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Fußball - VfB Imo Merseburg Fußball - VfB Imo Merseburg: Ende der Leidenszeit für Ricky Wittke

Von Frank Harnack 24.07.2015, 16:02
Ricky Wittke (2.v.r.) beim Fototermin mit den anderen drei Neuzugängen des VfB Imo Merseburg: Armin Kilz, Pavel Pfeifer und Steve Braun (von links), mit dem er schon beim VfL Halle zusammen gespielt hat.
Ricky Wittke (2.v.r.) beim Fototermin mit den anderen drei Neuzugängen des VfB Imo Merseburg: Armin Kilz, Pavel Pfeifer und Steve Braun (von links), mit dem er schon beim VfL Halle zusammen gespielt hat. Peter Wölk Lizenz

merseburg - Rückschläge sind für Ricky Wittke nichts Neues. Der Fußballer des VfB Imo Merseburg, in diesem Sommer vom VfL Halle 96 an den Ulmenweg gekommen, hat in seiner jungen Karriere schon so einiges einstecken müssen. Die Liste seiner Verletzungen: ein Leistenbruch, eine Lähmung der Gesichtshälfte, ein Kreuzbandriss und ein Außenbandriss im Knie. Jede Verletzung bedeutete eine Ausfallzeit, verpasste Trainingseinheiten und Spiele. Andere hätten bei dieser Häufung vielleicht schon längst aufgegeben. Nicht so der in Wolmirstedt geborene Wittke.

Zwei schwere Verletzungen

Stets kam er zurück. Auch jetzt. In Merseburg, wo er einen Ein-Jahres-Vertrag unterzeichnet hat, kämpft er um seine Karriere. Er spürt die Härte der Vorbereitung vielleicht deutlicher als mancher Teamkollege. Während diese nach einer anspruchsvollen Intervalleinheit schon längst wieder beieinander stehen und flachsen, sitzt Wittke noch ein Weilchen länger auf dem Rasen, schweißüberströmt, mit dem Rücken an einen Torpfosten gelehnt, eine Wasserflasche in der Hand.

Eineinhalb Jahre war er nach seinem Kreuzband- und Außenbandriss nicht mehr am Ball. Im November 2013 lag er auf dem OP-Tisch. Doch damit war es nicht getan. „Es gab Komplikationen, das Knie wurde unter Belastung immer wieder dick. Hinter dem Thema Fußball stand für mich auf einmal ein ganz großes Fragezeichen“, erzählt er.

Im Sommer 2014 wurde eine zweite Operation notwendig, um die Probleme beheben zu können. Wittke, zu diesem Zeitpunkt beim VfL Halle 96 unter Vertrag, musste noch einmal von ganz vorn beginnen. Muskelaufbau und Physiotherapie standen damals auf seinem Trainingsplan.

Zum Zweikampf überwinden

„Das Wichtigste war und ist ja immer noch, wieder Vertrauen in das Knie und in den eigenen Körper zu bekommen“, sagt er. Was einfach klingt, ist in der Realität ein langer Prozess der Überwindung. „Ich muss wieder lernen, Zweikämpfe anzunehmen und da rein zu gehen. Ich horche oft viel zu sehr in mich hinein.“ Nach der zweiten Operation allerdings unnötig. Das Knie hielt. „Auf einen Schlag ging es plötzlich. Warum auf einmal, weiß keiner so richtig.“

Es war Wittke auch egal, Hauptsache er konnte wieder anfangen, richtig zu trainieren, wieder ein Fußballer zu werden. Schritt für Schritt arbeitete er an seinem Comeback, Schritt für Schritt ging es auch immer besser.

Zwei Monate trainierte Wittke bereits wieder beim VfL, doch so richtig Vertrauen in das Comeback des 26-Jährigen hatte bei den Hallensern keiner. Da kam das Angebot des VfB Imo Merseburg, wo er wieder mit Steve Braun zusammenspielen kann, gerade recht. „Hier bekomme ich die Zeit, die ich brauche, um wieder richtig fit zu werden“, sagt Wittke. Trainer Tom Persich bestätigt das: „Wir müssen ihn jetzt behutsam aufbauen. Im schlimmsten Fall braucht er nach eineinhalb Jahren Pause wieder eineinhalb Jahre, ehe er der Alte ist. Ich hoffe, dass es bei ihm nicht so lange dauert und er uns schneller helfen kann.“

Tor im Testspiel

Er würde Wittke eigentlich schon gern in der Rückrunde in alter Stärke zur Verfügung haben. Die ersten Signale lassen da hoffen, ohne gleich euphorisch zu werden. Denn beim Testspielsieg in Landsberg am vergangenen Sonnabend erzielte Wittke gleich ein Tor, spielte die 90 Minuten durch. Allerdings notgedrungen, weil die Merseburger nur zu zwölft waren. Da hieß es sich durchzubeißen. „90 Minuten sind aber noch eine lange Distanz für mich“, räumt Wittke ein, „aber ich bin froh, überhaupt wieder dabei zu sein. Fußball macht mir wieder Spaß.“

Das ist es, was zählt. Gelehrt haben ihn die Verletzungen vor allem eines: Geduld. „Früher war ich eher der ungeduldige Typ“, sagt Wittke. Doch er weiß, dass er jetzt nichts überstürzen darf. Deshalb bleibt er bei seinen Zielen bescheiden. „Ich will wieder in Form kommen und mit dem Verein oben mitspielen.“

Am Sonnabend wird sich zeigen, ob Wittke auf seinem Weg zurück wieder einen Schritt vorangekommen ist. Dann spielt der VfB Imo sein zweites Testspiel, gastiert beim Landesligisten Blau-Weiß Farnstädt. „Das ist ein stärkerer Gegner als Landsberg vor einer Woche“, stellt Persich klar, auch wenn ihm wie immer das Ergebnis ziemlich egal ist.

Noch zwei Trainings vor Spiel

Er setzt den Schwerpunkt auf das taktische Verhalten bei eigenem Ballbesitz. „Dass dabei der eine oder andere Fehler passieren wird, ist normal. Die Trainingsbelastung ist hoch“, sagt Persich, der noch am Samstagabend und Sonntagvormittag trainieren lassen wird. Für Wittke wieder eine Situation, durch die er sich durchbeißen muss, in der er sich mehr quälen wird als andere. Damit er wieder richtig Fußball spielen kann.

Das Testspiel zwischen Blau-Weiß Farnstädt und dem VfB Imo Merseburg beginnt am Sonnabend um 14 Uhr auf der Otto-Wolf-Kampfbahn. (mz)