Hochsprung Hochsprung: Ein unvergessliches Erlebnis
LEUNA/MZ. - Der 14-jährige Philipp Röder und sein Vater Thomas stehen vor einer für Außenstehende schwierigen Entscheidung. Fahren sie zu den Mitteldeutschen Leichtathletik-Meisterschaften oder zum Internationalen Hallen-Hochsprungmeeting nach Arnstadt? Wo soll Philipp antreten? "Mir ist die Entscheidung nicht schwer gefallen", sagt Philipp lächelnd. Er wollte sich einen Traum erfüllen: Zusammen mit Hochsprung-Weltstars antreten. Und diese einmalige Möglichkeit biete ihm nur das Meeting in Arnstadt, wo im Vorprogramm der Männer- und Frauenwettkämpfe der Nachwuchs sein Können beweisen darf.
Das Adrenalin im Körper des 14-Jährigen steigt schon, bevor der Wettkampf überhaupt beginnt. In der Erwärmungszone der Jahnsporthalle in Arnstadt mischt sich die mitteldeutsche Hochsprung-Jugend mit internationaler Spitzenklasse. Dehnübungen, leichtes Laufen - direkt neben den deutschen WM-Dritten von 2009, Raul Spank und Ariane Friedrich, und der amtierenden Weltmeisterin aus Russland, Anna Chicherova. "Raul ist mein Vorbild", sagt Philipp Röder. Und er nutzt die Chance, die sich für ihn ergibt. "Ich habe mir schon bei der Erwärmung etwas abgeschaut", so der junge Sportler vom TSV Leuna, "und habe ihn dann auch noch gefragt, was er für Tricks hat."
So schnell kann Philipp die Tricks gar nicht verinnerlichen, muss er schon zu seinem Wettkampf. Als 14-Jähriger in der U 16 startend, lässt er im ersten Sprung 1,50 Meter auflegen. Geschafft. Immer im ersten Versuch meistert er die weiteren Höhen - es wird um je fünf Zentimeter gesteigert - bis zu 1,75 Meter. Und schon da hat er seinen persönlichen Bestwert und seine eigene Körpergröße um zwei Zentimeter übertroffen. "Wenn die Hochsprunglatte auf Augenhöhe des Sportlers liegt, wird es grenzwertig", sagt Vater und Übungsleiter Thomas Röder. Mit Anlauf auf die direkt anvisierte Fiberglaslatte zuzurennen, habe schon so manchen Sportler abgeschreckt. "Mit Philipp habe ich das ganz am Anfang geübt und darum ist das kein Problem mehr", erzählt der Vater. Und so als ob auch 1,80 Meter kein Problem für den jungen Gymnasiasten seien, meistert er in Arnstadt diese Höhe im zweiten Versuch. Wie bei großen internationalen Wettkämpfen geht es zu. Die Zuschauer klatschen im Takt und feuern so den 14-Jährigen an. Um drei Zentimeter, auf 1,83 Meter, wird für ihn noch aufgelegt. "Aber da war die Kraft weg", sagt Vater Thomas. Doch er ist mächtig stolz auf seinen Sohn. Und das Schönste steht noch bevor. Bei der Siegerehrung gibt es einen großen Christallpokal. Das Händeschütteln und die Glückwünsche kommen von Ariane Friedrich persönlich. "Das war riesig. So etwas habe ich vorher noch nicht erlebt", sagt Philipp schwärmend. Ihm und seinem Vater glänzen bei den Erinnerungen die Augen. "Und die ganze Weltelite hat auf seiner Urkunde unterschrieben", erzählt der Vater.
Als Walter Knebel, Vorsitzender des Kreisverbandes Leichtathletik, von Philipps Bestmarke erfuhr, sagte er: "So hoch ist im Saalekreis noch nie ein 14-Jähriger gesprungen." Den Rekord hielten Daniel König vom SV Braunsbedra (1999 aufgestellt) und Michel Saß vom MSV Buna Schkopau (2007) mit je 1,75 Metern. Wie hoch soll es für Philipp noch gehen? "Zwei Meter will ich irgendwann schaffen", sagt der 14-Jährige. "Dieses Jahr wird es vielleicht nichts mehr", hakt der Vater ein, "da muss er noch mehr trainieren, damit er mehr Kraft in den Beinen bekommt."
Philipp ganz gezielt zu fördern, also, dass er eine Sportschule besucht, kommt für die Familie vorerst nicht in Frage. Obwohl Interesse seitens einer Schule bestand, so Thomas Röder: "Er ist aber die Umgebung mit seinen Freunden gewöhnt." Und auch Philipp findet es schöner, zu Hause zu sein. Ein- bis zweimal die Woche trainiert er beim TSV Leuna. "Leichtathletik ist nur ein Hobby für mich, als Ausgleich für die Schule", sagt Philipp. Wie es sich anfühlt, ein großer Hochsprung-Star zu sein, hat er nun hautnah miterlebt. Darum ist für Vater und Sohn klar: "Im nächsten Jahr lassen wir uns den Wettkampf wieder nicht entgehen."