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"Höffner" in Günthersdorf Höffner in Günthersdorf: Dieser Mann steckt hinter dem Möbelriesen

Von Melain van Alst 04.09.2017, 12:06
Die Eröffnung des vergrößerten Möbelhauses Höffner verleitete Inhaber Kurt Krieger zu einem seiner seltenen öffentlichen Auftritt in Günthersdorf.
Die Eröffnung des vergrößerten Möbelhauses Höffner verleitete Inhaber Kurt Krieger zu einem seiner seltenen öffentlichen Auftritt in Günthersdorf. Peter Wölk

Günthersdorf - Vor dem „Höffi“ in Günthersdorf steht ein schmächtiger Mann mit ein paar Zetteln in der Hand und gibt ein Interview nach dem anderen. Vor dem neuen Hauptportal wirkt Kurt Krieger, Inhaber des Möbelriesen Höffner, fast schon verloren. Entweder er oder das Portal sind auf dem Foto. Beides geht nicht.

Er ist ein seltener Gast vor Kameras und für Journalisten. Doch für seine „Erfindung“ hat der 69-Jährige den Weg von Berlin nach Günthersdorf angetreten und präsentiert das neu gestaltete Einrichtungshaus und Hochregallager im Eiltempo. Wer ihn mit leiser Stimme hören will, muss das Tempo mitgehen, das er in Turnschuhen und Anzug vorlegt.

Wie der Möbel Höffner nach Günthersdorf kam - und nicht nach Leipzig

Der Höffner-Standort Günthersdorf hat einen besonderen Stellenwert für Krieger, der in diesen Tagen sein 50-jähriges Betriebsjubiläum feiert. Sein erstes Möbelgeschäft in den neuen Bundesländern sei es gewesen und die Art wie es entstanden ist, ist eine Geschichte, die er gern erzählt.

Es war 1990 als er nach einem Standort suchte und man ihn in Leipzig abwies. „Sie wollten uns damals nicht.“ Weiter westlich war man schneller und verwies an einen Ort genau zwischen Halle und Leipzig an der Autobahn. Krieger schlug zu. „Ich habe einen netten Mann kennengelernt. Herr Dr. Henze von der LPG sagte zu mir: ,Hilf mir meine LPG zu retten und ich zeige dir, wie es in der DDR läuft.‘ Und das haben wir gemacht.“

Möbelriese auf der grünen Aue: Höffner wurde in Günthersdorf im Eiltempo hochgezogen

Es geht schnell. Noch vor der Einheit, noch vor den müßigen Planfeststellungsverfahren, die schon im Westen üblich waren, begann Krieger sein Großprojekt. Ein Einkaufszentrum mit 100.000 Quadratmetern soll entstehen, finanziert durch 500 Millionen Mark. 1.000 Arbeitsplätze und 2.000 Teilzeitjobs verspricht er.

Den hiesigen Eigentümern kauft er die Grundstücke ab und noch im September 1990 werden die ersten Fundamente gesetzt, Richtfest ist im Frühjahr 1991 und dann öffnet Höffner. Es ist der 26. August 1991. Vom „Goldregen für die Aue-Dörfer“ ist damals die Rede.

Auf der grünen Wiese ist ein Riese entstanden, der bis heute wächst. Den einstigen Saalepark – heute Nova Eventis – hat Krieger schnell verkauft. Nicht seine Expertise, wie er knapp sagt.

Von der Möbeltischlerei zum Großkonzern: Wie Kurt Krieger mit Möbel Höffner verbunden ist

Der Name Krieger ist schon immer mit dem Wort „Möbel“ verbunden. 1910 gründete Wilhelm Krieger, Kurt Kriegers Großvater, eine Möbeltischlerei und macht daraus ein Möbelhaus in Berlin. 1967 kauft Kurt Krieger dann die Namensrechte am traditionsreichen „Höffner“-Möbelgeschäft und gründet die Firma neu. Die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi gehören heute zur Krieger-Gruppe auch Möbel Kraft und Sconto. Allein Höffner soll jährlich einen Umsatz von zwei Milliarden Euro machen. Doch wenn es um Zahlen geht, hält sich Krieger bedeckt. Den Umsatz seines Hauses in Günthersdorf will er nicht sagen.

Aber, dass man sich nach dem Umbau 20 Prozent mehr Umsatz wünsche, lässt er durchblicken.

Höffner-Inhaber Kurt Krieger fühlt sich in Günthersdorf wohl

„Ich habe mich hier immer wohlgefühlt“, sagt der Ur-Berliner über den Saalekreis. Auch das sei ein Grund, warum er den Standort Günthersdorf weiterentwickelt. „Auch die Nähe zu Berlin ist wichtig. Ich bin schnell hier.“

Günthersdorf bietet mit der logistischen Erweiterung und dem Hochregallager Platz für 150.000 Artikel. In die Baumaßnahmen hat das Unternehmen 150 Millionen Euro investiert. Fit für die Zukunft will er den Möbelriesen machen, sagt Krieger.

Trotz der mittlerweile 6.000 Mitarbeiter deutschlandweit, bleibt es ein Familienunternehmen. In der vierten Generation führt Sonja Krieger das Geschäft mittlerweile an der Seite ihres Vaters und auch Sohn Konrad Krieger will nachrücken. Ans Aufhören denkt der 69-Jährige allerdings nicht: „Wieso auch?“, fragt er rhetorisch. „Ich spiele Klavier, fliege Helikopter und gehe Kiten.“ Das reiche ihm als sportlichen Ausgleich zum Unternehmer-Dasein. (mz)

Voll automatisch sollen die Artikel in und aus dem neuen Hochregallager direkt an der Autobahn transportiert werden.
Voll automatisch sollen die Artikel in und aus dem neuen Hochregallager direkt an der Autobahn transportiert werden.
Peter Wölk