Kuranlagen in Bad Lauchstädt Kuranlagen Bad Lauchstädt: René Schmidt ist der Retter des Kleinods

Merseburg - Das erste Mal auf Tuchfühlung mit dem Kleinod Bad Lauchstädt ging der kleine René mit fünf oder sechs Jahren. „Meine Großeltern waren leidenschaftliche Operngänger“, erzählt der heutige Direktor der prächtigen Historischen Kuranlagen, René Schmidt. Und da er die Sommermonate üblicherweise bei Oma und Opa verbrachte, nahmen sie den Jungen mit ins Goethe-Theater.
Damals hätte es sich Schmidt wohl nie träumen lassen, dass er in Lauchstädt einmal in die gewaltigen Fußstapfen Johann Wolfgang von Goethes tritt und dem kleinen Ort den ganzen Sommer über Hochkultur beschert. Die Liebe zur Musik verspürte der heute 53-Jährige jedoch schon damals.
René Schmidt brach ein Versprechen - um Operngesang zu studieren
Schmidt wächst im Vogtland auf, Volkslieder gehörten bei allen Festen und Feiern dazu. Nach den frühen Opernbesuchen mit den Großeltern kam später der Besuch einer Spezialklasse eines musikalischen Gymnasiums in Zwickau dazu. „Für diese Ausbildung musste ich mich dazu verpflichten, Pädagogik zu studieren“, erzählt Schmidt. Er willigte ein, wurde in der elften Klasse dann dazu überredet Operngesang zu studieren. „Vielleicht war es die jugendliche Form von Geltungsbedürfnis, das Versprechen zu brechen“, sagt Schmidt.
An der Musikhochschule Dresden wird er für Auftritte in weltbekannten Opernhäusern ausgebildet. „Es gab dort keine politischen Eingriffe“, nennt Schmidt einen damaligen Vorzug. „Nach der Wende waren die Unsicherheiten jedoch groß“, sagt er. Schmidt schulte um, studierte Kulturmanagement und hat in diesem Bereich spätestens mit der Übernahme des Geschäftsführer-Posten in den Historischen Kuranlagen sein Zuhause gefunden.
René Schmidt hat die maroden Kulturanlagen in Bad Lauchstädt gerettet
„In Bad Lauchstädt habe ich mich bislang aber viel weniger um die Kultur als um die Bausubstanz gekümmert“, sagt Schmidt und verweist auf die umfangreiche Sanierung des Gebäudeensembles in den zurückliegenden Jahren. Dank seines Verhandlungsgeschicks und seines Ehrgeizes ist es ihm gelungen, genügend Geld für die gewaltige Aufgabe einzusammeln. Schmidt hat die maroden Kuranlagen gerettet. „Wenn die Arbeiten 2018 abgeschlossen sind, beginnt für mich die schwierigste Mission: Dann muss das hier alles mit Inhalt gefüllt werden.“
Das ist im Kulturbetrieb heute jedoch nicht mehr so einfach wie früher, vor allem finanziell gesehen. Auch im Fall der Kuranlagen hatte das Land seine Förderung in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefahren. „Zwei Drittel der Mitarbeiter mussten gehen“, nennt Schmidt eine Schwierigkeit, die ihn schon kurz nach Dienstantritt ereilte. Zudem wird es immer schwieriger, Ensembles für Auftritte zu gewinnen.
So will René Schmidt die Kuranlagen in Bad Lauchstädt wieder aufleben lassen
Bei der Erstellung des Spielplans lässt sich Schmidt dennoch von einer Idee leiten: „In der Gesellschaft herrscht Streit, Lauchstädt hat jedoch arkadische Qualitäten“, sagt er. „Ich will es als Oase, als Ruhepunkt erhalten.“ Zeit dafür hat er genug: Jüngst hat das Land sein Arbeitspapier bis 2022 verlängert. Schmidt ist gefragt, hatte laut eigenen Angaben auch ein anderes attraktives Angebot vorliegen.
Neben der Wiedereröffnung des fertig sanierten Goethe-Theaters hat Schmidt noch einen weiteren Traum: „Mich würde es einmal reizen, das Burgtheater für ein Gastspiel zu gewinnen“, sagt er. Das wäre eine Hausmarke. Ganz nach dem Geschmack des Goethe-Nachfolgers. (mz)
