Kegeln Kegeln: Minis mit der Mini-Kugel

merseburg/MZ - Orientiert man sich nur am Lärm, der einem am Sonntag aus dem Merseburger Kegelparadies entgegenkam, kann sich der Kreiskeglerverband derzeit nicht über mangelnden Nachwuchs beklagen.
Der erste Eindruck beim Betreten der Halle schien dies zu bestätigen. Kein Plätzchen war mehr frei. Alle acht Bahnen belegt, die nächsten Starter warteten schon ungeduldig. Im Zuschauerraum drängte sich der Anhang und verfolgte das Geschehen auf der Anlage mit teils frenetischem Jubel. Die schöne heile Welt. Kreismeisterschaften des Nachwuchses sind für den Keglerverband immer eine Chance, für seinen Sport zu werben.
Nur 49 Kegler im Kreis
In kaum einer Sportart kann man leichter zu Titeln kommen. Vor allem, wenn man nur zeitig genug damit beginnt. Aber der erste Eindruck täuscht.
Tatsächlich leiden die Kegelvereine im Saalekreis an Mitgliederschwund, auch bedingt durch fehlenden Nachwuchs. „Es ist immer schwer, die Kinder fürs Kegeln zu begeistern“, sagt Ralf Kelm, Jugendwart des KKV. Je älter sie werden, desto mehr müsse man sich anstrengen, um das Kegeln attraktiv zu machen. „Wenn jemand einmal mit - sagen wir mal Fußball - angefangen hat, ist es zu spät“, so Kelm. Zumindest bei den 44 Teilnehmern der Endrunde um den Kreismeister-Titel scheint es nicht zu spät gewesen zu sein. Schon gar nicht bei Andreas Kelm, dem Sieger der U18 in den vergangenen drei Jahren. Auch dieses Mal spielte er die Konkurrenz fast in Grund und Boden. Nur der Müchelner Danny Heidler konnte ihm einigermaßen das Wasser reichen. Zum Lohn fahren beide zu den Landesmeisterschaften im Mai nach Schkopau.
44 Teilnehmer in vier Wertungsklassen. Klingt doch ganz stattlich. Eigentlich ist doch alles gut in der Kegel-Welt. Ralf Kelm ist da vorsichtiger. Denn die 44 Jung-Kegler waren gleichzeitig so ziemlich alle im Landkreis, 49 gibt es. Besonders bei den Kleinsten sehe es düster aus. „Das ist eine Momentaufnahme, bei manchen Jahrgängen sieht es nicht ganz so rosig aus.“ Um dem vorzubeugen, haben sie sich etwas Neues ausgedacht. Kegeln in der Grundschule.
Hoffnung auf Begeisterung
Schon Achtjährige sollen hier ihre Begeisterung finden und an den Sport herangeführt werden. Selbstverständlich behutsam, erklärt Kelm. „Natürlich muss man damit langsam anfangen. Es geht doch erst einmal nur darum, etwas Spaß und Abwechslung zu haben.“
Ein Pilotprojekt begann vor kurzem an der Schafstädter Grundschule. Ralf Kelm: „Wir hoffen, dass es etwas bringt. Vielleicht können wir den einen oder anderen für das Kegeln begeistern.“ Eigens für die Knirspe gibt es spezielle Kugeln. Alles eine Nummer kleiner, wie die Kegler selbst.
Ob es künftig noch mehr Grundschulen gibt, an die man gehe, müsse man sehen. Andreas Kelm, Seriensieger der letzten Jahre, weiß, wohin das alles führen kann. Im vergangenen Jahr wurde er Dritter bei den Landesmeisterschaften und war mitverantwortlich für einen der wohl knappsten Endergebnisse. Am Ende lag Christopher Gränzdörfer von der SG Wählitz mit 1 085 Punkten nur einen Zähler vor dem Titelverteidiger, Tim Nagel vom KSV Lossa. Wiederum nur einen Punkt dahinter: Andreas Kelm.
Dieses Jahr nun soll es für ganz oben reichen. Und wer weiß, vielleicht tut es ihm einer der Schafstädter Grundschüler bald nach. Jung genug fangen sie ja an.
Mehr zum Kegeln im Saalekreis im Internet unter www.kegeln-halle.de
