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Fußball Fußball: «Das Kribbeln war einfach nicht mehr da»

Von ANKE LOSACK 19.04.2011, 20:52

FARNSTÄDT/MZ. - Nico Häring hat es sich im Büro seines Chefs auf der Couch bequem gemacht. Leise Musik dudelt aus dem Radio. Er lehnt sich entspannt zurück. "Ich bin froh, dass es vorbei, dass mein Kopf jetzt frei ist", sagt er und wirkt dabei, als ob eine zentnerschwere Last von ihm abfällt.

Der Farnstädter Fußballer hat Schluss gemacht, die Schuhe an den Nagel gehängt. Mit 24 Jahren. Dabei galt er Jugendlicher noch als großes Talent. Verletzungen haben ihn aber immer wieder zurückgeworfen und "nun das Fass zum überlaufen gebracht", wie Häring sagt. Fersenbruch, Zehenbruch, Leistenbruch, Schambein-Entzündung, Muskelfaserriss, Prellung der Rotatoren, waren nur einige seiner Leiden.

"Schon mit sieben Jahren sah man, dass Nico Talent hat", erinnert sich Jochen Conrad, der Präsident von Blau-Weiß Farnstädt. Darum legte man ihm in seinem Heimatverein auch keine Steine in den Weg, als er mit zwölf Jahren auf die Sportschule nach Halle wechseln wollte. In der HFC-Jugend durchlief er die Stationen bis zur B-Jugend, spielte in den Auswahlmannschaften Sachsen-Anhalts , "und war immer Kapitän", wie Häring stolz sagt. Doch bereits in der Pubertät hatte er Wachstumsstörungen und als Folge dessen, mit Knieproblemen zu kämpfen. Davon ließ er sich aber noch nicht unterkriegen. Mit 16 Jahren wechselte er zu Carl-Zeiss, spielte mit deren A-Jugend in der Bundesliga. "Das war meine schönste Zeit", erzählt er und bekommt leuchtende Augen. "Einmal haben wir die Jungs von Hertha BSC Berlin, unter anderem Jerome Boateng, Patrick Ebert und Ashkan Dejagah, mit 4:1 abzogen", grinst Häring. Doch genau das war auch die Zeit, als der damals 18-Jährige nur noch mit starken Schmerzmitteln spielen konnte und die Phasen seiner Einsätze immer kürzer wurden. Trotzdem hatte er 2005 zwei Angebote: Bayern Hof oder 1. FC Kaiserslautern. Häring entschied sich für die "Roten Teufel". "Und dort kam ich dann gar nicht mehr auf die Strümpfe", sagt er. Also kam der Ur-Farnstädter zurück in die Heimat, zu Blau-Weiß, wo er den Kreispokalsieg und den Aufstieg in die Landesliga feierte. Mal sieben Spiele, verletzt, dann drei Spiele, verletzt. Es ging bei ihm fast nichts mehr. "Beim Betreten des Platzes war dann zuletzt das Kribbeln einfach nicht mehr da. Mir schoss nur durch den Kopf: Bitte nicht wieder verletzen", erklärt der 24-Jährige. Es war Zeit aufzuhören.

Gerade ist der Farnstädter dabei, sich privat eine solide Basis zu schaffen. In der Querfurter Firma Mesoba, die Blau-Weiß-Präsident Conrad leitet, beendet Häring im Sommer seine Ausbildung und will dann Lehramt studieren. Aber vom Fußball kann er nicht lassen, hat 2009 die B-Trainerlizenz abgelegt. "Seit heute bin ich Trainer der U 17 beim Halleschen FC", schickte der 24-Jährige am Dienstagabend per SMS.