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Kein Laga in Bad Dürrenberg im Jahr 2022 Kein Laga in Bad Dürrenberg im Jahr 2022: Warum die Verschiebung nicht überrascht

Von Melain van Alst 20.08.2020, 07:00
Die alten Plakate für die Landesgartenschau sind überholt - die Gartenschau ist verschoben.
Die alten Plakate für die Landesgartenschau sind überholt - die Gartenschau ist verschoben. Katrin Sieler

Bad Dürrenberg - Nun ist es Gewissheit: Die Landesgartenschau (Laga) in Bad Dürrenberg wird nicht wie geplant 2022 stattfinden. Die Landesregierung in Sachsen-Anhalt hat entschieden, dass die Gartenschau um ein Jahr verschoben wird und nun im Frühjahr 2023 ihre Tore öffnet. Hauptgrund sind „beträchtliche Zeitverluste“ durch die Corona-Pandemie, wie es in der Mitteilung der Regierung heißt.

Seit Wochen hat Bad Dürrenberg auf diese Entscheidung gewartet, die nun formal noch vom Stadtrat und dem Aufsichtsrat der Laga-Gesellschaft bestätigt werden muss. Die Stadt hatte zuvor um Prüfung einer Verschiebung gebeten. Gänzlich überraschend kommt die Nachricht am Dienstag daher nicht.

Keine Laga im Jahr 2022 wegen Corona

„Wir nehmen die Entscheidung so zur Kenntnis“, erklärt Bad Dürrenbergs Bürgermeister Christoph Schulze (CDU) nüchtern kurz nachdem auch er die Pressemitteilung aus der zuständigen Staatskanzlei erhalten hat. Der Beschluss auf Landesebene gebe Gewissheit, wenngleich die Verschiebung wie ein Damoklesschwert über der Stadt geschwebt habe. „Da kommt eine Summe von Gründen zusammen“, sagt Schulze als Begründung für die spätere Austragung.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat das gesellschaftliche Leben im März zum Erliegen gebracht und damit auch die Vorbereitungen für Bauarbeiten im Stadtgebiet. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst, der vor jeder Baumaßnahme eine Freigabe erteilen muss, durfte nicht sondieren. Das führte unausweichlich zum Stillstand.

Nicht die erste Landesgartenschau, die verschoben wird

Insgesamt war der Start für diese Gartenschau alles andere als einfach: Ein fehlender Fördermittelbescheid und der Tod des ehemaligen Geschäftsführers der Landesgartenschaugesellschaft haben das Vorhaben gebremst. Trotz allem bleibt die Entscheidung der Landesregierung ein Novum in der Geschichte der Landesgartenschauen in Sachsen-Anhalt. „Normalerweise rühmen sich Gartenschauen damit, pünktlich zu sein“, sagt Michael Steinland am Dienstagnachmittag.

Als Geschäftsführer der Landesgartenschaugesellschaft hat er den Blick auch über die sachsen-anhaltischen Grenzen hinaus auf andere Lagas. „Wir sind nicht die ersten, die verschieben“, erklärt er und zählt zugleich die Gartenschau im bayrischen Freyung auf, die im selben Jahr hätte stattfinden sollen und die den gleichen Weg eingeschlagen hat.

Land gewährt Finanzspritze

Gleichzeitig habe die Pandemie auch Ausrichtern in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht und so finden die Schauen in Überlingen (Bad Württemberg) und Ingolstadt (Bayern) im kommenden Jahr statt. Lediglich in Kamp-Lintfort (Nordrhein-Westfalen) sind die Verantwortlichen beim Termin geblieben. Steinland kann der Verschiebung Positives abgewinnen. „Wir haben so mehr Zeit, um bestimmte Themen umzusetzen.“

Er spricht die besonderen archäologischen Funde im Kurpark an und die Bedeutung der Industriekultur in der Solestadt.  Beides sollte sich thematisch in der Schau wiederfinden, wünscht sich der Geschäftsführer. „Andererseits“, sagt er und schneidet das ohnehin schwierige Thema der Finanzierung an. „Andererseits hat die Gesellschaft einen Stamm an Personal, und wir müssen schauen, welche Möglichkeiten der Unterstützung das Land noch sieht.“

Mehrkosten für Landesgartenschau in Bad Dürrenberg

Ein Stück weit kommt das Land der Stadt entgegen. „Verbunden mit diesem Beschluss ist auch, dass der Sockelbetrag von fünf auf sechs Millionen Euro angehoben wird“, sagt Schulze und wertet dies als positives Zeichen. „Die Erhöhung soll den stark angestiegenen Baupreisen Rechnung tragen“, heißt es als Begründung vom Land.

Der Sockelbetrag wird allen Städten gewährt, die eine Landesgartenschau ausrichten und dient dazu, in grüne Maßnahmen zu investieren. Das Land hatte für den Ausrichter der Laga 2027 den Betrag bereits auf sechs Millionen Euro angehoben, was nun auch für Bad Dürrenberg gilt. Gebrauchen kann die Stadt das Geld, denn als die Verschiebung hinter den Kulissen diskutiert wurde, war sie bereits gebeten worden, Mehrkosten zu nennen.

Verschiebung der Laga eine „vernünftige Entscheidung"

Die Berechnung hatte ergeben, dass es sogar teurer käme, die Gartenschau im geplanten Jahr 2022 zu eröffnen, als sie im Folgejahr auszurichten. Zeitgewinn kontra Mehrkosten halten sich auch bei der Einschätzung des Stadtratsvorsitzenden Jürgen Ruscher (CDU) die Waage. „Es ist eine vernünftige Entscheidung, da wir mit einigen Maßnahmen zeitlich ins Hintertreffen geraten sind“, erklärt er. 

Das könnte auch bedeuten, dass nun die ein oder andere Entscheidung wieder ausführlicher diskutiert wird. Schulze warnt jedoch, alle müssten „mit voller Kraft voraus“ arbeiten, um die Projekte umzusetzen. Ruscher glaubt, es verschafft den Beteiligten etwas mehr Luft. „Schließlich wissen wir nicht, wie sich die Situation weiter entwickelt.“ (mz)