im Durchschnitt, so Krieger, laufe schon heute zehn Prozent des Handels über das Internet. Tendenz steigend. Da manche Branchen mehr oder weniger davon betroffen sind, geht er davon aus, dass es im Einrichtungssektor bereits 15 Prozent sind.

„Ich will mir nicht irgendwann von meinen vier Enkeln sagen lassen, dass ich die Zukunft verschlafen hätte.“ Die Lager wurden erweitert, die Verkaufsfläche vergrößert. Er glaube nicht, dass man eine Küche gänzlich online bestelle, aber kleinere Einrichtungsgegenstände werden vermehrt online abgefragt und für eine schnelle Lieferung müssen die Lager größer sein.

Saalekreis ist jetzt das Logistik-Zentrum von Möbel-Höffner

In Günthersdorf ist in den vergangenen Jahren ein zentraler Standort des Möbelriesen entstanden. Anwohner und Gäste konnten über Monate verfolgen, wie Lagerhallen hochgezogen und dann das Einrichtungshaus umgebaut wurde. „Wir haben hier 150 Millionen Euro investiert, davon gut 100 Millionen Euro in die Logistik“, sagt Krieger. Das Hochregallager als höchstes Gebäude thront über allem und wird von zwei weiteren neuen Lagern ergänzt. Insgesamt ist nun Platz für 150.000 Artikel.

Damit ist in Günthersdorf das Zentrallager für alle Höffner-Standorte entstanden, auch der Kundendienst wird von hier zentral bedient. Logistisch wären auch Barsbüttel nahe des Hamburger Hafens oder Duisburg sinnvoll gewesen. „Günthersdorf war eine emotionale Entscheidung“, sagt Krieger.

Für die Eröffnung des Einrichtungshauses am Donnerstag ab 9 Uhr hat Höffner bis einschließlich zum verkaufsoffenen Sonntag ein buntes Programm für Besucher geplant. Es ist bereits die zweite Erweiterung des Unternehmens an der Autobahn 9.

Stein des Anstoßes war noch 1990 das Interesse von Kurt Krieger, in den neuen Bundesländern zu investieren. Er suchte nach einem geeigneten Standort und fand ihn in Günthersdorf und Kötzschlitz. Damals investierte der 69-Jährige 500 Millionen Mark und baute ein Einkaufszentrum. Das lange als Saalepark bekannte Center gab er jedoch kurz nach Fertigstellung ab. „Wir sind keine Experten für Einkaufszentren, sondern für Möbelgeschäfte“, sagt Krieger. Für die Region bedeutete die Ansiedlung einen finanziellen Aufschwung - Steuereinnahmen, die man sich vorher nicht träumen ließ.

1994 eröffnet dann ein weiteres Möbelhaus in Günthersdorf: Ikea. 2006 wird aus dem Saalepark mit einem Umbau für 170 Millionen Euro das heutige Nova Eventis.

Es ist eine Stunde von seinem Wohnort nahe Berlin entfernt und war sein erstes Haus in den neuen Bundesländern. Hier habe er sich von Anfang an wohl gefühlt und erst mit der Gemeinde Günthersdorf, jetzt mit der Stadt Leuna gute Partner.

Laufen Kunden über? Nachbarstadt Leipzig passt der Ausbau von Möbel-Höffner so gar nicht

Krieger sitzt am Dienstag vor einem Plakat - links die Hausmannstürme in Halle, rechts der Uniriese in Leipzig und in der Mitte das leuchtende Möbelhaus. Doch gerade die Nachbarn blicken kritisch auf die Entwicklungen in Günthersdorf. Immer wieder vertritt die Stadt Leipzig den Standpunkt, dass durch das Möbelhaus Kaufkraft abgezogen werde und es schwer sei, weitere Möbelstandorte zu etablieren, wenn Höffner weiter wachse.

Daher hat die Stadt Widerspruch gegen die Baugenehmigung für die Erweiterung eingereicht. Laut Saalekreis-Sprecherin Kerstin Küpperbusch laufe das Verfahren und Leipzig habe Akteneinsicht beantragt. Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) begrüße zwar die Entwicklung der Logistik, nicht jedoch die Erweiterung der Verkaufsfläche. Das sei mit der Regionalplanung in Sachsen-Anhalt nicht vereinbar, großflächige Ansiedlungen des Einzelhandels seien nicht in Grundzentren wie Günthersdorf/Kötzschlitz vorgesehen.

Kritik, die an Inhaber Kurt Krieger abprallt: „Die Planungen haben vor 25 Jahren vorgesehen, dass wir uns genau hier ansiedeln. Leipzig wollte damals nicht.“ Außerdem glaube er nicht, dass er Kaufkraft aus der Großstadt abziehe. Schließlich sei das Einzugsgebiet von Höffner viel breiter aufgestellt.

(mz)