Gelsenwasser im Chemiepark Schkopau Gelsenwasser im Chemiepark Schkopau: Hier wird braune Brühe zu sauberem Saalewasser

Korbetha - Das Brühe, die aus dem schwarzen Schlund in Richtung des Rechens fließt, ist wenig einladend. Die Farbe erinnert an Popel, der Geruch ist faulig. Das liege auch daran, dass die Abwassermengen zurückgegangen seien, erklärt Rüdiger Kranz.
Dadurch blieben die Entsorgungen aus der Toilette länger in den Kanälen und fingen an zu faulen. Kranz war viele Jahre Leiter der Ver- und Entsorgung bei Dow. Mittlerweile ist er Berater für die AWS GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Gelsenwasser AG, die die Zentralkläranlage auf dem Schkopauer Chemieareal zum Jahresbeginn übernommen hat und schon seit Monaten in der Diskussion steht.
Seit Monaten gibt es Streit um Abwasserentsorgung
Das liegt daran, dass die circa 1.000 Kubikmeter Wasser, die stündlich in die mechanische Vorreinigung fließen, nicht nur von den Chemiefirmen kommen, sondern zu etwa 37 Prozent auch aus dem Gebiet des Abwasserzweckverbandes (AZV), also etwa Merseburg, Schkopau oder Bad Lauchstädt. Dieser möchte nun jedoch eine eigene Kläranlage bauen.
Die Gelsenwasser AG, die zu großen Teilen den Stadtwerken in Bochum und Dortmund gehört, wiederum will den Großauftrag gern behalten, auch wenn man die Anlage auch ohne diesen betreiben könnte, wie AWS-Geschäftsführer Jochen Krüger betont. Seit Monaten streiten die Mitglieder des AZV und der verantwortlichen Stadt- und Gemeinderäte nun schon, welche Option erstrebenswerter und langfristig günstiger ist.
Erst trübe Brühe, dann gereinigtes Saalewasser
Wohl auch deswegen lud Gelsenwasser zu diesem Samstag Anwohner und Politiker in die in Höhe Korbetha gelegene Kläranlage. Die hätte, so erklärt Kranz, einst ausgereicht, um das gesamte Abwasser von Berlin zu klären. Nach dem Rückbau nach der Wende kann sie nun noch umgerechnet die Abwässer von etwa 400.000 Einwohnern so aufbereiten, dass das Endprodukt bedenkenlos in die Saale eingeleitet werden kann. Diese Kapazität werde derzeit zur Hälfte ausgenutzt.
Die Anlage selbst unterscheide sich in ihrer Funktionsweise trotz der Chemieabwässer nicht von anderen Klärwerken, erörtert Kranz. Die frischen Abwässer kommen über dem Hauptsammler, der unter der Straße 4 das Werk kreuzt, in die Vorklärung. Die funktioniert mittels mechanischer Hilfsmittel, wie etwa einem Rechen, der die groben Inhalte des Wassers herausfiltert. Auch Schlamm setzt sich hier ein erstes Mal ab. Er wird, wie der überschüssige Schlamm im weiteren Reinigungsverlauf, in der etwas oberhalb gelegenen Anlage des Entsorgungsunternehmens Suez verbrannt.
Biobakterien verrichten die eigentliche Arbeit im Klärwerk
Für das Wasser geht es derweil über ein Pumpwerk weiter in das Kernstück der Kläranlage. Die Brühe, die das 12.000 Kubikmeter große Belebungsbecken direkt vor den Kühltürmen des Kraftwerks ausfüllt, sieht mit ihrer braun-roten Färbung allerdings noch dreckiger aus als das Ursprungsabwasser.
„Das liegt am Bioschlamm, der hier zugefügt wird“, begründet Kranz. Die rote Färbung käme durch die Eisen-III-Chloride, an die sich die Bakterien andocken können. Diese verrichten hier die eigentlich Arbeit. Sie befreien, das Wasser von organischen Substanzen.
Nach zwölf Stunden ist das Wasser sauber
Nach etwa zwölf Stunden fließt das Nass dann in eines der runden Nachklärbecken, von dem mehrere Dutzend Enten starten, als sich die Besuchergruppe nähert. Hier setzt sich der Schlamm ab.
An einer Brückenkonstruktion befestigte Schilde schieben ihn zu einem Loch in der Mitte, von wo aus er zurück ins Belebungsbecken gepumpt wird. Das gereinigte und nun klare Wasser fließt derweil über Kämme in einen Kanal, vorbei an einem grauen Container in dem die Qualität gemessen wird. Treten dort keine Beanstandungen auf, geht es weiter bis zur Saale. (mz)
