Lkw donnern durch Köchstedt Köchstedt: Anwohner genervt von massivem Lkw-Verkehr
Köchstedt - „Kleine Schulstraße in 06179 Köchstedt, Gemeinde Teutschenthal“ - das klingt nach Landidylle, nach einer verschlafenen Dorfstraße irgendwo im Saalekreis.
Kleine Schulstraße, das klingt nach Geranien-Blumentöpfen vor den Hauseingängen und Nachbarn, die beim Gehweg-Fegen ein kurzes Schwätzchen halten. Doch in Köchstedt ist es mit einem Gespräch auf dem Gehweg gar nicht so einfach.
Fast im Minutentakt donnern Lastwagen durch den Ort. In Richtung Westen sind sie meistens leer und klappern beim Durchfahren eines jeden Schlaglochs. In Richtung Osten haben sie Kies oder Sand geladen, sind trotzdem laut und machen zusätzlich auch noch Dreck. Die Kleine Schulstraße gleicht eher einer Baustellenzufahrt als einer Dorfstraße.
Ärger in Köchstedt: Bis zu 25 Lkw pro Stunde fahren hier durch
„An manchen Tagen kommen hier 25 Lastwagen in der Stunde durch. Das haben wir selbst gezählt“, sagt Anwohner Ulf Zarnowiecki. Er und seine Nachbarn würden sehr unter dem Verkehr leiden. „Schauen Sie sich mal die Straße an! Die Bürgersteige sind zerfahren und die Fassaden sind ständig dreckig“, sagt er. Eine andere Anwohnerin wirft ein, dass bei ihr das Geschirr im Schrank klappere, wenn ein Lastwagen vorbeifahre. Manche Gebäude hätten sogar schon Schaden durch die Erschütterung genommen.
Zu den Kieslastern aus der Kiesgrube im Westen des Dorfes komme auch noch der Verkehr des Schotterwerkes im Süden von Köchstedt. Dort wird Schotter der Deutschen Bahn entlang der Gleise aufbereitet. Auch von dort würden Lastwagen durch den Ort in Richtung Bundesstraße 80 fahren. „Das Problem ist so ernst, wir haben an Heiligabend sogar in der Kirche für die Umgehungsstraße an der Kiesgrube gebetet“, sagt Zarnowiecki.
Lkw-Verkehr in Köchstedt: Wann kommt die langersehnte Umgehungsstraße?
Die Umgehungsstraße, die ist der sehnlichste Wunsch der meisten Köchstedter und würde von der Kiesgrube direkt zur B 80 im Norden des Ortes führen. So müssten die Kieslaster nicht mehr über die Kleine Schulstraße fahren und könnten direkt zur Bundesstraße gelangen.
Und eigentlich sollte die auch schon längst existieren. „2016 wurde der Kiesgrube eine Vergrößerung genehmigt. Voraussetzung dafür war die Umgehungsstraße“, sagt Zarnowiecki. Das Unternehmen Kies und Sand, das die Kiesgrube betreibt, baggere auch schon fleißig an den neu genehmigten Flächen ab, doch die Straße habe es noch immer nicht gebaut. Zarnowiecki versteht das nicht. Wieso kann an den Erweiterungsflächen schon gebaggert werden, wenn die Straße doch Voraussetzung für die Erweiterung war?
Firma versichert, sie würde gern die Straße bauen
Verantwortlich für den Bau der Straße sei Kies und Sand, sagt Teutschenthals Bürgermeister Ralf Wunschinski. Und tatsächlich habe sie Ende 2017 fertiggestellt werden sollen. Die Genehmigung für den Betrieb der Kiesgrube und des Schotterwerkes sei Anfang der 90er Jahre erteilt worden, sagt Wunschinski. „Damals ist es versäumt worden, zum Schutz der Anwohner eine Lösung einzufordern.“
Bei der Firma Kies und Sand beteuert man, man würde ja gerne die Straße bauen, doch ein Bürger habe Einspruch gegen die Erweiterung der Kiesgrube und den damit verbundenen Straßenbau eingelegt. „An uns liegt das nicht. Vorbereitet ist alles, aber wir fangen erst an, wenn der Widerspruch geklärt ist“, sagt Kies und Sand-Gesellschafter Klaus Steinhoff.
Der Widerspruch werde derzeit noch geprüft. Das Problem für Kies und Sand: Hat der Bürger mit dem Widerspruch Erfolg, ist die Erweiterung der Kiesgrube und die dazugehörige Straße illegal. Kies und Sand müsste die Straße wieder abreißen. Deshalb will die Firma mit dem Bau so lange abwarten.
Lkw-Ärger in Köchstedt: Lösung in Sicht?
Der Widerspruch liegt inzwischen nicht mehr beim Landkreis, sondern beim Landesverwaltungsamt, wie dessen Sprecherin Gabriele Städter bestätigte. „Es gibt tatsächlich den Widerspruch eines Bürgers aus dem Bereich Naturschutz, der hier geprüft wird. Im ersten Halbjahr sollte das erledigt sein.“ Dass die Kiesgrubenbetreiber trotz Widerspruch schon in den Erweiterungs-Flächen baggert, sei nicht verboten. Der Widerspruch habe keine aufschiebende Wirkung.
Zumindest für den Verkehr vom Schotterwerk scheint es nun eine Lösung zu geben. Man habe vom Betreiber bereits in der Vergangenheit gefordert, die Straße entlang der Gleise bis Teutschenthal Bahnhof so auszubauen, dass die Schotter-Laster sie befahren können. „Derzeit gibt es eine provisorische Ausweichstrecke über die Rennstrecke des MSC Teutschenthal. Eine Vorortkontrolle meinerseits hat ergeben, dass diese leider nicht ausreichend genutzt wird“, sagt Wunschinski.
Er werde noch einmal Kontakt zu Kies und Sand und dem Schotterwerk aufnehmen und erstens die Fertigstellung der Straße zu fordern und zweitens die Ausweichroute über die Rennstrecke zu nutzen. (mz)