Fußball Fußball: Brachstedt erobert Stadtstadion
MERSEBURG/MZ. - Wie der erste Mann auf dem Mond: Nach dem Spiel ging Brachstedts David Reza mit einer Fahne am Holzstab zum Mittelpunkt des Hauptplatzes im Merseburger Stadtstadion. Eigentlich wollte er sie im Kreidepunkt versenken, doch der Boden war einfach zu hart. Also trottete Reza wieder ab. Dennoch, die Eroberung des Stadions war den Brachstedtern gelungen. Blau-Weiß nahm am Dienstag die Heimspielstätte von Gegner SV Merseburg 99 in Beschlag. Denn mit 1:0 gewann man das Fußball-Kreispokalfinale vor 431 Zuschauern. Die Spieler feierten ausgelassen auf dem Rasen, die Fans auf der Tribüne. "Großartig, hier in der Höhle des Löwen", meinte der Manager Sirko Dahlmann in Bezug auf das Heimspiel der 99er. Zudem habe das Team in den letzten zwölf Jahren sechs Mal im Finale gestanden - zum vierten Mal haben sie den Pott gewonnen.
In der ersten Halbzeit der Partie sah es danach aber gar nicht aus, denn da hatten die Merseburger in einer ansonsten sehr schwachen Partie die besseren Möglichkeiten, in Führung zu gehen. Zweimal blieb Robby Stuck aber ein Tor versagt. In der elften Minute kam er aus zehn Metern frei zum Schuss, traf dabei den Ball nicht richtig. Eine Minute später legte Lars Dratschmidt für ihn auf, doch Thomas Brose im Brachstedter Tor parierte. "Hätten wir die frühe Führung gemacht, wäre das Spiel sicher anders gelaufen", sagte Merseburgs Trainer Jörg Sachse niedergeschlagen. Sein Kollege auf der anderen Seite, Maik Scholz, mahnte sein Team zur taktischen Disziplin. "Wir stehen hinten tief", rief er laut an die Adresse von Reza, der lieber Pressing spielen wollte. Brachstedts Christoph Schöfthaler hatte in der 20. Minute eine Riesenchance, doch der herausgeeilte Torwart Stephan Pfennig parierte zweimal glänzend. An das Niveau von Landesklasse-Tabellenführern, die beide ja sind, fanden die Teams über die gesamte Partie aber nicht heran. Brachstedt schien mit Beginn der zweiten Hälfte besser ins Spiel zu finden. Doch die erste Torchance hatten die 99er (52.). Torjäger Sebastian Schlorf narrte Brose weit vor dessen Tor und passte in den Rückraum zum eingewechselten Daniel Rausch. Vier Brachstedter waren unterdessen aber auf die Torlinie geeilt. Einer blockte den Flachschuss ab. Danach wurde es ein offener Schlagabtausch.
Verzweifelt legten die Brachstedter die Hände an den Kopf, als Thomas Jebock nach einer Kopfballvorlage von Schöfthaler aus zwei Metern über das SV-Tor schoss (63.). Zwei Minuten später machte es Schöfthaler dann selbst, erzielte die 1:0-Führung und wurde beim Jubel an der Seitenlinie unter seinen Mitspielern begraben. "Einer musste das Tor ja machen", sagte Schöfthaler. Der SV 99 hatte mehrere Ausgleichschancen, auch weil die Brachstedter ab der 80. Minute nur noch mit zehn Mann spielen mussten. Nach einem Foulspiel hatte der gelb-vorbelastete Thomas Brandt die Ampelkarte gesehen. Kurz vor dem Abpfiff, in der Nachspielzeit, hieß das Duell erneut Stuck gegen Brose. Wieder blieb der Torwart Sieger, wie auch sein Team. Dafür gab es Lob von Merseburgs Trainer Sachse. "Er hat erstklassig gehalten. Darum ist der Sieg nicht unverdient. Wir haken die Niederlage ab und denken ab morgen an Leuna", so Sachse. Die Brachstedter dachten indes nur ans Feiern. Nach der Eroberung des Stadtstadions wurde noch ein Schiff geentert. Auf dem Saale-Dampfer "Marie-Hedwig" ließen sie den Abend ausklingen.