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Kohlebahntunnel Kohlebahntunnel: So soll Deutschlands ältester Eisenbahntunnel aufgewertet werden

Von Melain van Alst 06.01.2020, 14:00
Zum Weltgästeführertag 2016 haben viele Interessierte an der Führung teilgenommen.
Zum Weltgästeführertag 2016 haben viele Interessierte an der Führung teilgenommen. Peter Wölk

Bad Dürrenberg - Nur selten haben Besucher bislang die Möglichkeit bekommen, den ehemaligen Kohlebahntunnel in Bad Dürrenberg zu besichtigen. Anlässlich des Weltgästeführertages 2016 war der Andrang auf den sonst verschlossenen Tunnel so groß, dass die Gäste in mehreren Gruppen durch den unterirdischen Gang geführt wurden. Nun überlegen Stadt und Räte, ob sie den Kohlebahntunnel zukünftig und für den Tourismus besser erschließen können.

Unterirdisch verläuft der Tunnel vom Salinegelände und endet auf dem Gelände des neuen Rathauses nahe der Hauptstraße. Dort, so die Idee, könnte ein Einstieg entstehen. Dafür wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die sie sich ausschließlich mit dem Eingang des ehemaligen Tunnels beschäftigt hat. Das Planungsbüro Plingel hat mehrere Varianten vorgestellt, die auf einen Einstieg auf dem Gelände am neuen Rathaus ausgehen.

Idee von einem nachgebauten Tunnelmundloch

Gebraucht werden dann aber Pfähle, die als Verbau dienen und gleichzeitig den Tunnel stabilisieren könnten. Denkbar, so die Vorstellung des Planungsbüros, sei es, dann eine Spindeltreppe nach unten führen zu können oder alternativ auch eine gerade Treppe, die dann aber deutlich mehr Platz benötigen würde. Variabel sei zudem auch der Aufbau, der dann einem Pavillon ähneln könnte.

Der Kohlebahntunnel in Bad Dürrenberg gilt als Deutschlands ältester Eisenbahntunnel und stammt aus dem Jahr 1836. 99 Jahre, bis 1935, verkehrte die Kohlebahn der Königlichen Saline auf der Strecke Bad Dürrenberg-Tollwitz, die für den Solebetrieb enorm wichtig war. Die Kohle wurde zum Salzsiedebetrieb und die Asche sowie Schlacke zu einer nördlich gelegenen Halde transportiert. Anfangs geschah dies noch mit Pferdetransporten, später denn mit einer Bahn. Der Betrieb der Bahnstrecke wurde 1935 eingestellt, die Bahn verkehrte aber noch bis 1963 innerhalb des Salinegeländes. Heute sind von den 177 Metern des Tunnels nur noch 125 Meter begehbar. Nur selten werden jedoch Führungen angeboten, die dann aber viele Gäste anlocken.

Optisch reichen die Ideen von einem nachgebauten Tunnelmundloch hinter dem sich ein Zweckbau befindet, ein Pavillon, der sich optisch an den Borlachturm anlehnt oder einfache Flachbauten aus Stahl oder gemauert. Finanziell würden sich die verschiedenen Varianten alle zwischen 350.000 und 400.000 Euro einpegeln. Kritisch bemerkten die Räte, dass dabei noch nicht der Tunnel selbst in den Fokus genommen wurde. Unklar sei, was dort noch zu machen sei. Die Stadt ließ in einer ersten Vorstellung des Projektes den Räten die Entscheidung, ob man sich mit dem Projekt überhaupt weiter beschäftigen solle.

Hin- und hergerissen waren die Räte aus dem Bauausschuss

Hin- und hergerissen waren die Räte aus dem Bauausschuss, die das Projekt an sich gut zu finden scheinen. Gerade der Kohlebahntunnel ist ein historisch wertvolles Pfund der Stadt. Auf der anderen Seite sind die Kosten nicht zu unterschätzen. Nicht untersucht wurde zudem, welche Betriebskosten langfristig auf die Stadt zukommen und ein touristisches Konzept für die Nutzung des Tunnels fehle auch.

Doch gerade die Industriekultur ziehe zunehmend viele Gäste an und auch das Ministerium habe für dieses Bereich eine extra Stelle geschaffen, so Jörg Höhne, Leiter des Tourismusamtes. Das Ensemble zusammen mit dem Alten Salzamt mache die Stadt einzigartig. Darüber hinaus versprach der Bürgermeister sich um Fördermittel für dieses Projekt zu bemühen und liebäugelt auch gleich mit einer Quote von 90 Prozent, bei der auf die Stadt nur noch ein mittlerer fünfstelliger Betrag entfallen würde. (mz)