Ein echter Männerspielplatz Männerspielplatz in Landsberg: Mit Panzern und Offroad-Trucks durch den Schlamm

Landsberg - Kurz bevor der olivgrüne Schützenpanzer mit seiner Spitze ins Wasser eintaucht, wirft Carlo einen bangen Blick zu seinem Opa. Platsch! Eine riesige Welle breitet sich kreisförmig um das Fahrzeug aus, auf dem Stahlkoloss kriegen die gut ein Dutzend Mitfahrer eine Ladung Spritzwasser ab. Aber sie haben es so gewollt.
Wer auf den wohl größten Männerspielplatz in der Umgebung von Halle fährt, ein Platz so groß wie mehrere Fußballfelder, muss damit rechnen, dreckig zu werden. Hier kann man Panzer und Offroad-Trucks fahren, mit Quads durchs Gelände jagen, Hummer und andere Geländewagen ausprobieren - eben all das, was mit dem normalen Straßenverkehr nichts zu tun hat.
Am Männertags-Wochenende hatte der Landsberger Offroad-Kessel zum Tag der offenen Tür geladen und gekommen waren Tausende Besucher, wie eben der sechsjährige Carlo, sein Bruder Justin, elf Jahre alt, und ihr Opa Klemens Grunzke. Die drei haben sich für die Schützenpanzer-Fahrt durchs Wasser entschieden - das Highlight an diesem Wochenende.
Offroad-Kessel Landsberg ist ein großer Männerspielplatz
„Die Fahrt war wirklich cool. Am meisten Spaß hat mir das Stück im Wasser gefallen“, sagt Carlo kurz nach dem nassen Abenteuer. Auch sein Bruder meint: „Das haben sicher noch nicht so viele gemacht.“ In der Schule kann er jetzt erzählen, dass er mit einem echten Schützenpanzer gefahren ist.
Und auch für ihren Opa, der extra aus Allstedt bei Sangerhausen mit ihnen nach Landsberg gekommen ist, war es die erste Fahrt mit dem ehemaligen Militär-Fahrzeug. „Ich war früher nämlich bei den Raketen“, erzählt der 74-Jährige.
Raketen sind wahrscheinlich das einzige, was der Betreiber des Offroad-Kessels, Benno Winter, seinen Gästen noch nicht anbietet. Am Tag der offenen Tür dürfen aus Sicherheitsgründen nur Profis ans Steuer und Besucher mitfahren. Doch ansonsten dürfen auch die in den Führerstand. „Zu mir kommen eigentlich alle: vom Schlosser bis zu Zahnärzten oder Professoren“, sagt der 57 Jahre alte Landsberger.
Gerne würden solche Erlebnisse zum Geburtstag verschenkt. Die Beschenkten bekommen dann für die Fahrt über das hügelige Gelände eine Art Fahrlehrer an die Seite gestellt, der jederzeit eingreifen kann. „Wir erklären alles Stück für Stück und steigern uns immer weiter“, sagt Winter. Die Gäste würden immer steilere Hügel auf- und ab fahren. „Man merkt, wenn es vom Schwierigkeitsgrad reicht und die Fahrer kaum mehr etwas oder nur noch ,jaja’ sagen“, sagt Winter.
Mit den Touren, die etwa im Fall des Schützenpanzers 219 Euro kosten, finanzieren er und seine rund 40 Mitstreiter ihr Hobby: Fahrzeuge, besonders große und schwere. „Ich besitze weit über 50 Fahrzeuge, von denen 70 Prozent auch fahrbereit sind“, sagt Winter. Angefangen hatte alles ganz klein nach der Wende. Weil er es nicht mit ansehen konnte, wie Mopeds, Nutz- und Feuerwehrfahrzeuge verschrottet wurden, nur weil es plötzlich vermeintlich bessere aus dem Westen gab, sammelte er ausgemusterte Autos, Motorräder und Trucks.
Besonders stolz ist er auf die sogenannten Tatra-Lkw, auf die er eines Tages ein paar Freunde zum Spaß mitnahm. Das war der Beginn seines Geschäfts. „Immer mehr Leute haben gefragt, ob sie mitfahren können. Ich hätte nie gedacht, dass es ein so großes Interesse gibt.“
Bei den Tatras blieb es nicht. Winter und seine Jungs und Mädels beschafften sich ausgemusterte Panzer aus Tschechien, was nicht ganz einfach war. „Man muss eine Menge Auflagen erfüllen, etwa ein polizeiliches Führungszeugnis“, erklärt er. Zwar sind alle Panzer demilitarisiert, das heißt, die Kanonen sind unbrauchbar gemacht und der Panzer durch hereingesägte Löcher bewusst nicht mehr einsatzfähig. Trotzdem muss Winter jedes noch so kleine Ersatzteil beim Innenministerium beantragen. Das Kriegswaffen-Kontrollgesetz macht auch vor zivilen Fahrten in Landsberg nicht Halt. Dennoch ist es Winter wichtig zu betonen, dass er und seine Mitstreiter keine Militär-Freaks sind. „Es geht uns um die Fahrzeuge.“ Je größer desto besser. (mz)


